Fußball-WM:Deutsche Albträume von Keane bis Lettland

Mit Problemen in der Vorrunde kennt sich die DFB-Auswahl wahrlich aus. In den vergangenen 20 Jahren war von roten Karten bis zu Last-Minute-Gegentreffern alles dabei.

Von Dominik Schelzke

WM 2018 gegen Mexiko

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(Foto: Getty Images)

Es ist wirklich zum Haare raufen: Thomas Müller (im Bild) und seine Teamkollegen verlieren in Moskau ihr erstes WM-Spiel gegen Mexiko - es ist die erste Auftaktniederlage einer DFB-Elf bei einer WM seit 36 Jahren. Das enttäuschende Spiel gegen die Mexikaner ist allerdings nicht das erste dieser Art. In den vergangenen 20 Jahren gab es in den Vorrunden von Großturnieren mehrere negative Überraschungen.

WM 1998 gegen Jugoslawien

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(Foto: DPA)

In die Zeiten vor dem Farbfilm muss man nicht zurückgehen, trotzdem rennt hier Jens Jeremies (im Bild rechts) durch das schwarz-weiße Bild. Bei der WM in Frankreich erinnern sich die meisten Menschen an das verlorene Viertelfinale gegen die Kroaten mit dem Platzverweis von Christian Wörns. Allerdings hatten sich bereits in der Vorrunde Probleme abgezeichnet. Im zweiten Spiel gegen Jugoslawien kam die deutsche Nationalmannschaft nicht über ein 2:2 hinaus. Bis zum Anschlusstreffer durch einen von Sinisa Mihajlovic ins eigene Tor gelenkten Freistoß des eingewechelten Michael Tarnat in der 74. Minute war die DFB-Elf sogar chancenlos. Danach besann sich die Elf auf ihre Stärken, auf die berühmten deutschen Tugenden wie Härte und Einsatzwillen - und kam noch zum Ausgleich durch Oliver Bierhoff. Im Viertelfinale kam dann aber das Aus gegen Kroatien (0:3).

EM 2000 gegen die Niederlande

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(Foto: imago/Horstmüller)

Nationaltrainer Erich Ribbeck hatte schon vor der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden einen schweren Stand - von einer Revolte von Teilen der Mannschaft gegen ihn war sogar die Rede. Die desolate Vorrunde besiegelte dann auch das Ende seiner knapp zweijährigen Amtszeit. Los ging es mit einem 1:1 gegen den vermeintlich schwächsten Gegner Rumänien - der Treffer von Mehmet Scholl sollte das einzige deutsche Tor der Vorrunde bleiben. Im anschließenden Match gegen England spielte die DFB-Auswahl zwar besser, musste aber nach einem Tor von Alan Shearer eine knappe Niederlage hinnehmen. Die Schmach dieser EM folgte im abschließenden Gruppenspiel gegen eine B-Elf Portugals. Wie man an der Niedergeschlagenheit der abgebildeten Spieler um Marko Rehmer (im Bild links) und Jens Nowotny erkennen kann, waren die Portugiesen in allen Belangen überlegen und die Nationalelf konnte am Ende noch froh sein, dass sie nur mit 0:3 unterlag.

WM 2002 gegen Irland

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(Foto: SVENSIMON)

Nach dem 8:0 (drei Tore durch Miroslav Klose) zum WM-Auftakt gegen Saudi-Arabien fiel die DFB-Auswahl gegen kämpferische Iren um Robbie Keane unsanft von Wolke sieben auf den Boden der Tatsachen herab. Nach einem frühen Treffer durch Klose hatten die Deutschen das Spiel zwar kontrollliert und weitere gute Torgelegenheiten, der zweite Treffer wollte aber nicht fallen. Und es kam, wie es kommen musste, wenn man seine Chancen nicht nutzt und der Gegner immer gefälliger auftritt. Keane konnte Oliver Kahn quasi mit dem Schlusspfiff überwinden. Gegen Kamerun erreichte Deutschland mit einem 2:0 aber doch noch den Gruppensieg und später sogar das Endspiel gegen Brasilien (0:2).

EM 2004 gegen die Niederlande

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(Foto: dpa/dpaweb)

Teamchef Rudi Völler versucht im Bild, nach Spielende gegen die Niederlande den Torschützen Torsten Frings mit einem Klaps auf den Hinterkopf aufzumuntern. Nach dem 1:1 im ersten Vorrundenspiel war es mit einem Klaps aber nicht mehr getan, die Leistungen der Deutschen wurden immer unansehnlicher. Erst reichte es nach schwacher Leistung gegen Lettland nur zu einem 0:0, dann warteten die Tschechen. Wieder eine EM, wieder ein finales Spiel der Vorrunde, wieder eine B-Elf. Leider auch wieder das Aus: Michael Ballack brachte Deutschland noch in Führung, aber die tschechische Auswahl drehte das Spiel durch ein 30-Meter-Freistoßtor von Marek Heinz und einen Treffer von Milan Baroš. Rudi Völler gab nach der EM seinen Rücktritt bekannt.

EM 2008 gegen Kroatien

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(Foto: imago sportfotodienst)

Marcell Jansen versteht die Welt nicht mehr, während Darijo Srna zum Jubeln abdreht. Nachdem im ersten Spiel gegen die Polen noch der erste EM-Sieg seit zwölf Jahren gefeiert worden war, gelang es den Kroaten im zweiten Vorrundenspiel die DFB-Auswahl mit 2:1 zu schlagen. Die Deutschen kamen überhaupt nicht in die Partie und kassierten in Person von Bastian Schweinsteiger am Ende auch noch eine rote Karte. Im Gruppenfinale gegen Österreich reichte ein Remis, aber Michael Ballack schoss Deutschland per Freistoß zum Sieg. Die Niederlage gegen Kroatien sollte ein Ausrutscher bleiben, die deutsche Elf verlor erst wieder im Endspiel gegen Spanien (0:1).

WM 2010 gegen Serbien

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(Foto: dpa)

Bei der Weltmeisterschaft 2010 gab es von der DFB-Auswahl attraktiven und spektakulären Angriffsfußball zu bewundern, es waren die ersten Vorboten der goldenen Generation um Philipp Lahm, Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger, die vier Jahre später den WM-Titel holen sollten. Was bei all den Elogen aber untergegangen ist, war die Niederlage gegen Serbien im zweiten Gruppenspiel. Nachdem Miroslav Klose bereits in der 37. Minute mit Gelb-Rot vorzeitig die Kabine hatte aufsuchen müssen, trafen die Serben nur eine Minute später zum 1:0. Zwar hatten die Deutschen in der zweiten Hälfte durchaus einige hochkarätige Chancen, unter anderem den verschossenen Elfmeter von Lukas Podolski, aber zum Ausgleich reichte es nicht mehr. Trotzdem schaffte es die deutsche Mannschaft bei dem Turnier noch bis ins Halbfinale, welches sie gegen Spanien (0:1) verlor.

WM 2014 gegen Ghana

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(Foto: dpa)

Wie schon 2010 mussten die Deutschen in einer WM-Vorrunde gegen Ghana ran. Während das nervenaufreibende Duell vier Jahre zuvor noch durch einen späten Treffer von Mesut Özil zu Gunsten der DFB-Auswahl entschieden wurde, reichte es diesmal nur zu einem 2:2. Selbst dieses Unentschieden war lange umkämpft und bedurfte der Einwechslung von Miroslav Klose. Der erzielte mit seinem 15. WM-Treffer den Ausgleich und feierte sich anschließend gebührend mit seinem berühmten Salto (wenn auch mit Punktabzügen bei der Landung). Das Unentschieden sollte auf dem Weg zum vierten WM-Titel allerdings nur ein Schönheitsfehler sein.

EM 2016 gegen Polen

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(Foto: Filip Singer/dpa)

Jérôme Boateng lässt seinem Frust während des Spiels gegen Polen freien Lauf. Im zweiten Gruppenspiel kam die DFB-Auswahl nicht über ein torloses Unentschieden hinaus. Das Ergebnis bildete die Leistungen beider Mannschaften gut ab, aber gerade in der zweiten Hälfte musste die deutsche Hintermannschaft in Person von Manuel Neuer und Boateng mehrfach im letzten Moment rettend einschreiten. Daher auch der Frust bei Boateng. Durch Siege gegen die Ukraine und Nordirland erreichten die Deutschen trotzdem den Gruppensieg und später das Halbfinale, das sie gegen Frankreich verloren (0:2).

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