Zweitliga-Derby in Frankfurt:Damals, in den Siebzigern

In den siebziger und achtziger Jahren war der FSV aus dem bezahlten Fußball verschwunden, Anfang der Neunziger stand er vor der Pleite. Dann kam ein Mann, der auch zu einer FSV-Legende wurde, nicht als Spieler, aber als Funktionär. Bernd Reisig stellte den Verein auf eine neue wirtschaftliche Basis, der Wiederaufstieg in die zweite Liga ist vor allem ihm zu verdanken. Im vergangenen Jahr trat er als Geschäftsführer zurück, weil er sich mit der Stadt in einem langen, zähen Streit um den Ausbau des Stadions verkracht hatte.

Aber Reisig kommt noch zu fast jedem Spiel, und er war auch der einzige, der dem netten Derby so etwas wie Leben einhauchte. "Eintracht-Präsident Heribert Bruchhagen hat noch nie eine Einladung von uns angenommen" schimpfte er, und dann erinnerte er noch an den Fahnenstreit vor drei Jahren, bei dem die Eintracht gezeigt habe, "wie kleinkariert der große Fußball sein kann". Wegen Umbauarbeiten nutzte der FSV damals das Eintracht-Stadion, und diese weigerte sich nach Fan-Protesten, schwarz-blaue Fahnen vor der Arena aufzuhängen.

Solche kleinen Scharmützel blieben aber die Ausnahme, ansonsten gab es über Jahrzehnte wenig Anlass zur Feindschaft, ganz anders als früher. In den Zwanzigern, als der FSV in der Meisterschaft Zweiter wurde, lieferten sich beide Vereine hitzige Derbys mit Zuschauerausschreitungen. Es war der alte Gegensatz zwischen dem bürgerlichen Großstadtverein (Eintracht) und dem Arbeiterklub (FSV). In den Fünzigern lebte die Konkurrenz kurz noch einmal auf. "Danach war einfach zu viel Leerlauf beim FSV", klagt Trimhold.

Der eigentliche Lokalkonkurrent der Eintracht sitzt in Offenbach; bei Treffen der Nachbarstädte kochen die Emotionen hoch. Das Frankfurter Stadtderby dagegen ist für die Polizei eher ein normaler Arbeitstag, auch wenn die Arena mit 51.000 Zuschauern ausverkauft sein dürfte. Der FSV hat Heimrecht, spielt aber in der Eintracht-Arena, weil er da gleich ein Drittel des Spieler-Etats einnehmen kann.

Vizepräsident Wolfgang Kurka gibt den netten Nachbarn: Er wäre froh, der Eintracht "ein bisschen ans Bein pinkeln zu können". Man wolle sich gar nicht mit der großen Eintracht vergleichen. "Ein Punkt wäre das Höchste der Gefühle." Dass man sich jemals wieder in Feindschaft gegenübersteht, kann er sich nicht vorstellen.

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