An diesem Donnerstag wird "ein herausragendes Objekt" im Trierer Karl-Marx-Haus erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich um den Sessel, in dem der Philosoph und Ideologe, der am 5. Mai 200 Jahre alt geworden wäre, am 14. März 1883 in London an einer Kehlkopfentzündung starb. Dazu ein Gespräch mit Elisabeth Neu, der Leiterin des Karl-Marx-Hauses.
SZ: Frau Neu, sind Sie sich denn sicher, dass es sich wirklich um Marx' Sterbestuhl handelt?
Elisabeth Neu: Zumindest versichern uns das die in Paris lebenden Ururenkelinnen. Von denen haben wir den Stuhl gekauft.
Biografien zum 200. Geburtstag:Karl Marx - Seiner Zeit weit voraus
Er hat Globalisierung und ungezügelten Finanzkapitalismus vorweggenommen - und war zu Lebzeiten immerzu krank und pleite. Neue Bücher erzählen farbig vom berühmten Ökonomen.
Und war er sehr teuer?
Darüber möchte ich nichts sagen. Aber Karl Marx ist ja tatsächlich im Sessel gestorben, denn am 15. März 1883 schrieb sein Freund Friedrich Engels in einem Brief: "Gestern Nachmittag, 2.45 Uhr, kaum zwei Minuten allein gelassen, fanden wir ihn sanft entschlafen im Sessel."
Ja gut, aber das könnte natürlich auch ein anderer Sessel sein.
Laut Familienüberlieferung ist es dieser Sessel. Beweise haben wir leider nicht.
Von Marx gibt es noch nicht mal eine Totenmaske. Lenin hingegen wurde einbalsamiert. Wie erklären Sie sich das?
Gute Frage. Es könnte sein, dass Marx' Familie schlicht keine Totenmaske haben wollte. Kurz zuvor waren ja seine Tochter und seine Frau gestorben. Da hatte die Familie sicher ganz andere Probleme.
Wie riecht der Sessel?
Ehrlich gesagt: Ich habe mich bisher nicht getraut, daran zu riechen. Er wurde aber ganz vorsichtig gereinigt und restauriert.
Auch die Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. starben sitzend. Trotzdem sind Sterbesessel viel seltener als Sterbebetten.
Wir haben uns den Kauf wirklich gut überlegt. Bis auf eine Taschenuhr haben wir bisher kaum persönliche Gegenstände von Marx ausgestellt. Aber die Leute fragen einfach immer wieder danach.
Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft sind gerade gegen die von der Volksrepublik China geschenkte, fünf Meter hohe Marx-Statue Sturm gelaufen, die jetzt in Trier steht.
So etwas hätte bei uns von den Proportionen her gar nicht in den Museumsgarten gepasst! Nein, nein. Personenkult möchten wir auf keinen Fall betreiben. Das werden Sie sehen, wenn bei uns am 5. Mai die Ausstellung eröffnet wird.