Immobilien:Adler verkauft Tausende Wohnungen an Unbekannt

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Bauarbeiter am Projekt "Wasserstadt Mitte" in Berlin: Der Immobilienkonzern Adler Group will sich künftig auf die größten deutschen Städte konzentrieren und auf eigene Neubauten. (Foto: Stefan Boness/imago images/IPON)

Der Wohnungskonzern will noch einmal viele Immobilien loswerden, verrät aber nicht, an wen. Das weckt Zweifel an der Börse. Dort steckt Adler ohnehin in der Vertrauenskrise.

Von Stephan Radomsky

Eigentlich sind Anleger von solchen Nachrichten ja begeistert: Es winkt ein großes Geschäft - und dabei soll sogar noch mehr herausspringen, als zu erwarten war. Genau so meldete es am Dienstag der zuletzt arg gebeutelte Wohnungskonzern Adler Group: Man habe eine Grundsatzvereinbarung abgeschlossen über den Verkauf von gut 14 300 vor allem in Ostdeutschland gelegenen Wohnungen, der Preis liege bei mehr als einer Milliarde Euro - und damit über dem Buchwert.

Eigentlich. Denn eine wichtige Information blieb Adler bei alldem schuldig: wer der Käufer ist. In einer Meldung des Unternehmens mit Sitz in Luxemburg heißt es lediglich, es handle sich um einen "führenden Investmentfonds", in einer anderen ist von "einem der größten Anbieter alternativer Vermögensverwaltung" die Rede. Dass man nicht konkreter werde, sei Wunsch des Geschäftspartners gewesen, heißt es bei Adler. Man selbst hätte ihn lieber genannt, schon um Spekulationen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Beim Käufer handle es sich aber um einen bekannten Namen ohne jede Verbindung zur Adler Group.

An der Börse reicht das offenbar nicht mehr. Mit der Begeisterung war es dort am Dienstag jedenfalls nicht weit her. Nach einem kurzen Kurssprung verlor die Aktie gleich wieder und notierte bis zum Nachmittag mit Verlusten um zwölf Euro. Vor einem Jahr hatte der Kurs noch bei knapp 30 Euro gelegen.

Die Leerstelle scheint viele zu schrecken. Zu tief sitzt offenbar das Misstrauen, zu viel ist in den vergangenen Wochen bei Adler passiert. Nachdem sich der Kurs zwischen Mitte Juni und Ende September bereits annähernd halbiert hatte, hatte Adler Anfang Oktober überraschend angekündigt, den Verkauf eines großen Teils seines Wohnungsbestandes zu prüfen. Kurz darauf veröffentlichte der berüchtigte Shortseller Fraser Perring einen seiner Berichte - gespickt mit heftigen Anschuldigungen: Er wirft dem Adler-Management unter anderem vor, die Bilanz aufgebläht und heimlich Geld aus übernommenen Firmen abgezogen zu haben. Stets im Hintergrund, so der Vorwurf, stehe dabei der österreichische Immobilienunternehmer Cevdet Caner, der bei Adler zwar nirgends in offizieller Position auftauche, aber alle Fäden ziehe. Wie zudem bekannt wurde, hatte ein anonymer Hinweisgeber bereits im März in einer Mail an sechs Großbanken vor drohenden Problemen mit Caner und der Adler Group gewarnt.

Acht Milliarden Euro Schulden

Adler wies die Anschuldigungen zwar umgehend zurück, auch Caner ging gleich in einer ganzen Reihe von Interviews in die Offensive und zeigte Perring unter anderem wegen Marktmanipulation an. Deutschlands größter Vermieter Vonovia hatte die Krise des kleineren Rivalen aus dem S-Dax genutzt und sich im Gegenzug für ein Darlehen an den Adler-Großaktionär Aggregate eine Option zum Kauf von 13,3 Prozent an Adler gesichert. Sollte Aggregate das Geld gar nicht zurückzahlen können, erhielte Vonovia sogar dessen gesamtes Aktienpaket von 26,6 Prozent.

Bereits vor zwei Wochen hatte Adler einen ersten großen Verkauf angekündigt: Von den zuletzt rund 70 000 Wohnungen des Konzerns sollen gut 15 000 an den Rivalen LEG gehen, im Wert von knapp 1,5 Milliarden Euro. Zusammen mit dem jüngsten Deal hätte Adler damit insgesamt an die 30 000 Wohnungen weniger im Bestand - und dafür unter dem Strich etwa anderthalb Milliarden erlöst.

Das Geld soll helfen, die Schulden des Konzerns in Höhe von mehr als acht Milliarden Euro abzubauen. Tatsächlich war das Verhältnis von Immobilienwerten zu Schulden in der Adler-Bilanz zuletzt ungünstiger als bei anderen Wohnungsunternehmen. Mit dem jüngsten Deal würde der sogenannte Beleihungsgrad nun aber auf unter 50 Prozent sinken, hieß es. Damit seien zudem auch die angekündigten Verkäufe beendet. Künftig werde sich das Geschäft auf die sieben größten deutschen Städte konzentrieren. Dort seien vorerst aber auch keine Zukäufe geplant, hieß es aus dem Unternehmen. Man werde sich auf die eigenen Neubauprojekte konzentrieren.

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