Zehn Zylinder in der Formel 1:Zur Strafe zehn Kisten Bier

Der Japaner Kamui Kobayashi fährt seine Mechaniker über den Haufen und wird von Niki Lauda bestraft. Sieger Mark Webber ist die coolste Socke von allen, Sebastian Vettel gibt sich erwachsen, Michael Schumacher kann nur bei Regen fahren. Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder.

Carsten Eberts

Zehn Zylinder in der Formel 1

Mark Webber

1 / 10
(Foto: dpa)

Der Japaner Kamui Kobayashi fährt seine Mechaniker über den Haufen und wird von Niki Lauda mit einer drastischen Strafe belegt. Sieger Mark Webber ist die coolste Socke von allen, Sebastian Vettel gibt sich erwachsen, Michael Schumacher kann nur bei Regen fahren. Eine Zusammenfassung des Wochenendes in der Formel-1-Kolumne Zehn Zylinder. Von Carsten Eberts Mark Webber: Es gab schon Tage, da war Mark Webber nicht die Gelassenheit in Person. Etwa, wenn er sich benachteiligt fühlte, gegenüber Sebastian Vettel, seinem Teamkollegen bei Red Bull. An diesem Sonntag in Silverstone gab es jedoch keine coolere Socke als Webber: Auf Platz zwei war er gestartet, auf Platz zwar fuhr er lange Zeit über den Circuit, bis der führende Fernando Alonso kurz vor Schluss plötzlich Reifenprobleme kam. Da war Webber zu Stelle - und schwupps: lag er auf Platz eins. Und gewann das Rennen. Später sagte er: "Ich gab niemals auf, sondern machte weiter Druck. Und es ging sich aus." In der WM-Wertung ist Webber übrigens Zweiter. Hinter Fernando Alonso. Eine vielsagende Parallele? Gut möglich - so stark, wie Webber derzeit fährt.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Fernando Alonso

2 / 10
(Foto: Getty Images)

Fernando Alonso: Ganz ersichtlich war zunächst nicht, ob Fernando Alonso nun angesäuert oder doch zufrieden war. 47 Runden lang hatte er den Grand Prix angeführt, einen sauberen Start hingelegt, gute Boxenstopps dazu. Und dann? Nur Zweiter. Der Spanier musste gegen Rennende auf weiche Reifen wechseln, mit denen er die Geschwindigkeit von Verfolger Mark Webber nicht mithalten konnte. Fünf Runden vor Schluss zog Webber vorbei, Alonso stapfte nach dem Rennen emotionslos durch die Boxengasse. Als er sich wieder gefangen hatte, sagte er: "Ich habe auf Mark sieben Punkte verloren, auf alle anderen aber gewonnen. Für die Meisterschaft war das ein guter Tag." Das klang dann doch ziemlich zufrieden.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Bernie Ecclestone

3 / 10
(Foto: dpa)

Bernie Ecclestone: Ist es eine Drohung? Oder doch ein Hoffnungsschimmer? Immerhin hat sich Formel-1-Boss in Silverstone zu seiner Zukunft geäußert - wenn auch nicht so, wie es sich mancher Kritiker gewünscht hätte. "Wenn ich 100 werde, dann bin ich definitiv weg", orakelte Ecclestone gegenüber der Zeitung Daily Mail. In diesem Jahr wird Ecclestone 82 Jahre alt, macht er seine Ankündigung wahr, könnte er noch satte 18 Jahre die Geschicke der Formel 1 leiten. Ein Nachfolger, so sagt er jedenfalls, sei derzeit nicht in Sicht. "Keine Ahnung, wer es machen soll", sagt Ecclestone, "ehrlich gesagt, es gibt keinen, den ich genug verachte, dass ich es ihm wünschen würde."

Zehn Zylinder in der Formel 1

Kimi Räikkönen

4 / 10
(Foto: AFP)

Kimi Räikkönen: Es war natürlich eine fabelhafte Idee der Werbestrategen des neuen Batman-Films, eine Kooperation mit dem Formel-1-Team Lotus einzugehen. Das gesamte Silverstone-Wochenende warb Räikkönen auf seinem Boliden für den neuen Batman-Streifen "The Dark Knight Rises". Räikkönens Spitzname ist bekanntlich "Iceman", da liegt doch nichts näher, als für "Batman" Werbung zu machen. "Unser Auto sieht mit den Batman-Logos klasse aus", jubelte Teamchef Eric Boullier. Blöd nur: Trotz der neuen Optik fuhr Räikkönen in Silverstone ein unspektakuläres Rennen, landete auf Platz fünf, ohne jegliche Chancen aufs Podest. Werbeeffekt? Verpufft.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Kamui Kobayashi

5 / 10
(Foto: Getty Images)

Kamui Kobayashi: Auf einmal purzelten die Mechaniker übereinander, einige hüpften zur Seite, der Mann in vorderster Front rettete sich mit einem weiten Satz aus dem Gefahrenbereich. Was war passiert? Sauber-Pilot Kamui Kobayashi war zur schnell in die Boxeneinfahrt gerauscht, hatte womöglich leichte Probleme mit den Bremsen - und traf das enge Spalier nicht, das ihm seine Mechaniker bildeten. Mit seinem rechten Vorderreifen fuhr er genau jene Linie, auf der die Reifenwechsler knieten, eine Schrecksekunde für alle Beteiligten. Glück für Kobayashi: Nur ein Mechaniker wurde leicht verletzt, musste kurz ins Krankenhaus, ist aber schon wieder draußen. Kobayashi gestand kleinlaut: "Das war mein Fehler." Formel-1-Chefexperte Niki Lauda urteilte: "Er muss zehn Kisten Bier ausgeben."

Zehn Zylinder in der Formel 1

Sergio Perez

6 / 10
(Foto: AFP)

Sergio Perez: Noch ein Missgeschick, diesmal jedoch ohne Richterspruch von Niki Lauda. Als der Mexikaner Sergio Perez schon nach wenigen Sekunden mit Williams-Pilot Pastor Maldonado kollidierte und wegen einer defekten Aufhängung das Rennen aufgeben musste, war es um Perez' Laune geschehen. "Er hat gar keinen Respekt für andere Fahrer", wütete Perez in Richtung des Mannes aus Venezuela: "Er hat schon in Monaco mein Rennen ruiniert, indem er so dumme Sachen angestellt hat. Ich weiß wirklich nicht, warum die Rennkommissare kein Exempel an ihm statuieren. Er bekommt nichts, aus dem er eine Lektion lernen könnte." Und schlussfolgerte in fast schon erfrischender Deutlichkeit: "Da kannst du gar nichts machen. Er ist ein sehr dummer Fahrer." Armer Pastor Maldonado. Und irgendwie auch armer Sergio Perez.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Sebastian Vettel

7 / 10
(Foto: Getty Images)

Sebastian Vettel: Ein Rennen, das sein Teamkollege Mark Webber gewinnt, ist für Sebastian Vettel generell kein gutes Ergebnis. Diesmal ordnete Vettel diesen Umstand jedoch nicht erwartbar schnippisch ein, sondern ganz kühl, beinahe erwachsen. "Ja, das war ein guter Tag für uns", sagte Vettel tatsächlich, "nach dem bitteren Ausfall in Valencia war das insgesamt ein gutes Rennen für uns, darauf kann man aufbauen." Bitte was? Vielleicht noch ein Wort zu Webber? Vettel sagte: "Das ist doch keine Überraschung. Ich habe den Vorteil, dass er in meinem Team ist. So kann ich sehen, was er macht." Na bitte, ganz ohne Seitenhieb geht es dann eben doch nicht.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Michael Schumacher

8 / 10
(Foto: AP)

Michael Schumacher: Früher, ja früher bei Ferrari, da war Michael Schumacher ein Regengott. Da musste der Himmel nur nach Gewitter aussehen, und Schumacher brauste der Konkurrenz auf und davon, ganz egal, wie viel Wasser auf die Strecke prasselte. Das wusste natürlich auch Schumachers neues Mercedes-Team. Nachdem es am Samstag quasi durchgeschüttet hatte und Schumacher im Qualifying guter Dritter wurde, setzte das Team auch am Sonntag voll auf Regen. Wäre doch gelacht, wenn der Kerpener die Konkurrenz dann nicht ein weiteres Mal übertölpeln könnte. Das Problem: Es regnete nicht. Keinen Tropfen. "Heute war nicht mehr als Platz sieben drin", klagte Schumacher konsterniert, "das ist darauf zurückzuführen, dass unser Auto bei solchen Bedingungen nicht so konkurrenzfähig ist." Auch Teamchef Norbert Haug gestand: "Die Vorhersage war Regen, deswegen waren wir für die Trockenheit nicht bestens gerüstet." Keine sonderlich überzeugende Ausrede.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Jacques Rogge

9 / 10
(Foto: dapd)

Jacques Rogge: Der Besuch des IOC-Chefs Jacques Rogge in Silverstone trug eine gewisse Komik in sich. Er wolle sich die Premium-Marke Formel 1 ansehen, sagte Rogge, schließlich sei das IOC auf dem besten Weg, auch die Olympischen Spiele zu einer Premiummarke zu machen. Eine weitere Parallele: Die meisten Experten vermuten, dass Olympia 2012 in London in einem Verkehrschaos versinken wird. Weil die Millionenmetropole auch ohne den Besucheransturm aus aller Welt kurz vor dem Verkehrsinfarkt steht. In Silverstone nun, beim Qualifying zum Formel-1-Rennen, erlebten die Veranstalter ein ähnliches Fiasko. Der lang anhaltende Regen führte zu gesperrten Parkplätzen und kilometerlangen Staus. Viele Zuschauer schafften es am Samstag gar nicht erst zur Rennstrecke. Die Organisatoren mussten sogar 20.000 Karteninhaber bitten, zu Hause zu bleiben. Wie gut, dass Rogge schon mal vorbeigeschaut hat.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Maria de Villota

10 / 10
(Foto: dpa)

Maria de Villota: Zum Schluss noch eine gute Nachricht. Maria de Villota, die vor wenigen Tagen noch schwer verunglückte Marussia-Testpilotin, ist wieder bei Bewusstsein. "Seit Dienstag gab es jeden einzelnen Tag gute Nachrichten", sagte Teamchef John Booth: "In der vergangenen Nacht konnten die Schmerzmittel reduziert werden. Maria ist nun wach und spricht mit ihrer Familie. Das sind fantastische Nachrichten." Die Spanierin war bei Testfahrten in die Laderampe eines geparkten Lastwagens gerast, hatte sich schwere Kopfverletzungen zugezogen und verlor ein Auge.

© Süddeutsche.de/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: