1. FC Nürnberg:Puls wie noch nie

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Er hat es wieder getan: Nürnbergs 17 Jahre alter Youngster Can Uzun brachte den Club in Führung, Nathaniel Brown (li.) und Daichi Hayashi (re.) gratulieren. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Der Club hat in Osnabrück auch dank Talent Can Uzun lange alles im Griff - und muss am Ende doch noch um den Sieg bangen.

Von Stefan Galler

Schon vor dem Spiel in Osnabrück war er das Gesprächsthema Nummer eins: Can Yilmaz Uzun, dieses 17 Jahre alte Wunderkind, zuletzt Doppel-Torschütze beim 2:2 des 1. FC Nürnberg gegen Hannover 96 und gar Dreierpacker beim 9:1-Pokalerfolg gegen den Fünftligisten Oberneuland, ist der neue Hoffnungsträger des Club. Dass ihm dieser Status irgendwie zu Kopf steigen könnte, hält sein Trainer Christian Fiel für unwahrscheinlich: "Er hat ein gutes Elternhaus, ist klar in der Birne. Aber klar müssen wir wachsam sein. Alles auf die Schultern eines 17-Jährigen zu legen, wäre Wahnsinn", sagte er im Sky-Interview.

Und doch kam Uzun auch beim 3:2 (1:0)-Erfolg der Franken beim Aufsteiger eine mitentscheidende Rolle zu: Er brachte seine Mannschaft in der 35. Minute verdient in Führung, als ihm ein Abpraller knapp zehn Meter vor dem Osnabrücker Tor vor die Füße fiel und er ganz abgeklärt abschloss. Drei Saisontreffer nach drei Spieltagen - das war im Nürnberger Dress zuletzt Martin Driller im Jahr 2000 gelungen. Und der letzte 17-Jährige, der nach drei Zweitligarunden dreimal getroffen hatte, war der Schalker Olaf Thon vor 40 Jahren.

Uzun musste dann in der Halbzeit wegen einer Knöchelblessur ausgewechselt werden und sah von draußen, welch unglaubliches Drama sich im Stadion an der Bremer Brücke in der Schlussphase entwickelte. Zunächst wurde ein Abstaubertor von Kanji Okunuki zum vermeintlichen Nürnberger 2:0 wegen Abseits zurückgepfiffen (61.), doch die Clubberer blieben fokussiert - noch. Die Folge waren weitere Treffer. Zunächst durch Lukas Schleimer, der einen Konter über Daichi Hayashi mit einem beherzten Schuss aus 16 Metern abschloss, dabei aber auch nicht wirklich attackiert wurde (70.). Als Benjamin Goller in Minute 85 nach einem Eckball auf 0:3 erhöhte, schien der erste Ligasieg der Saison für den FCN nur noch Formsache zu sein.

Der Club führt 3:0, dann trifft Conteh in 78 Sekunden zwei Mal für Osnabrück

Oder, wie es Coach Fiel nach dem Spiel ausdrückte: "Wir hatten das Spiel zu hundert Prozent im Griff, sogar die Chance auf das ein oder andere weitere Tor." Dann jedoch habe man nicht mehr so attackiert, "die Duelle nicht mehr so geführt wie zuvor". Und schon war Osnabrück zurück im Spiel: Innerhalb von nur 78 Sekunden traf Christian Joe Conteh jeweils nach langen Bällen aus dem Mittelfeld zwei Mal, wobei die Nürnberger Abwehr insbesondere beim 2:3 eine bemitleidenswerte Figur abgab: Gleich vier Franken narrte Conteh vor seinem Abschluss (88.). Um ein Haar hätte der VfL tatsächlich noch in der Nachspielzeit den Ausgleich geschafft, mit letztem Einsatz konnten Torwart Christian Mathenia und Verteidiger Nathaniel Brown den Treffer von Bashkim Ajdini verhindern, alle drei mussten anschließend behandelt werden.

Kurz danach war Schluss und Club-Trainer Fiel kam langsam wieder in den grünen Bereich: "Ich bin froh, dass ich kein Messgerät anhabe, bei meinen schlimmsten Läufen hatte ich nicht so einen Puls wie heute", sagte er und kritisierte seine Mannschaft scharf. Es sei "unerklärlich", wie sie sich das Spiel aus der Hand habe nehmen lassen: "Das darf uns im Leben nicht passieren." Letztlich müsse man "sogar froh sein, nicht noch unentschieden gespielt" zu haben.

Alles andere als zufrieden war hernach auch Tobias Schweinsteiger, bis August 2022 Co-Trainer beim FCN unter Robert Klauß und nun Chefcoach in Osnabrück. "Am Schluss sind wir nochmal rangekommen, da hat das Team gezeigt, dass es sich nicht aufgibt", meinte Schweinsteiger. "Aber insgesamt war das zu wenig, wir haben ganz schlecht Fußball gespielt."

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