Kolumne: Gewusst wie:Wie man richtig Holz hackt

Lesezeit: 2 min

Wie hackt man richtig Holz? In jedem Fall auf einem wackelfreien Holzstock. Und mit einer nicht zu schweren Axt. (Foto: Hans Gasser)

Bevor man das Kaminfeuer genießen kann, muss man die Scheite in Form bringen. Ein paar Tipps.

Von Hans Gasser

Jetzt, da das Thermometer nicht mehr wie im Oktober fast sommerliche 23 Grad zeigt und zumindest frühmorgens und abends ein Hauch beim Ausatmen zu sehen ist, riecht der Herbst, wie er riechen soll: kühl, feucht und nach Holzrauch. Als Ofenbesitzer sollte man nun schon einen Haufen gesägtes Holz vor der Einfahrt liegen haben.

Aber wie kriegt man es klein? So klein, dass es auch in den schönen neuen Ofen mit der großen Glasscheibe passt, den man sich in der irrigen Annahme gekauft hatte, man könne damit Heizkosten sparen? Da lacht der Waldbauer nur, der seinen Holzpreis auf wundersame Weise an die explodierten Gas- und Ölpreise angepasst hat. Egal.

Denn Holzhacken ist wie eine Therapie für den vom Sitzen geschundenen Büromenschen. Und Therapien sind nun einmal nicht billig.

Also: Man braucht einen wackelfreien Hackstock, zwischen 70 und 80 Zentimeter hoch, Durchmesser nicht zu klein, mindestens 35 Zentimeter. Dazu eine nicht zu schwere handelsübliche Axt, deren Kopf zwischen 800 und 1400 Gramm wiegt, je nach Größe der zu hackenden Stücke. Der Stiel sollte zwischen 40 und 50 Zentimeter lang sein. Es muss definitiv nicht die handgeschmiedete schwedische Hipster-Axt für 250 Euro sein. Arbeitshandschuhe aus Leder ergeben hingegen Sinn: keine Splitter in der Haut!

Wenn der teure Waldbauer die Stämme schon in der richtigen Länge gesägt und grob vorgespalten hat, gilt es nun, die Stücke in kleinere Tortenstücke zu zerteilen. (Mit noch frischem Holz geht das deutlich leichter als mit getrocknetem, es hat aber den Nachteil, dass man es noch ein Jahr an der Hauswand trocknen lassen muss.) Die Position sollte unbedingt breitbeinig sein, der Hackstock mit dem Holzscheit genau in der Mitte, sodass man sich beim Danebenhauen nicht ins Knie, sondern zwischen die Beine schlägt.

Überhaupt: Am Anfang nicht zuhauen wie Conan der Barbar! Erst einmal anhacken, dann fühlt man schon, wie hart und widerspenstig das Holzstück ist. Steckt das Beil im Klotz, hebt man beides über den Hackstock und haut es zusammen runter. Das verringert die Verletzungsgefahr. Grundsätzlich sollte man den runden Stamm immer von seinem Mittelpunkt, dem Holzkern her in dreieckige Tortenstücke spalten, im rechten Winkel zu den Jahresringen. Hat das Holz bereits einen natürlichen Spalt, dort reinhacken, bei sehr breiten Stücken aber am Rand, in der gedachten Verlängerung des Spalts, der von der Mitte kommt.

Der größte Feind des Holzhackers sind die steinharten Äste. Niemals hineinhacken, sondern daran vorbei! Merke: Der Ast ist meistens stärker als du.

Für Fortgeschrittene: Lässt sich ein Klotz nur ungern spalten, so kann man ihn mit der einige Zentimeter eingehackten Axt über den Kopf führen, drehen und das Beil mit seiner Hinterseite auf den Hackstock hauen. So nutzt man das Gewicht des Klotzes, um die Schneide wie einen Keil hineinzutreiben. Hat man ihn solcherart bezwungen und noch weitere zehn seiner Art, wird man später vor dem flackernden Feuer nicht umhin können, sich (still und heimlich) so viril zu fühlen wie Conan der Barbar.

Der Autor hat die deutsche und die italienische Staatsbürgerschaft. Zwei Seelen wohnen, ach ... (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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