Ladies & Gentlemen:Die Gen Z in Venedig

Lesezeit: 2 min

(Foto: John Phillips, Tiziana Fabi)

Emma Corrin und Jacob Elordi waren zwei der gefragtesten Nachwuchsschauspieler auf den roten Teppichen der Filmfestspiele. Ihr Style? Heiter bis klassisch.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Diverse Hosen

Das Thema Unterhose als offizielles Kleidungsstück, wir berichteten bereits darüber, wird in diesem Herbst ein großes Ding - also zumindest bei Menschen, die öffentliche Auftritte absolvieren müssen. In Venedig wird ja traditionell die Film- und damit Aufmerksamkeitsfestival-Saison eröffnet, es war also klar, dass der Untenrum-frei-Look vom Erfinderlabel Miu Miu hier seinen ersten großen Auftritt bekommt.

(Foto: John Phillips)

Zu sehen war er in diesen Tagen also beim Bootsausstieg von Emma Corrin, einer non-binären Person aus Großbritannien, die ihren Durchbruch als Prinzessin Diana in "The Crown" feierte. Und das, obwohl es in diesem Jahr in Venedig als blutjunger schöner Mensch sowieso ein Klacks wäre, die volle Aufmerksamkeit zu bekommen, weil bekanntlich viele Hollywood-Stars mit dem falschen Glow wegen Streik gar nicht anreisen. Emma Corrin trägt also dieses Outfit - raspelkurze Haare, Großmutter-Cardigan und Herrenschuhe - ganz sicher nicht aus primitiven Publicity-Gründen, warum also dann?

Hier geht ja wirklich alles drunter und drüber: Die Unterhose ist der offizielle Star, aber dann wäre da noch die Strumpfhose, deren Bund auch noch keck aus ebenjener hervorlugt und damit sagt: Die eigentliche Hose, das bin ich! Es ist ein Look, der weder sexy ist, noch unausgeschlafene Nachlässigkeit suggerieren will, er ist brav und aufmüpfig zugleich. Man könnte auch sagen: Er ist im besten Sinne non-binär. Ein Thema, das dem ihn tragenden Menschen sehr wichtig ist, deswegen: die einzige Note Eins bis jetzt in der Glamour-Klasse 23/24.

Für ihn: Hohe Kunst

Der Schauspieler Jacob Elordi erregte in Venedig große Aufmerksamkeit, und zwar im wahrsten Sinne, denn der junge Mann ist immerhin 1,96 Meter hoch gewachsen. Das ist nun eine Größe noch deutlich jenseits des alten preußischen Gardemaßes von 1,88 Meter, die Männer zwar sicher nicht unattraktiv macht - aber die Grenze markiert, von der an die Outfitwahl schwierig wird. Denn gerade Anzüge wirken an sehr großen, dünnen Männern irgendwann zwangsweise flatternd-flächig und immer ein bisschen so, als hätten Christo und Jeanne-Claude den Fernsehturm eingepackt.

Erstaunlicherweise ist die Oversized-Mode, die mittlerweile auch die Formal-Wear wieder beeinflusst, in diesem Sinne aber ein Segen - wahrscheinlich weil klassische Herrenmode früher ohnehin ja immer weiter geschnitten war und die Slim- und Skinnytrends der vergangenen Jahrzehnte eher als Irrweg anzusehen sind.

(Foto: Tiziana Fabi)

Der zweireihige Smoking, den Pierpaolo Piccioli von Valentino extra für Elordi in großzügiger Form geschneidert hat, gibt dem sanften Riesen jedenfalls eine klare und aufgeräumte Silhouette und stützt seinen Träger optisch sehr schön, nichts schwankt, nichts wankt. Die elegante Knöpfung vermeidet den Effekt allzu langer Stoffbahnen am Oberkörper und strukturiert die weite Ebene. Einzige und wohlgesetzte Kapriole ist eine schwarze Schmetterlingsapplikation am Revers, die zusätzlich auflockert - und in Kombination mit Elordis mild-glimmendem Blick die Fans reihenweise hinschmelzen ließ. Deswegen auch Krawatte - Fliege und Schmetterling würden sich attackieren. Klassische Herrenmode, große Sache!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMode
:Fremde Federn

Kulturelle Aneignung? Der Vorwurf lässt auch in der Mode die Erregung sofort hochschnellen. Über eine Branche, der die Leichtigkeit gerade schwer gemacht wird.

Von Anne Goebel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: