Wohnungspolitik:In NRW fehlen bundesweit die wenigsten Sozialwohnungen

Lesezeit: 1 min

Blick auf Mehrfamilienhäuser in der Innenstadt. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

Einer Studie zufolge gibt es in Deutschland rund 910.000 Sozialwohnungen weniger als benötigt. In Baden-Württemberg und Bayern fehlen die meisten, in Nordrhein-Westfalen die wenigsten.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Sozialwohnungen zuletzt zwar immer weiter zurückgegangen, es fehlen jedoch deutlich weniger als in anderen Bundesländern. Das geht aus einer Studie des Pestel-Instituts hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. NRW verzeichnete im Jahr 2022 demnach mit 435.025 Sozialwohnungen bundesweit die meisten und nur 4175 weniger als benötigt.

In allen anderen Bundesländern war die ermittelte Differenz zwischen den vorhandenen und den benötigten Sozialwohnungen teilweise deutlich größer. Spitzenreiter waren Baden-Württemberg (206.000 fehlende Sozialwohnungen), Bayern (195.000), Berlin (131.000) und Niedersachsen (109.000).

„Nordrhein-Westfalen war nach dem Zweiten Weltkrieg das Sozialbauwohnungsland. Deshalb gibt es einen besonders großen Bestand. Davon profitiert das Land noch immer“, sagte Studienleiter Matthias Günther. Den zweitniedrigsten Mangel an Sozialwohnungen gab es 2022 demnach in Hamburg (4694). Bundesweit fehlten den Berechnungen zufolge mehr als 910.000.

Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden wirft Bund und Ländern vor, die Förderung von Sozialwohnungen vernachlässigt zu haben. Dadurch sei ein „dramatischer Mangel an sozialem Wohnraum“ entstanden, sagte der Präsident des Deutschen Mieterbunds, Lukas Siebenkotten. Das Bündnis „Soziales Wohnen“ fordert 50 Milliarden Euro für die Förderung sozialen Wohnraums. Nur so könne es gelingen, dem politisch anvisierten Ziel näherzukommen.

Die Ampel-Koalition hatte wegen des enormen Bedarfs vor allem in den Städten im Koalitionsvertrag den Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen angepeilt - davon 100.000 Sozialwohnungen. Auch wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs räumte sie zuletzt aber ein, das Ziel zunächst zu verfehlen. Knappe Materialien, Fachkräftemangel und gestiegene Zinsen zählen zu den Haupthindernissen.

Die Zahl der Sozialwohnungen nimmt bundesweit seit Jahren ab. Gab es in der alten Bundesrepublik noch fast 4 Millionen Sozialwohnungen, waren es 2020 nur noch rund 1,13 Millionen. In Nordrhein-Westfalen gab es im Jahr 2007 noch mehr als 700.000. Die Mieten sind bei Sozialwohnungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden besonderen Bedarf sehen. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen normal am Markt vermietet werden - je nach Regelung im jeweiligen Land.

© dpa-infocom, dpa:240116-99-629792/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: