Zweite Liga:Halbherzig in Hälfte eins

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Tor mit sechs O: Der Jahn bejubelt das 2:2 durch Benedikt Gimber (vorne). (Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/imago)

Jahn Regensburg egalisiert gegen den Karlsruher SC durch zwei Tore nach Standardsituationen einen 0:2-Rückstand, büßt aber die Tabellenführung ein.

Von Stefan Galler, Regensburg/München

Als das wilde Spiel dann vorbei war, schritten die Trainer Arm in Arm Richtung Kabine: Regensburgs Coach Mersad Selimbegovic und Christian Eichner, Übungsleiter des Karlsruher SC, besprachen ganz sachlich die Schlüsselszenen und machten beide einen nicht unzufriedenen Eindruck. Am Ende teilten die Mannschaften beim 2:2 (0:1) die Punkte, doch es hätte in der Tat auch für beide schlechter ausgehen können: Der bisherige Zweitliga-Spitzenreiter aus der Oberpfalz musste nämlich erst einmal ein 0:2 aufholen; in der Nachspielzeit hatten dann die Gäste Glück, dass ein Handelfmeter für den Jahn nach Videobeweis zurückgenommen wurde, weil vor dem vermeintlichen Übeltäter Daniel Gordon auch Regensburgs Joel Zwarts die Kugel mit den Fingern berührt hatte.

Für 24 Stunden rettete Regensburg mit dem Remis die Tabellenführung, dann zog der FC St. Pauli durch einen 3:0-Heimsieg gegen Dynamo Dresden vorbei. Doch das dürfte für Trainer Selimbegovic eher nebensächlich sein, er hatte vielmehr noch am Sonntag mit der Aufarbeitung der ersten Spielhälfte vom Samstag zu kämpfen: "Es lag am Matchplan", sagte er. "Wir wollten anders attackieren, haben uns aber nicht getraut, es durchzuziehen." Es halbherzig zu versuchen, sei "nicht genug für einen Gegner wie Karlsruhe".

"Die erste Halbzeit war die schlechteste, die wir in dieser Saison gespielt haben", sagt Jahn-Kapitän Benedikt Gimber

So kam es, dass die Badener nach einem zurecht aberkannten Abseitstor des Jahn durch Jan-Niklas Beste (9.) das Spiel dominierten und in der 14. Minute durch den starken Kapitän Marvin Wanitzek in Führung gingen - nach einem sehenswerten Spielzug, bei dem die Hausherren nur Spalier standen. "Wir waren in der ersten Halbzeit zu langsam, zu träge, ohne Aggressivität im Zweikampf", sagte Selimbegovic. Und Kapitän Benedikt Gimber ergänzte: "Die erste Halbzeit war die schlechteste, die wir in dieser Saison gespielt haben."

Der KSC eroberte immer wieder Bälle in der Jahn-Hälfte, hielt den Druck hoch, versäumte es aber, schon vor dem Wechsel für klarere Verhältnisse zu sorgen. Das gelang dann zu Beginn des zweiten Durchgangs nach einem Eckball, der bereits verteidigt zu sein schien, ehe Gordon die Kugel noch einmal in die gefährliche Zone spielte und sein Abwehrkollege Marco Thiede beim Abschluss aus acht Metern den Überblick behielt (51.). "Wir hatten schon in der Pause gesagt, dass wir das so nicht stehen lassen können", sagte der Jahn-Trainer. Doch so richtig wach war seine Elf erst nach dem 0:2.

Das Comeback wurde dann durch ein Handspiel von KSC-Verteidiger Christoph Kobald eingeleitet, den unstrittigen Elfmeter verwandelte Andreas Albers zum 1:2 (56.). Und zwei Minuten später brachte Sarpreet Singh einen Freistoß zur Mitte, Albers legte per Kopf ab und Gimber köpfelte aus kurzer Distanz ein - bereits das neunte Tor nach einer Standardsituation für den Jahn in dieser Saison. "Wir können uns glücklich schätzen, dass wir durch den Elfer ins Spiel geholt wurden, danach waren wir dann voll da", sagte der Torschütze zum 2:2 und bestätigte, dass sich die Regensburger in der Vorbereitung speziell mit Standards beschäftigt hätten, "weil wir das letztes Jahr nicht gut gemacht haben", so Gimber weiter.

In der Endphase waren dann die Oberpfälzer näher am Sieg, zunächst zielte Charalambos Makridis aus 16 Metern knapp zu hoch (84.), dann fand ein Zuspiel des umtriebigen Zwarts keinen Abnehmer (84.). Schließlich räumte KSC-Torwart Marius Gersbeck Zwarts außerhalb des Strafraums ab, spielte dabei aber mit dem Kopf den Ball (89.), und ganz am Schluss stand die Verwirrung um den von Referee Deniz Aytekin zurückgenommenen Elfmeter.

Als sich der Pulverdampf gelegt hatte, zog Selimbegovic sein saisonales Zwischenfazit: "18 Punkte nach neun Spielen sind für uns sehr gut. Aber es hätten sogar noch ein oder zwei mehr sein können." Für die Zukunft gelte es, aus der verkorksten ersten Hälfte gegen den KSC zu lernen: "Das Motto muss sein, keine besonderen Sachen zu machen, sondern einfache Sachen besonders gut zu machen", so Selimbegovic. Gleich nach der Länderspielpause steht ein Spitzenspiel an, wenn der Zweite Regensburg beim Dritten Paderborn gastiert.

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