Haben & Sein:Südliche Gefühle

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Besuch aus Mailand: der Radiofonografo, Designklassiker von Brionvega aus dem Jahr 1965, im Weimarer Wittumspalais. (Foto: Brionvega)

Ein neuartiger Aperitif, die vielleicht schönste HiFi-Anlage der Welt und endlich mal Kinderjeans, die Eltern gerne kaufen - die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Max Scharnigg und Silke Wichert

Italo-Klassiker in Weimar

Wie lässt man ein in die Jahre gekommenes Objekt jünger aussehen? Indem man es mit noch älteren Dingen umgibt, wobei das der Radiofonografo natürlich eigentlich nicht nötig hat. Die Kompaktanlage des italienischen Herstellers Brionvega ist ein Designklassiker, Jahrgang 1965, und braucht keine spezielle Inszenierung. Das futuristische Stereogerät, schlank, trotzdem ein wenig sperrig und, wenn man genau hinschaut, mit großen runden Augen im Mittelteil, ist seine eigene Show, deshalb steht auch ein Exemplar im MoMA-Design Store in New York. Immerhin ist es ein Entwurf der genialen Brüder Achille und Pier Giacomo Castiglioni. Trotzdem hat es noch mal besonderen Charme, wenn der frei zusammensetzbare Plattenspieler aus drei Modulen jetzt in einer Villa aus der Weimarer Klassik thront wie ein fremdartiger Käfer, zwischen zierlichen Stühlen und lindgrünen Wänden. Die Installation im Wittumspalais ist Teil der Ausstellung "Fremde Freunde. Moderne zu Gast in historischen Häusern".

Modern war der Radiofonografo - Betonung auf dem dritten O - im Jahr seiner Erfindung ganz sicher, eher schon in die Zukunft gewandt mit der Erkenntnis, dass Musikgeräte nicht nur technisch makellos sein müssen, sondern vor allem eine klare ästhetische Botschaft transportieren sollen. Deshalb war David Bowie auch ein früher Fan, "das hat der Marke damals einen riesigen Schub verliehen", sagt der Brionvega-Chef Alessandro Cini. Heute wird die Musikanlage nur auf Bestellung in der gewünschten Farbe - neu ist ein warmer Kirschholz-Ton - gefertigt, für Liebhaber, denen das Stück etwa so viel wert ist wie ein Kleinwagen. Bei aller Design-Nostalgie sieht Cini das Herzstück der Mailänder Firma weder als etwas Museales noch sucht er mit all zu vielen Kooperationen - eine Ausnahme war 2022 die Zusammenarbeit mit Supreme - hektisch Anschluss an den Zeitgeist. "Wir sind zeitlos, im schönsten Sinne." ( brionvega.com).

Die Sonne aus Berlin

Sommer im Glas: der Ode-Aperitif. (Foto: Ode)

Der Sommer ist noch lang genug, um ein bisschen Abwechslung in die eigene Drink- und Aperitif-Routine zu bringen. So schön es ist, wenn man seinen Klassiker gefunden hat - was Neues im Glas belebt die Sinne und sorgt obendrein für Gesprächsstoff. Eine dringende Empfehlung ist diesen Sommer zum Beispiel das Getränk "Ode" aus Berlin. Ein neuentwickelter Aperitif auf Weinbasis, der pur oder gemixt interessante und sehr eigene Geschmackserlebnisse verspricht. Sieben verschiedene Zitrussorten ergeben etwa in der Variante "Bright Lemon" ein wirklich innovatives Aroma und balancieren am Gaumen zwischen erfrischender Säure, bittersüß und mediterraner Kräuternote, aber im Grunde schmeckt das Zeug vor allem nach Sommer. Wer es probiert hat, will jedenfalls unbedingt mehr, und das ist bei einem Flaschenpreis von 27,50 Euro für 0,5l durchaus eine Herausforderung. Die rote Version nennt sich "Ruby Wood" und gibt zum Beispiel im Negroni eine sehr gute Figur ab. Apropos Figur - die Flasche des Ode ist jeweils auch ein veritabler Hingucker, mit ihrer großen gelben Holzkugel als Verschluss sorgt sie sozusagen für einen privaten Sonnenuntergang am Tisch - und wird vermutlich nie entsorgt.

Mal wieder blaumachen

Kleine Jeans-Klassiker aus schwedisch-amerikanischer Zusammenarbeit. (Foto: Wrangler)

Angeblich tragen die meisten Kinder ja nur noch Jogginghosen und Leggings, weil die nun mal viel gemütlicher sind als "echte" Hosen und man darin deutlich besser turnen oder Fußball spielen kann. Außerdem: diese Knöpfe! Igitt, pfui, bäh. Stimmt aber nur bedingt. "Gute" Jeans werden durchaus noch getragen (und liebend gern von den Eltern gekauft). Solche, die nicht wie geschrumpfte Versionen von den Großen aussehen, sondern ihren eigenen Look haben. Das schwedische Label Mini Rodini hat sich jetzt mit Wrangler für eine limitierte Kollektion zusammengetan. Neue Schule trifft auf alte Schule, also spielerisch-cooles Design auf höchste Qualität, wobei die Baumwolle hier auch noch GOTS-zertifiziert ist. Neben Jeansjacken, - westen, Latz- und ausgestellten 70s-Hosen entwarf die Gründerin von Mini Rodini, Cassandra Rhodin, außerdem Sweatshirts und Jerseyteile. Alle Teile der Kollektion werden, unübersehbar, von der "Peace Dove" geziert, die schon lange zum Kosmos von Mini Rodini gehört (ab 2. August auf minirodini.com und wrangler.com).

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