Haben & Sein:Von Kunst und Kosmetik

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Ein echter Dalí, den man sich immerhin halbwegs leisten kann: Entwurf aus der Capsule Collection Rabanne x Mytheresa. (Foto: mytheresa)

Endlich sitzt wieder eine deutsche Designerin auf einer Spitzenposition in Paris! Außerdem gibt es Rabanne bei H&M und englische Wandfarben zum Nachtisch.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Max Scharnigg und Silke Wichert

Spanische Wochen

Es gibt ein selbst für Dalí-Verhältnisse sehr irres Video aus den Sechzigerjahren, in dem er seinen Freund Paco Rabanne als einziges anderes Genie aus Spanien preist. Die beiden stehen dabei in einem sehr weißen Raum irgendwo in Paris, Amanda Lear ist zugegen, damals Rabanne-Model und Dalí-Muse. Am Ende zertrümmern sie Nähmaschinen auf dem Boden, weil die alten Couturiers und ihre Technik ihrer Meinung nach endgültig passé seien, während die Zukunft natürlich Rabannes "Chainmail" gehöre, jenem berühmten Material aus kleinen Metallplättchen.

Der aktuelle Rabanne-Designer Julien Dossena ließ sich von diesem Archiv-Schnipsel zu seiner aktuellen Herbstkollektion und einer Capsule für Mytheresa inspirieren und entwarf Kleider, Röcke und Oberteile mit surrealen Traumlandschaften und tiefroten Rosen, als hätte man Leinwände von Dalí zerschnitten und Kleider daraus gemacht. Daneben gibt es natürlich auch noch die typischen Bestseller-Designs mit Kristallen, Metallic oder versetzten Knopfleisten für Amanda Lears von heute. Die Kollektion geht am 8. November online - und nur einen Tag später startet dann gleich die nächste Kooperation des Hauses: Rabanne x H&M. Die Farbe dieses Herbstes ist ganz klar: Metall ( mytheresa.com).

Plötzlich im Scheinwerferlicht: Chemena Kamali. (Foto: Courtesy of David Sims)

Eine Deutsche in Paris

Es ist gefühlt schon wieder so lange her, dass ein Deutscher, ein einziger Deutscher namens Karl Lagerfeld genau gesagt, als Kreativfürst über ein Pariser Luxushaus herrschte, dass man beim Lesen der Nachricht am vergangenen Montag erst mal blinzeln musste. Die gebürtige Düsseldorferin Chemena Kamali wird neue Chefdesignerin bei Chloé, na so was, damit hatte ja nun exakt niemand gerechnet! Darüber hinaus wusste (von ein paar gut informierten Ausnahmen abgesehen) auch exakt niemand, um wen es sich bei Chemena Kamali handelt, was aber nichts bedeuten musste, denn Alessandro Michele hatte ja auch keiner gekannt, bevor er bei Gucci die Milliarden regnen ließ.

Und betrachtet man den Berufsweg der heute 42-Jährigen, ergibt die Personalie auch schon wieder total Sinn: Erstes Reinschnuppern bei Chloé in den Nullerjahren, wo als Designerin noch Phoebe Philo regierte. Abschluss der Londoner Fashion-Eliteschmiede Central Saint Martin's. Stationen bei Alberta Ferretti und Strenesse in Mailand, dann wieder zurück zu Chloé, wo inzwischen Clare Waight Keller Erfolge feierte. Als Anthony Vaccarello 2016 bei Saint Laurent anfing, wurde Kamali Designdirektorin für Damenoberbekleidung und eine seiner engsten Mitarbeiterinnen. Nun also der Topjob bei Chloé. Sollte sie bei Philo gelernt haben, was Frauen begehren, und von Anthony Vaccarello wissen, wie man den Umsatz pragmatisch in die Höhe treibt, wäre Chemena Kamali die Traumbesetzung. Vor allem mit dem Umsatz hat es bei ihren Vorgängerinnen Natacha Ramsay-Levi und Gabriela Hearst nämlich überhaupt nicht geklappt - und das lag auch daran, dass sie das flirrend freigeistige Chloé-Girl, Inbegriff der Pariserin, nicht zu charmieren vermochten. Sollte eine Deutsche das jetzt besser hinbekommen, das wäre doch mal eine Geschichte.

Lecker: die neue Wandfarbe "Bombolone" von Little Greene. (Foto: Little Greene)

Appetitliche Wände

Wohnen und Tortenzauber, das ist meistens eher nichts für feine Geschmacksnerven. Ein Sofa in Himbeercreme-Rosa, der Teppich aus vanilligem Flausch, vielleicht noch eine Cupcake-Lampe, so was geht höchstens in Barbies Mädchenschlafzimmer. Die Firma Little Greene wählt einen anderen Weg bei ihren neuen Wandfarben, kein Wunder, der britische Hersteller trägt selten dick auf und hält es mit dezent modernisierten Klassikern. Insofern fällt die Kollektion " Sweet Treats" (süße Leckereien) vergleichsweise üppig aus, zumindest, was die Art der Präsentation betrifft. Die Namen aus der kleinen Serie lesen sich wie eine Patisserie-Auslage, "Galette", "Bombolone" oder "Ganache". Die dazugehörigen Fotos wurden genüsslich als Zuckerschock-Stillleben inszeniert, mit gefüllten Krapfen, Apfeltarte und Schokoladenkuchen. Ach ja, die Farben: Abstufungen von Beige und Karamell bis zu dunklem Braun, was zum beginnenden Herbst passt. Nur zu dunkel oder zu vollgestellt sollte der Raum nicht sein. In einer geräumigen Küche oder als Hintergrund in einem hellen Badezimmer setzen die Nuancen schön warme Akzente.

Viel hilft viel - das neue Omnipotent Concentrate von Orveda. (Foto: Orveda)

Grüne Wucht

Großes Thema der vergangenen Woche - Pamela Andersons Auftritt bei der Pariser Fashion Week. Sie kam ohne Make-up und trumpfte stattdessen mit natürlichem Glow und authentischer Ausstrahlung auf. Jetzt sickerte auch durch, wer für den gesunden Glow verantwortlich war: Die kleine und hochexklusive Kosmetikmarke Orveda gab sich als Andersons Beauty-Ausstatter zu erkennen und wies in diesem Zusammenhang auch gleich auf ihr neues Spitzenprodukt hin: The Omnipotent Concentrate, das bei dem Auftritt in Paris angeblich schon seine Hände im Spiel hatte.

Selbst für die bei Superlativen nicht gerade zimperliche Beauty-Branche ist "Omnipotent" ein großes Wort. In diesem Fall bezieht es sich auf die ungewöhnlich hohe Zahl an Wirkstoffen, die von den Orveda-Wissenschaftlern in dem neuen Serum vereint wurden. 16 aktive Wirkstoffe mit einer Konzentration von insgesamt 24 Prozent im Endprodukt sollen mit vereinter Kraft auf die Gesichtshaut einwirken. Ziel der langwierigen Entwicklung war es, Hautschäden der Vergangenheit zu reparieren und gleichzeitig die Jugendlichkeit der Haut zu verlängern. Ein paar Tropfen des Serums morgens und abends in die gereinigte Haut einmassiert, gefolgt von einer Feuchtigkeitscreme sollen für den Wow-Effekt à la Anderson genügen. Omnipotent bedeutet allmächtig, beim Blick auf den Preis muss man allerdings eher aufpassen, dass man nicht ohnmächtig wird: 423 Euro für 30ml kostet die neue Wundertinktur.

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