Blattgold:Was es kostet, das Saarland zu vergolden

Nicht erst nach Franck Ribérys Goldsteak-Gate ist Blattgold in der Kritik. Dabei ließe sich vieles damit ratzfatz verschönern. Und das mitunter sogar ziemlich preiswert. Sechs Ideen.

Von SZ-Autoren

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(Foto: Stephan Rumpf)

Ein Windhauch reicht, um die Kostbarkeit hinfort zu tragen: Blattgold ist nur ein zehntausendstel Millimeter dünn. Mit der aus reinem Gold oder hochkarätigen Goldlegierungen hergestellten Folie werden Bilderrahmen, Stuckaturen und Kirchenkuppeln vergoldet. Auch in der modernen Kunst ist Blattgold gefragt. Blattvergoldete Skulpturen des britischen Künstlers Damian Hirst sind begehrte Sammlerobjekte. Hauchdünn findet es sich auch auf Pralinen, in Schnaps, auf Lachs - oder, wie es sich jüngst Bayern-Fußballer Franck Ribéry hat in einem Restaurant in Dubai servieren lassen - um ein mächtiges Steak gewickelt. Der angebliche Preis für diesen geschmacklosen, ähem, geschmacksneutralen Luxus: irgendwas zwischen 1200 Dirham (etwa 300 Euro) und 1200 Euro. Nur ein Bruchteil davon entfällt auf das Blattgold. Der reine Materialpreis für den Edelfleisch-Edelmetallmantel dürfte bei unter zwei Euro liegen. Das ist nicht viel, gemessen an der Aufregung um das Video, das zeigt, wie Ribéry sich sein Gold-Steak zerteilen lässt. Warum also bringen wir nicht auch noch an anderer Stelle mehr Goldglanz in unser Leben? Sechs Vorschläge.

Bundesland

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(Foto: dpa; Bearbeitung SZ)

Was? Das Saarland, jenes kleine, leider oft vergessene Bundesland im äußersten Südwesten Deutschlands. Allerdings nur die Grundfläche, nicht die Gebäude und auch nicht die Saarländerinnen und Saarländer. Das wäre des Guten zu viel. Wem nützt das? Dem Image eines Landstriches inmitten Europas, dessen Bevölkerung zurückgeht und der leider oft vergessen oder nur zur Durchfahrt nach Frankreich benutzt wird. Von größerem Interesse ist das Saarland nur, wenn irgendwo wieder ein Tanker leck geschlagen oder ein riesiger Waldbrand ausgebrochen ist. Der Ölteppich, respektive die in Flammen stehende Waldfläche, werden dann oft mit dem Attribut "ungefähr halb so groß wie..." oder auch mal "ungefähr doppelt so groß wie das Saarland" versehen. Was kostet es? Das ist sehr leicht auszurechnen. Der große Vorteil des Saarlandes: Es ist haargenau so groß wie das Saarland, nämlich exakt 2569,69 Quadratkilometer. Somit ergibt sich ein Preis von 925 Milliarden Euro. Das ist weniger als drei Mal der Bundeshaushalt. Die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlandes und Kanzlerinnenkandidatin-Kandidatin, Annegret Kramp-Karrenbauer, könnte das Vorhaben frühestens im Herbst 2021 durchdrücken. (Oliver Klasen)

Gebäude

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(Foto: dpa; Bearbeitung SZ)

Was? Den langen Hochhausriegel am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. Wem nützt das? Einem Ort, den viele als typische Bausünde der Nachkriegszeit ansehen. Einst wollten es Politiker sprengen lassen, inzwischen ist der Platz und das Hochhaus unter Berlinern und Besuchern der Stadt fast liebevoll als "Kotti" bekannt. Lange war es als Drogenumschlagplatz und krimineller Hot-Spot verrufen, doch inzwischen gehört das Gebäude der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft und die müht sich um ein besseres Image. Da würde eine vergoldete Fassade gut passen, denn sie vereint den Glamour, der Kreuzberg an dieser Stelle bisher fehlt, mit Street-Credibility. Gangsterrapper thematisieren in ihren Songs ja gerne das große "Bling Bling". Was kostet das? In dem Gebäudekomplex befinden sich etwa 300 Wohnungen, jeweils mit Balkon. Da schon beim Bau des Hochhauses die Vorgaben des Architekten nicht eingehalten wurden, gibt es auch jetzt eine Sparversion. Das Dach und die Fassaden der Treppenhäuser werden nicht vergoldet, nur die Balkonbrüstungen. Das wären grob geschätzt etwa 6000 Quadratmeter Fläche, Blattgold im Wert von 2,2 Millionen Euro. (Oliver Klasen)

Einrichtung

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(Foto: picture alliance / dpa)

Was? Der Klassiker unter den Ikea-Möbeln: das Billy-Regal. Gute zwei Meter hoch, ausgestattet mit sieben Regalböden, inklusive Deckel und Boden. Wem nützt das? Allen, die sich vom schneeweißen Ikea-Einheitslook absetzen wollen oder vom Eichen- und Birkenfurnier gelangweilt sind. Wer sein Billy mit Blattgold verziert, hat die bunt gepunktete Möbelfolie aus dem Baumarkt längst hinter sich gelassen. Was kostet es? Für 2352 Euro lassen sich sechs Regalbretter beidseitig, das Bodenbrett einseitig vergolden, außerdem die Seitenwände und die Innenseite der Rückwand. Für den gleichen Betrag könnte man 60 weiße Billys neu kaufen. Aber wer braucht schon 60 Bücherregale, wenn er ein goldenes haben kann? (Regina Steffens)

Essen

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(Foto: dpa; Bearbeitung SZ)

Was? Ein klassisches Döner-Fladenbrot, nicht die gerollte Dürum-Variante. Wem nützt das? All denen, die, anders als Franck Ribéry, lieber die Kohlenhydrat-Beilage in Gold verspeisen wollen. Was kostet es? Nur der Brotmantel des Döners wird mit Blattgold versehen. Die Größe der Tomatenscheiben, die Menge des Salats, die Schichtdicke von Fleisch und/oder Gemüse - all das ist zu sehr von der Laune des Kebabverkäufers abhängig, als dass es sich seriös bestimmen ließe. Also orientiert man sich an der Größe der Papier-Dönertasche - 16 mal 16 Zentimeter, in der das runde Dönerbrot steckt. Beidseitig vergoldet kostet es 18,43 Euro. Die Soße mit Goldstaub gibt es dann wohl gratis dazu. (Regina Steffens)

Gebrauchsgegenstand

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(Foto: N/A)

Was? Eine 120-Liter-Mülltonne, die schmalen, die jeder vor der Tür stehen hat. Wem nützt das? Allen, die sich an der Louis-Vuitton-Mülltonne, wie sie die Nobel-Disco P1 und Kim Kardashian haben, sattgesehen haben. Was kostet es? Wenn man den Deckel innen und außen sowie den Boden und die Außenwände mit 23-Karat-Blattgold vergoldet, kostet das an reinen Materialkosten 780,41 Euro (ohne Pinselkosten und Personalkosten). Das sind nur 65 Euro pro Monat. Man müsste halt die Müllabfuhr vorher bitten, sanft mit dem edlen Behälter umzugehen. (Nora Reinhardt)

Wertanlage

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(Foto: dpa; Bearbeitung SZ)

Was? Ein Ein-Kilogramm-Goldbarren Wem nützt das? Tja. Was kostet es? Lediglich 4,53 Euro für das Blattgold. Damit steigert man den Wert des Goldbarrens von momentan etwa 36 500 Euro nochmal um gut 4,50 Euro. (Nora Reinhardt)

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