Kolumne: Gewusst wie:Regenwasser auffangen

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Wasser braucht man auf jeden Fall im Garten. Doch im Hitzesommer ist die Regentonne schnell zu klein. (Foto: imago classic/Imago/panthermedia)

Eine größere Zisterne kann nicht nur die Pflanzen, sondern alle Gartenbewohner wunderbar erfrischen.

Von Joachim Becker

Was ist der Garten Eden anderes als ein ummauertes Stück Land mit einer Wasserquelle? Auf die Mauer kann man vielleicht verzichten, wenn man in der Vorstadt keine biblischen Kriechtiere oder Fressfeinde wie Schnecken und Tomatendiebe fürchten muss. Aber Wasser braucht man auf jeden Fall, selbst wenn manche das Gießen von Pflanzen für eine Sünde halten. Es geht im Garten aber auch um die Aufenthaltsqualität: Beete voller Folientunnel erschließen sich dem Rosenfreund nicht wirklich. Und ein kühles Becken mit sprudelndem Wasser im Schatten - das ist der angenehmste Ort im Hochsommer.

Schon klar: In Zeiten der Hitzerekorde und der globalen Dürre ist ein repräsentativer, offener Swimmingpool im Garten die reinste Wasserverschwendung. So schön es sein kann: Auch ein größeres Seerosenbecken an der Terrasse braucht immer neues (Frisch-)Wasser, damit es nicht zum Faulbecken degeneriert. Die Umwälzpumpe betreibt die Wasserfontäne, die auf Steine plätschert. Dies hilft dem Sauerstoffgehalt, lässt aber viel Feuchtigkeit verdunsten. Andererseits ist so eine hausgemachte Quelle das reinste Labsal für den hitzegeplagten Menschen.

Wer die Verdunstungskälte guten Gewissens genießen will, braucht einen Regenwasserspeicher. Schon unsere Großeltern hatten eine Tonne unter der Regenrinne stehen. Mit annähernd 200 Litern reichte sie zum Füllen von gut 20 Gießkannen - wenn keine vorwitzigen Kinder in die kühlende Wanne sprangen. Nach den frisch gepflanzten Tagetes und den Salatbeeten war auf jeden Fall Schluss, sonst ließ sich der Vorrat nicht über ein bis zwei regenfreie Wochen strecken. Vorteil der kleinen Tonne: Sie wird nicht so leicht zur Mückenbrutstation und lässt sich leichter von Laubresten oder Blütenstaub im Regenwasser reinigen.

Für einen unterirdischen Wasserbehälter ist man schnell ein paar Tausend Euro los

Die Regentonne mit einem Deckel gegen die Verdunstung ist also zeitlos richtig - aber sie ist in Hitzesommern schnell zu klein. Also braucht der Gartenfreund einen Taschenrechner: Dachfläche mal durchschnittliche Niederschlagsmenge multipliziert mit einem Verlustkoeffizienten von 0,9 wegen der Verdampfung. Alles klar? Manchmal genügt auch einfach der Augenschein: Ein kräftiges Sommergewitter kann in einer Stunde 20 Millimeter Regen oder mehr bringen. Das sind 20 Liter pro Quadratmeter (Dach-)Fläche - genug, um die klassische Tonne in Nullkommanix überlaufen zu lassen. Mehrere Plastikbehälter an der Hauswand machen die Sache nicht besser oder weniger hässlich. Außerdem beanspruchen sie kostbaren Platz. Also strebt der Gärtner in die Tiefe.

Um an heißen Tagen kontinuierlich etwas Regenwasser aus einem Speier in ein Becken sprudeln zu lassen, sollte man schon 2000 Liter in einer Zisterne speichern können. Plant man zum unterirdischen Wasserbehälter noch eine ordentliche Pumpe samt Filteranlage ein, ist man schnell ein paar Tausend Euro los. Durch den Urlaub im eigenen Garten lässt sich das aber wieder reinholen. Außerdem spart man neben dem Frischwasser auch Klimagase aufgrund der unterlassenen Reisetätigkeit.

Wer weiß, vielleicht ist sogar noch etwas Geld für einen Wassertrog oder ein steinernes Auffangbecken im Wannenformat drin. Schließlich gehört die Erinnerung an das kühlende Bad in der Regentonne zu den schönsten Kindheitserinnerungen.

Der Autor hatte eigentlich gar keine Zeit, diese Kolumne zu schreiben: Er wurde (wie alle anderen) vom Frühling überrascht. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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