Wolfsburg verpflichtet Salihamidzic:Magath hängt an alten Bekannten

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"Brazzo" ist zurück: Hasan Salihamidzic wechselt zurück in die Fußball-Bundesliga - und trifft beim VfL Wolfsburg auf Felix Magath. Jenen Trainer, der ihm 1996 zum Debüt verhalf. Und der eine echte Vorliebe für Retro-Personalien entwickelt hat.

Boris Herrmann

Es ist knapp drei Jahre her, als Hasan Salihamidzic in einem Interview kundtat, die deutsche Bundesliga sei ihm zu altmodisch. Der Bosnier war damals gerade zu Juventus Turin gewechselt und er wusste zu berichten, dass im italienischen Fußball weniger gewuchtet und dafür mehr gekünstelt werde. Ganz nach seinem Geschmack, angeblich. Und dann erzählte Salihamidzic noch, welchen Satz ihm der damalige Bayern-Trainer Felix Magath mit auf den Weg gegeben hatte: "Brazzo, in Italien werden sie dich zur Taktik zwingen. Er hatte Recht."

Damals, beim FC Bayern: Trainer Felix Magath (links) gibt seinem Spieler Hasan Salihamidzic Anweisungen. Nun sind die beiden beim VfL Wolfsburg wieder vereint. (Foto: dpa)

Man liest das heute mit einer Mischung aus Verwunderung und Amüsement. Wenn sich die Gesetze der Fußballwelt in den vergangenen Jahren nicht grundsätzlich verändert haben, dann wird Salihamidzic nun im zarten Alter von 34 Jahren zurück zur guten deutschen Wertarbeit gezwungen. Am Montag hat er überraschend beim VfL Wolfsburg unterschrieben. Dort heißt der Trainermanager bekanntlich: Felix Magath.

Der stellt damit erneut eindrucksvoll seine Vorliebe für Retro-Personalien unter Beweis. In seiner Zeit bei Schalke verpflichtete Magath den schon leicht angestaubten Dribbler Ali Karimi, den er noch vom FC Bayern kannte. Als er nach Wolfsburg zurückkehrte, beorderte er die Ergänzungsspieler Grafite und Josué umgehend wieder in die Startelf, ganz wie in seiner ersten Amtszeit beim VfL.

Nun ist gegen die Pflege alter Freundschaften natürlich nichts einzuwenden. Der Transfer von Salihamidzic basiert allerdings auch für Magaths Verhältnisse auf einer besonders alten Verbindung.

Die beiden kennen sich ja nicht nur vom FC Bayern, wo sie gemeinsam zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiege begossen. Seine ersten Bundesligaspiele machte Salihamidzic im Frühjahr 1996 für den Hamburger SV. Der Bundeskanzler hieß damals noch Helmut Kohl. Den HSV trainierte selbstredend Felix Magath. Und in der Abwehr grätschte ein gewisser Bernd Hollerbach, der heute Magaths Assistent beim VfL Wolfsburg ist.

Da schließt sich also nicht nur ein Kreis, da schließen sich mindestens drei Kreise, wenn Hasan Salihamidzic demnächst in Grün-Weiß aufläuft.

Bleibt die Frage, ob man mit geschlossenen Kreisen automatisch Spiele gewinnt. Magath ließ sich aus dem Trainingslager in Glücksburg so zitieren: "Brazzo ist ein Spieler, der in seiner Karriere schon auf verschiedensten Positionen auf höchstem Niveau gespielt hat. Von daher ist es eine Verpflichtung, die uns in der kommenden Saison flexibel macht."

Bei Juventus Turin beschränkte sich die Flexibilität des Hasan Salihamidzic zuletzt allerdings auf das variable Positionsspiel auf der Ersatzbank. Insgesamt brachte er es während seiner vier taktischen Lehrjahre in Turin auf 61 Liga-Einsätze. Kein Grund zur Sorge, ließ der Neue nach seinem ersten Training beim VfL verlauten: "Hier gehöre ich zu einem interessanten Projekt, das von Felix Magath aufgebaut wird."

Das Projekt scheint in der Tat interessant zu werden - wenn man sich für Problemanalysen interessiert. Wolfsburgs einziger klassischer Offensivkünstler Diego fristet ein Leben in der Verbannung, nachgerüstet hat Magath bislang vor allem mit eher raubeinigen Gesellen wie etwa dem ehemaligen Frankfurter Patrick Ochs oder eben Salihamidzic.

Dazu kommen der Angreifer Srdjan Lakic, den der ehemalige Manager Dieter Hoeneß bereits in der Winterpause vorgestellt hatte, sowie der talentierte, aber unerfahrene Pole Mateusz Klich. Nach Lage der Dinge sieht es tatsächlich so aus, als arbeite Magath artig an seinem Versprechen, künftig sparsamer zu wirtschaften beim wohlhabenden Werksklub. Ob sich dahinter aber wirklich eine bislang unbekannte Form der Bescheidenheit verbirgt, muss sich erst noch erweisen.

Es könnte sich auch alles um einen Bluff handeln, um die Preise zu drücken. Fast täglich gesellt sich ein neuer Name in die Wolfsburger Gerüchteküche, der Frankfurter Marco Russ, der Stuttgarter Christian Träsch sowie der Bremer Torwart Tim Wiese sind dort nur die bekanntesten Vertreter.

Nicht auszuschließen ist aber, dass Magath am Ende mit einer ganz anderen Überraschung aufwartet. Er hat in seinem Leben bereits neun Vereine trainiert. Da fänden sich noch allerlei alte Bekannte.

© SZ vom 06.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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