Zweite Bundesliga:Rätsel auf dem Weg zum Tor

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Sein Tor reicht nicht: Dennis Borkowski trifft für den 1. FC Nürnberg gegen Düsseldorf zum 1:1 - doch die Fortuna wird danach noch zwei Mal jubeln. (Foto: Dennis Ewert/RHR-Foto/imago)

Der 1. FC Nürnberg verliert mit 1:3 bei Fortuna Düsseldorf und hat nun noch fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Gegen einen schlagbaren Gegner fehlt es der Mannschaft an Lösungen in der Offensive.

Von Christoph Ruf

Selbst Nürnbergs Torwart Christian Mathenia lauerte irgendwo am Strafraum, als Johannes Geis den mutmaßlich letzten Freistoß des Spiels beim Stand von 1:2 in den Düsseldorfer Strafraum schlug. An den Ball kam er nicht, er konnte aber aus nächster Nähe beobachten, wie sich sein Düsseldorfer Pendant Florian Kastenmeier beim Herauslaufen verschätzte. Doch bevor Nürnbergs Stürmer Fabian Schleusener an den Ball kommen konnte, hatte ihn Düsseldorfs Jakub Piotrowski bereits über die Latte geköpft. Kurz darauf fiel noch das Tor zum 3:1-Endstand für die Fortuna. Und das machte die Sorgen der am Sonntag letztlich chancenlosen Nürnberger auch nicht kleiner.

Fünf Punkte Vorsprung haben die Franken nun noch auf den Relegationsrang. Dort steht der kommende Gegner aus Osnabrück, der allerdings noch ein Nachholspiel hat. Bis zum kommenden Sonntag dürften die Gefühlsschwankungen der Club-Fans, die seit Monaten zwischen Fatalismus ("Wir steigen ab") und Wut ("Die Deppen steigen ab") schwanken - also nicht mehr ins Euphorische ("Vielleicht steigen die Deppen ja doch nicht ab") überschwappen.

Dabei war es kein miserables Spiel, das der Club am Sonntag zeigte. Aber eines, bei dem mal wieder jede Risikobereitschaft fehlte und nie zu erkennen war, dass da eine Mannschaft wirklich den Torerfolg sucht. Das war umso überraschender, als die wirklich nicht überragenden Düsseldorfer nach einer schwungvollen Anfangsphase zunächst stark nachließen. Nürnberg spielte in dieser Phase gefällig, es blieb aber rätselhaft, wie man zu einem Torerfolg kommen wollte.

Nürnbergs Außenverteidiger trauen sich zu wenig zu

Im ersten Spielfelddrittel ließ man Düsseldorf in Ruhe aufbauen, was dort dankbar registriert worden sein dürfte. Blieb also nur der Versuch, selbst das Spiel aufzubauen. Da Johannes Geis vom Düsseldorfer Mittelfeld ziemlich konsequent zugestellt wurde, blieben hierfür nur die Außenbahnen. Doch dort trauten sich weder Tim Handwerker auf der linken noch Oliver Sorg auf der rechten Seite einmal einen Durchmarsch zur Grundlinie zu. Sorg, der den gelbgesperrten Enrico Valentini vertrat, versuchte in der ersten halben Stunde dafür zwei Mal, eine Seitenverlagerung auf die linke Außenbahn hinzubekommen. Beide Male landete der Ball beim Gegner.

Eine einzige Offensivaktion gab es im ersten Durchgang zu bestaunen. In der achten Minute landete ein Kopfballaufsetzer von Georg Margreitter über den Umweg der Latte im Aus. Als Dennis Borkowski nach einer halben Stunde abzog, sein Schuss aber sieben Meter am Pfosten vorbeiging, gab es ebenso aufmunternden wie rührenden Applaus von den Kollegen. Zur Halbzeit konnte der Club von Glück sagen, dass die Fortuna in ihrer zweiten Druckphase ab der 35. Minute nicht das Tor getroffen hatte. Kristoffer Peterson und Kenan Karaman erwischten bei einer Doppelchance zweimal den Pfosten (40. Minute), David Kownacki (41.) und Leonardo Koutris vergaben Halbchancen (43.).

Auch was das Chancenverhältnis anging, deutete sich also bereits im ersten Durchgang an, dass die Nürnberger nicht als Sieger vom Platz gehen würden. Borkowski brachte im zweiten Durchgang immerhin noch zwei harmlose Abschlüsse zustande (50./83.). Erwähnenswert waren die aber nur, weil es ansonsten über 90 Minuten nur zwei bessere gab: Margreitters Kopfball aus der Anfangsphase. Und Borkowskis Tor (62.), mit dem er die Fortuna-Führung durch André Hoffmann ausglich, der bei seinem Kopfball seltsam frei stand (48.).

Trainer Klauß spricht von einer "unglücklichen Niederlage"

Um das Nürnberger Dilemma zu veranschaulichen, könnte man also statt der Außenbahnen genauso die Offensive heranziehen. Hier blieb Nikola Dovedan diesmal wirklich so schwach, wie er zuweilen auch zu Unrecht gesehen wird. Hier verweigerte Manuel Schäffler zu oft die Laufarbeit und ermöglichte der Fortuna so viele leichte Balleroberungen wie diejenige, die zum 2:1 durch Marcel Sobottka führte (77.). "Das zweite Gegentor nehme ich mit auf meine Kappe", gab Schäffler zu. "Da lasse ich mir den Ball klauen und kann ihn dann nicht mehr stören." In der Nachspielzeit rutschte dann Sorg mitsamt Ball über die eigene Torlinie, zum 1:3 aus Nürnberger Sicht. Düsseldorfs Rouwen Hennings hatte den Ball kurz zuvor an den Pfosten geschossen, von wo er zu Sorg prallte.

Es war das unglückliche Ende einer Partie, die Club-Trainer Robert Klauß nicht zum ersten Mal als "unglückliche Niederlage" gewertet sehen wollte. Man müsse sich "ankreiden lassen, dass wir es in den entscheidenden Situationen nicht gut gemacht haben." Das stimmte. Zumindest, wenn man zu den entscheidenden Situationen ein paar mehr zählt als die drei, die zu den Gegentoren führten.

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