Design:Stahl und Humor

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Vor hundert Jahren wurde die italienische Firma Alessi gegründet. Bekannt ist sie vor allem für ihre verspielten Küchenutensilien.

Von Francesca Polistina

Alles beginnt mit einer Metallwerkstatt einschließlich Gießerei. Es ist das Jahr 1921, und von so etwas wie Design ist der neu gegründete Betrieb der Fratelli Alessi im piemontesischen Omegna noch weit entfernt. Die Fabrik stellt Messingknäufe her, standardisierte Tabletts und Kaffeekannen. Die ersten Eigenkreationen stammen aus den Dreißigerjahren, als Carlo Alessi, Sohn des Gründers Giovanni, die Führung übernimmt. Carlo entwirft unter anderem die "Bombé"-Serie, kugelförmige Kannen samt Zuckerdose, und legt den Grundstein zu dem, was Alessi heute darstellt: ein Synonym für italienisches Design.

In dritter Generation ist Alberto Alessi Präsident des Familienunternehmens. Der 74-Jährige sagt über seine Anfänge in den Siebzigerjahren: "Diese Firma erschien mir zu monolithisch, zu grau." Also habe er das Geschäft mit "ein bisschen Spaß" aufgemischt. Alessi, nebenberuflich Winzer, ist aus seinem Büro zugeschaltet, schwarzer Pulli, Pfeife in der Hand, ein Nussknacker aus dem Erzgebirge im Hintergrund. Es soll an diesem Herbstnachmittag um den 100.Geburtstag des Unternehmens gehen - und um seine ikonischen, oft ironisch verspielten Objekte. Viele stammen aus der goldenen Zeit in den Achtziger- und Neunzigerjahren, als es üblich war, sich zu Weihnachten Alessi-Körbe zu schenken, und kaum eine Hochzeits-Geschenkliste ohne den Teekessel mit Plastikvögelchen auskam.

Alberto Alessi, 74, ist Präsident des Familienunternehmens. (Foto: Olaf Döring/Imago)

Design war damals kein Massenphänomen, die Konkurrenz entsprechend überschaubar - heute sei der Markt, so drückt es Alessi aus, "interessant". Große Namen von Ettore Sottsass über Philippe Starck bis Zaha Hadid, die den blitzblanken Alessi-Kosmos immer weiter glänzen ließen: Diese Phase ist eine Weile her. 2019 geriet das Unternehmen in Schieflage und musste die Belegschaft um ein Viertel reduzieren. Der Patron kommentierte die Lage damals mit nautischen Metaphern. Er fühle sich "wie ein Kapitän auf einem Schiff im Sturm", sagte Alessi dem Handelsblatt. Die Finanzspritze eines britischen Investors half, den Standort Omegna zu halten, wo weiterhin ein Großteil der Produktion stattfindet.

Wie geht es nun weiter? Alberto Alessi sagt, man arbeite an einer neuen Kollektion kleiner Möbel und Accessoires wie Stühlen oder Kleiderhaken, einem für das Unternehmen neuen Bereich. Und man wolle ein Design-Labor bleiben, ein Ort, wo experimentiert wird. Wie immer - denn das ist längst zum Alessi-Erkennungszeichen geworden - mit einer guten Portion Humor.

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