Ladies & Gentlemen:Sommer-Fauxpas

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(Foto: Mykonos, Justin Linen)

Teure Strohtaschen und das Leinenhemd als Allheilmittel der Sommergarderobe? Nicht alles, was in der warmen Jahreszeit möglich ist, ist auch richtig.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Einfach lassen

Es gab mal eine Zeit, in der man eine Strohtasche für ein paar Euro zum Beispiel auf dem Markt in Saint-Tropez kaufte, um zu zeigen, dass man sich jetzt für die nächsten zwei Wochen auf der überteuerten Strandliege der Leichtigkeit und Einfachheit hingeben wird. Kein Aufpassen auf teure Accessoires, nein, Handtuch, Bikini oder einen dieser wunderschönen Knoblauchzöpfe vom Markt, all das transportierte man in der simplen Korbtasche. Aber vor ein paar Sommern passierte Folgendes: Ein Luxuslabel namens Loewe nähte Logo-gestanzte Lederapplikationen auf die einfachen Taschen und versah das Ergebnis mit einem luxuriösen Preis. Was dann folgte, war ein Schock: Frauen auf der ganzen Welt bezahlten ihn!

(Foto: Mykonos)

Seitdem läuft nun also ein Strohtaschen-Wettbewerb unter Modehäusern, der jetzt in diesem perlchenbesetzten Ungetüm des Jetset-Schuhmachers Aquazzura gipfelt. Es schlägt mit 1450 Euro zu Buche, was für Leute klargeht, die Mykonos lieben, die trashigste unter den Eurotrash-Inseln. Im Kontext von Champagnerduschen, schlechter Musik, Sushi am Strand und ständigem Fluglärm über der Sonnenliege kann man so eine Tasche natürlich mit sich führen. Im Rest der Welt ist jetzt aber mal gut mit dieser vorgetäuschten Lässigkeit. Jane Birkin trug bekanntlich jahrelang selbst überall Strohtasche, bevor Hermès ihr eine Tasche widmete, die sie wegen Mykonosierung ebenjener auch nicht mehr tragen mochte. Das darf der guten alten Strohtasche auf keinen Fall passieren. In nichts kann man nämlich besser Altglas wegbringen.

Für ihn: Kein Leinenzwang, bitte!

Ja, jeder Herrenmode-Influencer empfiehlt seit Ende März wieder Leinenhemden (hier von Orlebar Brown), Leinenhosen und Leinenanzüge, um den Männerkörper sommerlich zu verhüllen. Und zweifellos ist dieser Stoff angenehm auf der Haut, wenn sich das Thermometer jenseits der 30 Grad einpendelt. Aber Leinengarderobe ist auch kein Allheilmittel und in ihrem Einsatzzweck durchaus limitiert. Allem voran muss man festhalten, dass knittrige Leinenhemden sehr casual sind und naturgemäß schlecht sitzen und damit oft noch unter einem gebügelten T-Shirt oder Polohemd rangieren, was die Seriosität angeht. Als Outfit fürs Büro sind sie also eigentlich nie geeignet, auch weil sie bis oben geknöpft oft nicht gut aussehen. Selbst Leinenanzüge wirken an offizieller Stelle meist ein bisschen sehr lässig.

(Foto: Justin Linen)

City-Erledigungen oder Museumsbesuche im weich-wabernden Leinenlook und in Espadrilles sind zwar machbar, aber eben auch ein bisschen so, als wäre man in Badeshorts unterwegs. Gerade in italienischen Städten sieht man den Unterschied zwischen bunt eingeleinten Touristenmännern und werktätigen Italienern unangenehm deutlich. So bequem Leinenhosen sind - sie sind optisch halt oft näher am Pyjama als an einer Chino. Ein seriöser Sommerlook für die warme Stadt wäre zum Beispiel ein leichtes Lyocell- oder Baumwollhemd mit ordentlich aufgerollten Ärmeln, eine Stoffhose und dazu vielleicht Penny Loafer. Leinen bleibt ein Wochenend- und Ferienstoff mit Barfußattitüde, idealerweise schlurft man damit von der Terrasse ins Nachbarschaftscafé und dann weiter an den Strand, wahlweise auch ins Freibad, später gibt's noch ein Nickerchen im Garten. Aperitivo ja, Cocktail nein.

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