Leipzig:Bauern protestieren mit Traktoren gegen Agrarpolitik

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Mit Hunderten Traktoren haben Bauern in Leipzig, Chemnitz und Görlitz am Dienstag für mehr Mitsprache bei der Agrarpolitik protestiert. Die Landwirte...

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Berlin (dpa/sn) - Mit Hunderten Traktoren haben Bauern in Leipzig, Chemnitz und Görlitz am Dienstag für mehr Mitsprache bei der Agrarpolitik protestiert. Die Landwirte beteiligten sich mit den Sternfahrten an dem bundesweiten Protest „Land schafft Verbindung“, wie Paul Kompe, Organisator der Demo in Leipzig, erklärte.

Zentrum des Protests war Bonn. Dort versammelten sich laut Schätzungen der Polizei knapp 6000 Teilnehmer. 2000 Traktoren seien unterwegs gewesen. Auch in Richtung Berlin fuhren etwa 200 Traktoren und andere Landwirtschaftsmaschinen aus Brandenburg.

An der Fahrt in Leipzig beteiligten sich laut Kompe mehr als 150 Landwirtschaftsbetriebe aus der Region. Mehr als 200 Traktoren rollten auf insgesamt vier Routen zum Völkerschlachtdenkmal. Die Bauern machten mit lautem Hupen und Plakaten an ihren Traktoren auf sich aufmerksam. „Ist der deutsche Bauer tot, woher kommt denn dann das Brot?“ stand auf einem geschrieben. „Der Bauer ist kein Spielzeug“ auf einem anderen.

In Chemnitz waren es etwas weniger Maschinen als erwartet: Knapp 160 Traktoren und 300 Teilnehmer wurden gezählt, wie Mitorganisator Georg Stiegler berichtete. Rund 120 Betriebe seien bei der Fahrt dabei gewesen. Stiegler freute sich über die positiven Reaktionen der Passanten. Viele hätten sich erstaunt gezeigt über die Situation der Bauern. Ziel in Chemnitz war die Johanniskirche. In Görlitz waren laut Kompe über 100 Traktoren unterwegs.

Bundesweit wollten am Dienstag Tausende Landwirte an dem Aktionstag von „Land schafft Verbindung - Wir rufen zu Tisch“ teilnehmen. Hintergrund ist, dass die Bauern durch die aktuelle Umwelt-, Landwirtschafts- und Handelspolitik die regionale Lebensmittelproduktion und ihre Existenz in Gefahr sehen. Die Bauern wollen mit ihrem Motto eine Verbesserung des Miteinanders bei gesellschaftlich wichtigen Themen, wie Tierwohl, Insektenschutz und Lebensmittelsicherheit erreichen.

Agrarministerin Julia Klöckner äußerte Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Zugleich wies die stellvertretende CDU-Chefin auf nötige Veränderungen in der Landwirtschaft hin. „Ich mute den Landwirten etwas zu, Veränderungen, aber ich mache das nicht ohne, dass ich sie auch finanziell unterstütze mit Fördermaßnahmen“, sagte Klöckner im ZDF-„Morgenmagazin“. Landwirte würden in der gesellschaftlichen Debatte oft als Tierquäler oder Umweltverschmutzer abgetan. Das sei falsch.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter bezeichnete die bundesweiten Bauern-Proteste als Ergebnis einer „jahrzehntelang verfehlten Agrarpolitik“. „Viele Bäuerinnen und Bauern stehen schlicht mit dem Rücken zur Wand, weil sie nicht mehr von dem leben können, was sie produzieren“, sagte Hofreiter in Berlin. Deswegen könne er verstehen, dass sie massiv protestieren.

Ihren Anfang nahm die Protestbewegung mit grünen Kreuzen, die viele Landwirte bundesweit als Zeichen ihrer Existenzängste auf Feldern und Wiesen aufstellen. Auch in Sachsen gab es diese Form des Protests: Im Landkreis Zwickauer Land wurden die Kreuze Ende September auf mehreren Feldern errichtet.

„Da dieser stille Protest ignoriert wurde, gehen wir jetzt auf die Straße“, erklärte Georg Stiegler. Für Kompe und Stiegler ist das Besondere an den Demos am Dienstag, dass diese von der Basis getragen werden.

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