Zweite Bundesliga:Frust an der Jahnstraße

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Die beste, weil einzige gute Regensburger Chance in Sandhausen: Sebastian Stolzes Fallrückzieher aus 13 Metern. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Nach dem 0:2 in Sandhausen muss der SSV Jahn Regensburg weiter um den Zweitliga-Klassenverbleib zittern. Einen Dank können die niedergeschlagenen Regensburger noch an die Würzburger Kickers schicken.

Von Johannes Kirchmeier

Der eine Ur-Regensburger, Mersad Selimbegovic, 39, stand am Sonntag auf dem Rasen und kaute seinen Kaugummi noch etwas härter als üblich - so, als wollte er jede Faser der Kaumasse einzeln trennen. Der andere Ur-Regensburger, Oliver Hein, 31, starrte unweit der Mittellinie stur vor sich hin. Es dauerte, bis sich nach der Partie beim SV Sandhausen der übliche Kreis des SSV Jahn Regensburg bildete. Der Frust war ganz einfach riesig nach dem 0:2 (0:2) am vorletzten Saisonspieltag der zweiten Fußball-Bundesliga. "Jetzt haben wir das Finale", sagte Jahn-Trainer Selimbegovic. "Das ist das, was wir genau nicht wollten."

Schließlich hatte sein Team zum zweiten Mal nacheinander den vorzeitigen Klassenverbleib verpasst. Nach den Niederlagen in Kiel (2:3) und Sandhausen muss es als Vierzehnter - einen Punkt vor dem SVS und zwei Zähler vor dem VfL Osnabrück, der auf dem Relegationsplatz liegt - weiter um das fünfte Zweitliga-Jahr in Serie zittern. Vor einigen Wochen war so ein Szenario vor dem Abschlussspieltag nicht unbedingt zu erwarten gewesen, doch die Oberpfälzer schafften seit Ende Januar eben auch nur zwei Siege in 15 Partien und verspielten so ihren Vorsprung. Nur mit einem Remis gegen den FC St. Pauli am kommenden Sonntag dürften sie ob ihres guten Torverhältnisses ziemlich sicher gerettet sein. Dankbar dürfen sie daher den schon abgestiegenen Würzburgern sein, die am Sonntag überraschend beim 17. Braunschweig gewannen. So kann der Jahn immerhin nicht mehr direkt absteigen.

Jahn-Coach Selimbegovic muss einräumen: "Wir hatten keine zwingenden Torchancen"

Dabei waren die guten Omina für einen Jahn-Sieg eigentlich nicht zu übersehen: Der SSV durfte sich tatsächlich etwas heimisch fühlen in der Fremde - das Spiel fand an der Jahnstraße 1 statt, wo das Stadion in Sandhausen steht. Und der Kapitän Benedikt Gimber begrüßte wie im Januar im Hinspiel den glatzköpfigen Schiedsrichter Nicolas Winter. Damals endete die Partie trotz eines frühen Rückstands noch 3:1 für den SSV.

Das mit dem Rückstand wollten sie in Baden-Württemberg unbedingt verhindern, die Regensburger feuerten sich schon beim Aufwärmen hörbar lauter an und wirkten so vielleicht auch einen Tick motivierter. "Sandhausen ist eine Mannschaft, die ums nackte Überleben kämpft. Da muss man auf der Hut sein", sagte Selimbegovic. Hatten sich seine Spieler dann jedoch vor der Partie schon zu sehr verausgabt? Es folgten nämlich 90 Minuten, in denen der Jahn zu dröge, zu leidenschaftslos agierte. So als hätte er noch nicht ganz begriffen, dass es hier um den Klassenverbleib geht.

Erneut stand es früh 0:1, nachdem Aleksandr Zhirov von rechts frei nach innen flanken konnte - und Jannik Bachmann ebenso unbedrängt von seinem Gegenspieler Scott Kennedy aus dem Fünfmeterraum ins Tor köpfte (5. Minute). Nach dem Schock wurde der Jahn im Laufe der ersten Halbzeit stärker, hatte unüblicherweise mehr als 60 Prozent Ballbesitz. Und kam durch Sebastian Stolze zu einer sehenswerten Chance: Sein Fallrückzieher aus 13 Metern landete fast im linken Toreck. SVS-Torhüter Stefanos Kapino patschte ihn gerade noch weg (18.).

Auch vier Wechsel im Laufe der zweiten Halbzeit helfen dem SSV Jahn nicht

Kurz vor der Pause, als der Jahn einem Treffer näher zu sein schien, schlug jedoch der effizientere Gastgeber zu: Nach einer Ecke zog Sandhausen einen feinen Konter über den früheren Fürther Daniel Keita-Ruel auf, am Ende traf Kevin Behrens zum 2:0 (42.). Selimbegovic sah dabei zuvor auf Höhe der Mittellinie ein Foul an Oliver Hein, beschwerte sich heftig beim Vierten Offiziellen. Der Treffer hielt jedoch der Überprüfung des Videoassistenten stand.

Verbessern musste sich nach der Pause also nicht das Schiedsrichter-, sondern das Selimbegovic-Team. Das agierte aber weiter schlicht zu harmlos - da halfen auch die vier Wechsel im Laufe der zweiten Halbzeit nichts. "Wir hatten keine zwingenden Torchancen", musste Selimbegovic einräumen. Die hatte stattdessen weiter Behrens: Einmal schoss er drüber (54.), seinen Kopfball hielt SSV-Torwart Alexander Meyer (59.). Zwei, drei Abschlüsse brachten die Regensburger noch zustande, gefährlich wurde es für Sandhausen aber nicht. Der Jahn muss also weiter bangen - und die Rettung zum Abschluss hinkriegen.

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