Kolumne: Ladies & Gentlemen:Elmauer Epilog

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(Foto: Martin Meissner)

Schön war der Ausflug ins weltpolitische Schulandheim und Petrus hat auch mitgespielt. So konnte Brigitte Macron Kinderwagen schieben und Boris Johnson Faxen machen - und darum ging es doch, oder?

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Bitte recht mütterlich, Brigitte Macron!

Das Damenprogramm des G7-Gipfels ist irgendwie out. Ob das daran liegt, dass Joachim Sauer nicht mehr dabei ist? Einige der First Ladies reisten diesmal jedenfalls nicht an. Vielleicht ahnten sie schon, dass zwischen dem Gruppenfoto der Frauen und der Herren wieder mal eine Lücke klaffen wird, mindestens so groß wie die allgemeine Pay Gap: Während die sogenannten Leader breitbeinig in mehr oder weniger guten Anzügen ihre Power demonstrierten, gingen die Damen ganz harmlos mit Christian Neureuther zum Nordic Walking. Und weil die Gruppe sonst ein bisschen klein ausgesehen hätte, brachte der Ski-Star gleich noch seine Schwiegertochter Miriam Neureuther samt Neugeborenem mit, welches vor den Bauch gebunden wurde. Wo wäre man da als Frau lieber dabei gewesen? Natürlich bei Neureuther, der einem was von Alpenrosen erzählt, außerdem sieht der Mann immer nach Spaß aus! Hätte man dann wie Brigitte Macron später auch noch den Kinderwagen mit der schlafenden Lotta rumgeschoben? Klar hätte man. Babys sind bekanntlich das Allertollste, vor allem wenn sie nur ausgeliehen sind. Kein normaler Mensch denkt in solch lebensbejahenden Momenten über die Macht der Bilder nach. Aber sie ist leider da, und was hängen bleibt, ist die ewige Mär von der weiblichen Sanftmut. Dass der Planet ein bisschen mehr Mütterlichkeit braucht, ist allerdings auch klar, weswegen man sich so sehr wünscht, dass Entscheidungen aller Art nicht länger breitbeinig, sondern nur noch mit Walking-Stöcken in der Hand und Baby vorm Bauch getroffen werden.

(Foto: Stefan Rousseau/Pool/Getty Images)

Bitte recht fröhlich, Prime Minister!

Das Problem an Boris Johnson ist ja eigentlich nur, dass er versehentlich Chef einer Weltmacht geworden ist. In vielen anderen Positionen könnte er gefahrlos Freude verbreiten, als Leiter einer Jugendherberge zum Beispiel, als Domprobst oder singender Pizzabäcker. So aber denkt man jedes Mal, wenn er in den Nachrichten auftaucht erst: Hahaha und dann: Auweia. Beim Treffen der glorreichen Sieben im Epizentrum bayerischer Beschaulichkeit, wirkte Boris Johnson auf jedem der vielen Fotos zuverlässig zerzaust, der englische Begriff "wasted" trifft es noch besser. Seine Hosen kennen keinen Gürtel, sein Hemd kein Bügeleisen, der gute englische Anzug kämpft stets auf verlorenem Posten. Und weil der Mann selbst immer in Gottschalk-Saalwetten-Manier herumhampelt, hängt und fleddert alles extra wild durch die Gegend. Neben dem stangenlangen und staubfreien Joe Biden wirkt diese fehlende Amtswürde besonders auffällig. Allerdings muss man auch sagen: BJ hat wenigstens immer gute Laune, mag die Nachrichtenlage auch noch so düster erscheinen. Solche Typen sind bei einem Ausflug ins Schullandheim unheimlich wichtig, sie werfen beim Frühstücksbüffet mit Scheibletten-Käse, veräppeln die Hausdame und wissen spätnachts, wo der andere Bierautomat steht. Und sie besteigen trotz kurzer Nacht am nächsten Tag in bester Laune den Bus bzw. das Flugzeug, mitsamt roter Dispatch Box und bereit für neue Schandtaten. Einzige Botschaft: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Auweia.

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