Kolumne: "Eigener Herd":Bratapfel als Torte? Unbedingt!

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Eher Symbol als Gericht? Bratapfel ist köstlich, wird aber pur erstaunlich selten zubereitet. (Foto: imago/Westend61)

Er gehört zum Advent wie Tanne oder Lebkuchen, aber man darf ihn gerne abwandeln: In einem Bett aus Mürbeteig, Zimt, Sahne und Vanillepudding läuft Bratapfel zu Hochform auf.

Von Marten Rolff

Der Apfel und die Symbolik - das ist kein weites Feld, sondern ein endloses. Wer einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, läuft schnell Gefahr, bei einem Buchprojekt zu landen, das von der Erbsünde über die Aura des kaiserlichen Reichsapfels bis zur Bedeutung des grünen Apfel-Emojis (knackfrische Lebensweise!) für die Clean-Eating-Gemeinde reicht. Metaphorisch ist die Frucht dermaßen stark aufgeladen, dass die kulinarische Wirklichkeit (nur zur Erinnerung: Es geht um ein Lebensmittel!) damit kaum noch etwas zu tun hat. Das beste Beispiel dafür ist der Bratapfel.

Denn der muss - mit ein bisschen Schützenhilfe von Mandel, Lebkuchen und Gans - bis heute quasi im Alleingang kulinarisch die Weihnachtszeit repräsentieren. Er spielt eine Rolle in unzähligen Geschichten und Gedichten ("Der Kipfel, der Kapfel, der...") und selbst im hipperen Einrichtungsmarketing steht er für Feuerschein und adventliches Hygge-Glück im Kreise der Lieben.

Doch jetzt mal Hand aufs Herz: Wann hatten wir zuletzt eine Einladung, bei der die Gastgeber mit glühenden Bäckchen und besinnlichem Lächeln eine dampfend-duftende Bratapfel-Reine auf den Tisch stellten? Wann haben wir zuletzt den Ofen angeworfen, um vorfreudig Boskop mit Zimt, Rosinen und Marzipanrohmasse zu stopfen? Eben.

Kolumne "Eigener Herd"
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Von Marten Rolff

Einerseits ist ein Bratapfel tatsächlich unaufwendig. Doch eine andere Wahrheit ist: Wenn man schon einmal dabei ist, Äpfel fachgerecht zu köpfen, Kerngehäuse auszustechen und Füllung anzurühren, dann ist es zu schickerem Gebäck, zu Crumble, Pie oder Apfelkuchen, auch nicht mehr weit. In einer Welt, in der ständig alles was hermachen soll, erscheint manch einem der Apfel da gerade zu Weihnachten ein wenig zu, nun ja, karg? Oder muss man schon sagen: altbacken? Die Welt ist eben selbst im Advent manchmal ungerecht.

Die gute Nachricht: Gegen Bratapfelunlust gibt es ein Rezept. Und zwar ein ganz hervorragendes: Eine Bratapfeltorte ist einfach zu backen, schindet Eindruck, schmeckt wunderbar, wirkt leichter, als sie ist, und bleibt auf diskrete Weise traditionsverbunden. Dezent weihnachtlich also. Der Clou: Die acht Äpfel darin bleiben ganz (was am Tisch Aufsehen erregt), sie dürfen in Zimt baden und liegen in einem cremigen Bett aus gebackenem Sahnepudding.

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Von Marten Rolff

Für die Torte 250 g Mehl mit 1/2 Päckchen Backpulver mischen und dann mit 125 g Zucker, 150 g weicher Butter und 1 Ei zu einem glattem Mürbeteig verkneten, diesen ausrollen und Rand und Boden einer gefettete Springform (Durchmesser 28 cm) damit auslegen. Dann 8 Boskop-Äpfel (oder eine vergleichbar süßsaure Sorte) schälen, Gehäuse ausstechen, die Früchte nach Bedarf mit etwas Zitronensaft einreiben, mit Zimt bestäuben und in der Form anordnen. Am Ende 1 Päckchen Puddingpulver (Vanille) mit 4 EL Sahne anrühren, 750 ml Sahne erhitzen, dann 125 g Zucker und die Puddingmischung einrühren und kurz aufkochen lassen. Die Masse über die Äpfel gießen und gut 60 Minuten bei 180 Grad (Ober- und Unterhitze) backen. Später 24 Stunden kühl stellen.

Schmeckt toll zum Adventskaffee, mit Whisky als Dessert und im Übrigen auch hervorragend im Januar, April oder Oktober.

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