Gudendorf:Die Martins-Gänse kommen

Lesezeit: 1 min

Wer Weihnachten einen Gänsebraten auf den Tisch bringen will, kann in diesem Jahr wieder aus einem großen Angebot wählen. Doch nur jede siebte Gans, die über...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Gudendorf (dpa/lno) - Wer Weihnachten einen Gänsebraten auf den Tisch bringen will, kann in diesem Jahr wieder aus einem großen Angebot wählen. Doch nur jede siebte Gans, die über die Ladentheke geht, ist auch in Deutschland hochgepäppelt worden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes schlüpften im vergangenen Jahr mehr als 634 000 Gänse-Küken zwischen Flensburg und Garmisch. Das entsprach rund 3100 Tonnen Gänsefleisch. Eine Menge, die jedoch bei weitem nicht reichte, den Appetit der Deutschen zu stillen. Denn nach der Statistik verzehrt jeder 300 Gramm Gänsefleisch pro Jahr. Entsprechend wurden 2018 nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft rund 25 500 Tonnen Gänse und Gänsefleisch importiert.

Die Importe kommen fast ausschließlich aus Polen und Ungarn. Der wesentliche Grund für den hohen Einfuhranteil sei der niedrige Preis für die Importware, sagt Lorenz Eskildsen, der mit der Marke „Dithmarscher Gans“ einer der größten Produzenten in Deutschland ist. Importgänse werden jedoch nach Auffassung des Deutschen Tierschutzbundes meist unter tierquälerischen Bedingungen in industrieller Intensivhaltung gezüchtet. Im Gegensatz dazu werden in Deutschland die Gänse überwiegend mehrere Monate lang als Weidemastgänse im Freiland gehalten. Gänse gehören daher nach Auffassung des „Bundesverbands Tierschutz“ zu den wenigen Tieren in Deutschland, die artgerecht gehalten werden.

Eskildsen will in diesem Jahr 200 000 Gänse schlachten. „Seine“ Gans ist aus alten Gänserassen entstanden, erklärt der Züchter. „Und da sich traditionelle Rassen auch nur traditionell halten lassen, wachsen unsere Gänse in bäuerlicher Freilandhaltung“, sagt er. „Unsere Vertragsbauern und Schäfer auf dem Deich müssen unsere Standards erfüllen.“ Dazu gehöre unter anderem ein artgerechtes Leben auf der Weide. Dort habe jede Gans mindesten 15 Quadratmeter zur Verfügung.

„Ihre täglichen Wanderungen über die Wiesen oder Deiche fördern die Muskelbildung und sorgen für festes Fleisch mit geringem Fettanteil in Brust- und Schenkelpartien.“ Außerdem bekommen sie kein Kraftfutter, setzen daher nicht so schnell Fleisch an. Vier bis fünf Monate - „doppelt so lange wie viele ihrer Artgenossen“ - lässt man der Gans Zeit, um langsam heranzuwachsen und bis zu sieben Kilogramm schwer zu werden, erklärte der Gänsezüchter.

Gänse werden in Deutschland von August bis Dezember geschlachtet. Das Federvieh kommt besonders häufig in den sechs Wochen zwischen Martinstag (11. November) und Weihnachten auf den Tisch und ist eines der wenigen rein saisonalen Gerichte in Deutschland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: