Alexander Zverev in Hamburg:Comeback mit Aussprachebedarf

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Internationaler Hanseat am Ball: Im Einzel ist Alexander Zverev noch im Wettbewerb, das Doppel mit Bruder Mischa hat er verloren. (Foto: Martin Rose/Getty Images)
  • Alexander Zverev genießt den Auftritt beim Heimturnier in Hamburg.
  • Er war das erste Mal seit Jahren beim Uhlenhorster HC. "Das ist der Platz, wo alles angefangen hat, wo ich mich in den Tennissport verliebt habe", sagt er.
  • Nach dem Turnier zieht es ihn über den Atlantik - auch, um das Verhältnis zu Trainer Ivan Lendl zu regeln.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Auch beim Uhlenhorster HC hat Alexander Zverev jetzt also mal wieder vorbeigeschaut, das bot sich ja an. Der Tennisprofi aus Hamburg wohnt offiziell in Monaco, wie sich bei einem Karriere-Preisgeld von gegenwärtig 17,3 Millionen Dollar gehört. Auch in Florida besitzt die Tennisfamilie Zverev ein Haus, und natürlich ist die Nummer fünf der Tenniswelt sowieso ständig auf Achse. Aber dieser Tage spielt er ganz beschaulich das ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum, es heißt neuerdings Hamburg European Open, da ereignen sich nostalgische Momente.

Alexander Zverev, 22 Jahre alt und genannt Sascha, berichtete, dass er hier in seinem Kinderbett schlafe. Es ist sicher lang genug, seine Körpergröße beträgt 1,98 Meter. Und ehe er am sehr warmen Dienstag den Chilenen Nicolás Jarry bezwang und ins Achtelfinale am mutmaßlich knallheißen Donnerstag gegen Federico Delbonis aus Argentinien einzog, machte er am Montag zum Training beim Uhlenhorster HC Station. Es war das erste Mal seit Jahren und "sehr besonders. Das ist der Platz, wo alles angefangen hat, wo ich mich in den Tennissport verliebt habe."

Diese Heimkehr kommt gerade recht

Zuletzt hatte die Liebe etwas gelitten, da kommt diese Heimkehr gerade recht. Er habe nach Hause zurückkehren wollen, wo er alles kenne und "wo ich das Gefühl habe, dass ich gemocht werde", sagte er kürzlich. In Wimbledon schied Zverev in Runde eins aus, "war nicht angenehm". Suboptimal scheint auch sein Verhältnis zu Ivan Lendl zu sein, der Amerikaner ist neben Zverevs Vater Alexander sein Trainer.

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1989 gelang Steffi Graf und Boris Becker ein Doppelschlag in Wimbledon. 30 Jahre später sind alle Deutschen früh draußen.

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Lendls bevorzugte Themen seien gerade Golf und sein kleiner Hund, erläuterte Zverev bei einem Pressegespräch vor seinem Comeback daheim. "Manchmal gehen wir auf den Tennisplatz. Das Training ist zwei Stunden lang. Eine halbe Stunde davon steht er mit dem Rücken zu mir und erzählt, wie er am Morgen zuvor Golf gespielt hat." Es könne nicht sein, dass er eine halbe Stunde lang seinen zweiten Aufschlag übe, weil er damit Probleme habe, und Lendl sei zwanzig Minuten davon langweilig und erzähle, was er für einen unglaublichen Schlag am sechsten Loch gehabt habe. "Das ist ja gut und schön, aber das interessiert mich in dem Moment nicht allzu sehr." Er habe ihm das auch schon mitgeteilt und geraten, dass sich Lendl auf Tennis konzentrieren solle, "viele Dinge", sagte er, werden sich ändern". Ivan Lendl hat übrigens mal in Hamburg gewonnen, 1989, acht Jahre vor Zverevs Geburt.

Von seinem Manager Patricio Apey hatte sich Deutschlands bester Tennisspieler im Frühjahr getrennt, ein Rechtsstreit folgte, Besserung ist offenbar in Sicht. "Es wird sich langsam alles aufklären", meint Zverev, "so dass ich mich komplett wieder auf Tennis konzentrieren kann."

Nach dem Abschied aus London war er erst einmal ein paar Tage in Saint-Tropez, nun soll Hamburg die Laune und Form verbessern. In Hamburg kam Alexander Zverev 1997 zur Welt, nachdem seine Tenniseltern 1991 aus der zerfallenden Sowjetunion umgezogen waren. In Hamburg begann seine Karriere. Mit 16 bekam er 2013 vom damaligen Turnierdirektor Michael Stich am Rothenbaum eine Wildcard, mit 17 verlor er 2014 erst im Halbfinale. 2017 und 2018 fehlte der Schlaks mit Wuschelkopf, umso mehr spricht man über seine Rückkehr.

Für die neuen Veranstalter war seine Verpflichtung ein Coup, der internationale Hanseat ist die Attraktion, auch wenn der Österreicher Dominic Thiem als ATP-Numer vier vor ihm die Setzliste anführt. Im Doppel trat Zverev mit seinem 31-jährigen Bruder Mischa an, in der Mittwochshitze war da allerdings bereits Feierabend - die Brüder unterlagen Julian Lenz und Daniel Masur, im dritten Satz mit 9:11. Im Einzel soll es länger dauern, möglichst bis zum Finale am Sonntag.

Das Turnier will er selbstverständlich gewinnen

Die Heimat mag manchmal verschwimmen bei Vielfliegern, die seit ihrer Jugend mit dem Tennisschläger unterwegs sind. Bei Alexander Zverev denkt man vielleicht nicht so zwingend an Hamburg wie bei Boris Becker an Leimen oder Steffi Graf an Brühl, obwohl die beiden ihre Wurzeln schon deutlich länger verlassen haben. Doch Innensenator Andy Grote begrüßte ihn als "Sohn der Stadt", Zverev gibt sich als Hamburger, nur die langsamen E-Roller stören ihn, und die Zuschauer waren beglückt von seinem glatten Sieg gegen Jarry, den er mit einem Ass besiegelte. "Schön zu sehen, dass die Tennisbegeisterung in Hamburg wieder wächst", findet er. Nach dem ersten Satz wurde ihm das Lied Homecoming aufgelegt, das Turnier will er selbstverständlich gewinnen.

Danach kommen die Masters, zunächst Anfang August in Montreal. Er müsse sehen, ob er erst in die USA fliege oder aus Monte Carlo direkt nach Kanada, sagte Zverev bei seinem Auftritt mit den Hinweisen auf Ivan Lendl. " Ivan wird ja nicht für drei Tage nach Europa kommen", Lendl habe ja einen neuen Hund, zwei Monate alt, "er muss ihm beibringen, wie er auf Toilette geht." Zweiter Aufschlag, Hund, Golf. Mal sehen, wie sich das regelt. Derzeit lässt der Uhlenhorster HC die Zverevs bestimmt jederzeit trainieren.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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