WM-Vergabe 2006:Wer mit der Fifa spielt, verliert

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DFB-Präsident Wolfgang Niersbach versucht, die Vorgänge um die WM-Affäre auf einer Pressekonferenz zu erklären. (Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach versucht, den Geldfluss vor der WM 2006 zu erklären. Doch seine Geschichte klingt nach Straftaten und organisierter Kriminalität.

Kommentar von Hans Leyendecker

In Sizilien gibt es ein Sprichwort: "Chi gioca solo, non perde." Wer allein spielt, verliert nicht.

Falls die unwahrscheinlich klingende Geschichte der zehn Millionen Franken stimmt, die DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Donnerstag erzählte, dann hat die Fifa ein ganz dreckiges Spiel gespielt. Der Weltfußballverband hätte wie ein Schutzgelderpresser agiert. Man muss ihm zehn Millionen zahlen, damit man später 250 Millionen bekommt?

Aber der Verband wäre nicht allein tätig gewesen, sondern das Organisationskomitee (OK) der WM 2006 hätte auf Umwegen und mit anderer Leute Geld an eine Organisation voller Korrupter viele Millionen gezahlt, für irgendetwas. Das Kürzel "OK" ist übrigens auch bei Polizisten bekannt. Bei ihnen steht es für "Organisierte Kriminalität".

Welche Straftat wurde begangen?

Mit Rechtschaffenheit hätte dieser Vorgang nichts zu tun. Wenn es so war, wie von Niersbach behauptet, wurden die Bücher manipuliert und die Aufsichtsgremien getäuscht. Es stellt sich nicht die Frage, ob eine Straftat begangen wurde, sondern nur welche: Untreue? Betrug? Die weiteren Fragen sind die üblichen: Wer übernimmt die Verantwortung, wer geht, wer darf bleiben? Es ist nicht einfach, in diesem Herbstmärchen den Überblick zu behalten.

Ganz energisch bestreitet der DFB-Präsident, dass mit dem Geld die WM gekauft worden war. Die Zahlung von Robert Louis-Dreyfus, dem einstigen Adidas-Chef und unheimlichen Helfer, sei ja im Jahr 2002 erfolgt - und nicht im Jahr 2000, zur Zeit der WM-Vergabe, wie der Spiegel behauptet hatte. Das Geld sei an die Fifa und nicht an das OK oder den DFB gegangen.

Dubiose Zahlungen
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Verbandschef Wolfgang Niersbach kann nicht erklären, warum 6,7 Millionen Euro an die Fifa überwiesen wurden, ohne den Aufsichtsrat über den Zweck zu informieren. Die Fifa geht auf Distanz.

Von Johannes Aumüller und Klaus Ott

Man wird abwarten müssen, ob für das Jahr 2000 noch Belege auftauchen. Und man kennt in der Welt der Korruption auch die Dankeschön-Spenden. Bei den Fifa-Machern ist nicht auszuschließen, dass sie wichtige Angelegenheiten auf solche Weise regeln. Ja, man kann sich sogar fragen, ob die alte Geschichte mit dem Stimmenkauf, die mit der schwarzen Kasse im Jahr 2000, die es angeblich nicht gab - ob diese Geschichte nicht irgendwie netter gewesen wäre als die nun von Niersbach präsentierte.

Fans denken lieber an die schöne Zeit

Man hätte sie zumindest leichter nachvollziehen können. 6,7 Millionen Euro für so eine schöne WM - das wäre doch vielen Menschen noch eher vermittelbar gewesen als diese dreckige Geschichte aus den Hinterzimmern. Fast jede WM ist offenbar gekauft worden, warum dann in Gottes Namen nicht auch die der Deutschen? Das Publikum behält ohnehin die schönen Ereignisse gern in Erinnerung.

Das alles ist auch großes Theater. Voriges Wochenende war der Prolog, der Epilog wird folgen. Am Donnerstag fand das Zwischenspiel statt. "Meyers Großes Taschenlexikon" erkennt darin den Zweck "inhaltlicher Abwechslung oder Überbrückung technisch bedingter Pausen, wie des Kulissen-und Kostümwechsels". Als "komische Einlage zur Ausfüllung eines Dramas" werden Zwischenspiele auch definiert. Sie sollen den Zuschauer davon ablenken, dass gerade die Szene gewechselt wird. Und wer mit der Fifa spielt, verliert.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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