WM-Qualifikation: Russland:Hiddinks Sbornaja

Arschawin, Schirkow, Akinfejew: Für die DFB-Elf geht es in Moskau um die WM-Qualifikation. Wir stellen die besten Spieler der russischen Mannschaft vor.

J. Aumüller und C. Eberts

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Igor Wladimirowitsch AkinfejewKann mit seinen 23 Jahren schon auf fünf Jahre in der Nationalelf zurückblicken. Die russischen Fans sind von ihrem Schlussmann derart überzeugt, dass sie Lieder singen wie "Nicht einmal der Kreml wird so gut bewacht wie das Gehäuse der Sbornaja". Bei so viel Lob bleiben natürlich Vergleiche mit dem großen Lew Jaschin nicht aus. Stand bereits als Jugendlicher mit 17 Jahren im Tor von ZSKA Moskau, holte mit seinem Verein zwei Mal die russische Meisterschaft, 2005 sogar den Uefa-Cup. Sein Nationaltrainer Guus Hiddink ist voll des Lobes: "Akinfejew hat ein Auge für Taktik, spielt auch vor dem Strafraum mit und ist auf der Linie reaktionsschnell." Spätestens wenn 2011 sein Vertrag bei ZSKA ausläuft, wird er wohl zu einem europäischen Topklub wechseln. Das dürfte auch den FC Bayern interessieren.Foto: AP

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Alexander Gennadjewitsch AnjukowFällt bei seinem Heimatklub Zenit St. Petersburg ziemlich oft auf, weil er es als offensivfreudiger rechter Außenverteidiger meist nicht beim Außenverteidigen belässt, sondern sich immer wieder aktiv ins Angriffsspiel mit einschaltet. Die Fans des FC Bayern dürften sich an das Rückspiel im Uefa-Pokal-Halbfinale 2007/08 erinnern, als der frühere Spieler von Krylja Sowjetow Samara beim Petersburger 4:0-Sieg mehrfach Oliver Kahn prüfte und ein Tor vorbereitete. Fällt in der Nationalmannschaft nicht so oft auf, weil es da mit Jurij Schirkow auf der linken Seite schon einen Außenverteidiger gibt, der es nicht beim Außenverteidigen belässt, sondern sich immer wieder aktiv ins Angriffsspiel mit einschaltet - und Anjukow entsprechend zurückhaltender agieren muss.Foto: dpa

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Sergei Nikolajewitsch IgnaschewitschFühlt sich bei der Nationalmannschaft immer wieder zu Hause, weil er mit seinem Nebenmann Wassilij Beresuzkij auch bei ZSKA das Innenverteidiger-Duo bildet. Fühlte sich bis zur EM 2008 noch mehr wie zu Hause, weil die Russen bis dahin oft mit einer Dreierkette agierten und er in der Dreierkette zwischen den Beresuzkij-Zwillingen spielte. Ist sehr zweikampf- und kopfballstark, aber nicht gerade der Schnellste im Antritt und in der Sbornaja unangetastet. Vor allem aus dem einfachen Grund, weil es in dem großen Land der vielen starken Offensivspieler kaum einen gescheiten Abwehrspieler wie Ignaschewitsch (rechts im Bild) gibt und sämtliche Versuche, einen Akteur mit russischen Wurzeln (beispielsweise Nürnbergs Andreas Wolf) einzubürgern, nicht klappten.Foto: AP

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Wassilij Wladimirowitsch BeresuzkijIst robuster Teil der Abwehr von ZSKA Moskau - was ziemlich gleichbedeutend damit ist, dass er im Alter von 27 Jahren bereits eine ganze Menge Titel gesammelt hat: drei Mal russischer Meister, drei Mal Pokalsieger, dazu der Uefa-Cup-Gewinn 2005. Wechselte als 17-Jähriger von seinem Jugendverein zu FK Moskau, bereits zwei Jahre später zum großen ZSKA. War bei der WM 2006 und der EM 2008 jeweils Stammspieler der Sbornaja, gilt aber nicht gerade als offensivstarker Verteidiger. Sein bislang einziges Länderspieltor schaffte Beresuzkij gegen Mazedonien. Hat einen Zwillingsbruder (Aleksei), der auch in der Abwehr von ZSKA Moskau spielt - und ebenfalls zum Kreis der Nationalmannschaft gehört.Foto: AFP

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Jurij Walentinowitsch SchirkowWurde nach der EM 2008 in Österreich und der Schweiz von ganz Europa gejagt. St. Petersburg wollte Schirkow, Juventus Turin wollte Schirkow, der FC Bayern irgendwie auch - und der FC Chelsea bekam ihn. Gilt mit seinen 26 Jahren als einer der besten Linksverteidiger Europas, redet nicht viel, macht einfach seinen Job. Und das nicht nur in der Defensive: Er legt die Strecke zwischen beiden Strafräumen stets im Sprint zurück, führt deshalb stets Rankings an, bei denen Geschwindigkeit und zurückgelegte Kilometer von Spielern gemessen werden. Belebt das russische Angriffsspiel mit seinen Flankenläufen, taucht auch gerne selbst im Strafraum auf. Schoss das Siegtor für ZSKA Moskau im Uefa-Cup-Finale 2005 gegen Sporting Lissabon. Zählt den Ex-Nürnberger Iwan Sajenko zu seinen besten Freunden - und möchte irgendwann einmal mit ihm in einer Mannschaft spielen.Foto: dpa

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Igor Wladimirowitsch DenissowSeit der EM 2008 hat sich die Zusammensetzung der russischen Elf nicht wesentlich verändert. In den Kreis derer, die sich Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn an machen dürfen, sind nur wenige Spieler gerutscht: Zum einen die Angreifer Pogrebnjak und Kerschakow, die aber in der Zeit vor der EM 2008 bereits Stammkräfte der Sbornaja waren und im vergangenen Sommer nur wegen Formschwäche beziehungsweise Verletzung fehlten, zum anderen Igor Denissow. Ist ein bissiger Spieler, was im Hinspiel Michael Ballack zu spüren bekam, der von Denissow in eine gänzlich unmoderne Manndeckung genommen wurde. Dass der 25-Jährige von Zenit St. Petersburg beim 2008er Sturm ins Halbfinale nicht dabei war, hatte eine merkwürdige Vorgeschichte: Als Hiddink wenige Wochen vor der EM seinen vorläufigen Kader bekanntgegeben hatte, fehlte Denissow - angeblich nach Absprache mit den Verantwortlichen seines Klubs, die vor dem damals anstehenden Uefa-Pokal-Finale gegen Glasgow keinen Trubel um ihren Spieler wollten. Doch als Hiddink nach dem Finale Denissow einlud, erhielt er eine überraschende Antwort: Er war wohl beleidigt, weil er nicht von Anfang an zu Hiddinks Auswahl gehörte, sondern nur der Nachrücker war, und wollte nicht in der Nationalmannschaft spielen. Entschuldigte sich kurze Zeit später - und der Weg in die Stammelf war möglich.Foto: Getty

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Sergei Bogdanowitsch SemakHatte seine internationale Karriere eigentlich schon beendet. Guus Hiddink wollte nach seiner Amtsübernahme 2006 einen Neuanfang starten - und in diesen Neuanfang schien kein Spieler zu passen, der sich bei ZSKA Moskau und Paris St. Germain zwar einige Meriten erworben hatte, aber mittlerweile schon über 30 war. Doch je näher die EM 2008 rückte, desto mehr setzte sich bei Hiddink die Meinung durch, dass all seine jungen Spieler einen erfahrenen Mann an ihrer Seite bräuchten. Also berief er Semak (hier im roten Trikot) wieder in den Kader, und er berief ihn nicht nur, sondern machte ihn gleich zum Stammspieler. Und so wurde 2008 das bisher erfolgreichste Jahr des eigentlich schon abgeschriebenen in der Ukraine geborenen Mittelfeldspielers: Führte zunächst mit viel Laufarbeit und viel Organisationstalent Russland bei der EM in die Vorschlussrunde, dann mit viel Laufarbeit und viel Organisationstalent seinen neuen Klub Rubin Kasan zur Meisterschaft.Foto: Getty

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Konstantin Georgijewitsch SyrjanowHat einmal vom Fernsehexperten Mehmet Scholl das Kompliment bekommen, eigentlich der stärkste Russe zu sein. Ist in der Tat ein Spieler, der nicht so sehr auffällt, aber sowohl für das Spiel seines Vereins Zenit St. Petersburg als auch für das Spiel der Nationalelf sehr wichtig ist. In Russland wurde seine Leistung aber honoriert: Im starken Petersburger Jahr 2007 wurde nicht etwa Andrej Arschawin zum besten Spieler der Saison gewählt, und auch nicht Anatolij Timoschtschuk - sondern Konstantin Syrjanow (links im Bild). Er war lange für Torpedo Moskau aktiv, wurde aber erst 2006 Nationalspieler, als er bereits 29 Jahre alt war. Er erkämpfte sich aber auf Anhieb einen Stammplatz und verteidigt diesen bis heute. Dabei hatte es vor einigen Jahren schon so ausgesehen, als solle die Karriere des feinen Technikers vorbei sein: 2002 sprang seine Frau zusammen mit der damals vierjährigen gemeinsamen Tochter aus dem Fenster der Wohnung in den Tod.Foto: AP

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Igor Petrowitsch SemschowIst ein Spieler, der noch unauffälliger agiert als sein St. Petersburger Klubkollege Syrjanow - allerdings auch nicht ganz so stark. Semschow (rechts im Bild) gilt als fair und zuverlässig, verpasst deshalb kaum Ligaspiele wegen Sperren oder Verletzungen. Während der EM bildete er mit Semak und Syrjanow ein dichtes Bollwerk im Mittelfeld, nach der EM war er der einzige aus dem Trio, der keinen festen Stammplatz hatte. Fand sich unter anderem beim Hinspiel gegen Deutschland auf der Bank wieder, was dem Spiel der Russen merklich schadete.Foto: imago

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Dmitrij Jewgenjewitsch TorbinskijHat einmal vom Fernsehexperten Urs Meier das Kompliment bekommen, eigentlich der stärkste Russe zu sein. Das Kompliment gab's während der EM 2008, als viele Russen ihren Leistungszenit überschritten, Torbinskij seinen Zenit aber in besonderem Maß überschritt. Weder vorher noch nachher zeigte sich der Mittelfeldspieler von Lokomotive Moskau in einer solchen Verfassung wie beim Viertelfinalsieg gegen die Niederlande. Allerdings hatte der 25-Jährige auch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Hat den großen Vorteil, dass er auf beiden Seiten und auch in der Zentrale spielen kann. Falls sich Hiddink gegen Deutschland wieder für das zuletzt praktizierte 4-4-1-1-System entscheidet, könnte er in der Startformation stehen.Foto: AP

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Andrej Sergejewitsch ArschawinIst der stärkste Russe. Und der schnellste. Und auch der egozentrischste, was er zuletzt in einem Interview noch einmal zeigte: "Wenn das Team mich einsetzt, dann spiele ich, wenn nicht, dann nicht. Wenn das Team nur in der eigenen Hälfte spielt, kein Problem, dann ruhe ich mich aus. Ich bin von Natur aus faul." Gibt sich einerseits immer als eigenbrötlerisch und unangepasst, kandidierte andererseits schon mal bei Kommunalwahlen für die Kreml-Partei Einiges Russland. War bis zum Frühjahr 2008 nur einer Schar osteuropäischer Fußball-Freunde bekannt, spielte sich dann mit starken Auftritten im Uefa-Pokal-Viertelfinale gegen Leverkusen in die Notizbücher der westeuropäischen Vereinsfunktionäre, dann mit starken Auftritten im Uefa-Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern auf die erste Seite des Notizbuches und dann mit seinen starken Auftritten bei der EM 2008 an die erste Stelle des Notizbuches. Steht seit Januar 2009 bei Arsenal London unter Vertrag und begeisterte dort auch schon mal mit vier Toren in einem Spiel. Litt zuletzt unter einer Verletzung, kam aber rechtzeitig vor dem Deutschland-Spiel wieder in Schwung.Foto: ddp

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Alan Jelisbarowitsch DsagojewIst erst 19, ist bei seinem Verein ZSKA aber schon ein unersetzlicher Spieler und gilt bereits als der neue Arschawin. Würde aber eher nicht von sich behaupten, dass er von Natur aus faul sei. Falls sich die deutsche Mannschaft direkt für die WM qualifizieren sollte, dürfte er ziemlich häufig in irgendwelchen Relegationsrückblicken auftauchen. Denn dass sein Schuss im Hinspiel zwischen Deutschland und Russland nicht ins Tor, sondern nur an den Pfosten ging und es somit beim 2:1-Sieg der Löw-Elf blieb, könnte sich unter Umständen als qualifikationsentscheidender Moment herausstellen. Dsagojew wird aber wohl wie schon im Hinspiel nicht von Beginn an, sondern höchstens als Einwechselspieler zum Zuge kommen. Wie lange er noch in Russland bleibt, ist fraglich. Real Madrid hat bereits sein Interesse kundgetan.Foto: AP

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Pawel Wiktorowitsch PogrebnjakSieht immer etwas schüchtern aus, wenn er auf dem Fußballplatz steht oder verstohlen in eine Kamera guckt. Bildete in St. Petersburg zusammen mit Andrej Arschawin ein höchst explosives Sturmduo, das Zenit 2007 zur ersten Meisterschaft seit 23 Jahren schoss. Mittlerweile sind beide weg: Arschawin ging zu Arsenal, Pogrebnjak (links im Bild) wechselte im Sommer zum VfB Stuttgart. Sollte dort den Nationalstürmer Mario Gomez ersetzen. Doch auch in Stuttgart haben sie mittlerweile gemerkt, dass Pogrebnjak ein anderer, unauffälligerer Typ ist als der schillernde Gomez. Es dürfte für immer das Geheimnis von Stuttgarts Manager Horst Heldt bleiben, weshalb er für den talentierten und torgefährlichen Stürmer nur 4,5 Millionen Ablöse zahlen musste.Foto: AFP

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Roman Anatoljewitsch PawljutschenkoSollte auch erst zum VfB Stuttgart wechseln, war den Schwaben aber zu teuer. Spielt wie viele russische Auswahlspieler längst in Westeuropa - seit 2008 bei Tottenham Hotspur. Blickt dort allerdings zunehmend in enttäuschte Gesichter, weil er zwar 15 Millionen Ablöse gekostet hat, in 30 Ligaspielen aber erst fünf Mal ins Tor traf. Längst wurde über ein Leihgeschäft oder gar den Verlauf des Stürmers diskutiert. In der Nationalelf hat Pawljutschenko eine bedeutend bessere Quote (zwölf Tore in 25 Spielen), obwohl er selbst hier keine unangefochtene Stammkraft ist. Das dürfte aber vor allem am Überangebot hervorragender Stürmer liegen als an Pawljutschenkos zeitweiliger Ladehemmung. Versprüht mehr Glamour als Sturmkollege Pogrebnjak, vielleicht schon deshalb, weil er mit der Schauspielerin Larissa Dobrovnik liiert ist.Foto: Reuters

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Alexander Anatoljewitsch Kerschakow Trägt seit seiner Zeit in St. Petersburg einen Spitznamen, der große Erwartungen weckt. "Alexander, der Große", nennen sie ihn dort, weil er stets ein Torgarant der Mannschaft war, unter anderem 2004 Torschützenkönig wurde. Doch während er bei der WM 2002 und bei der EM 2004 im Kader der Nationalelf stand, musste er beim russischen Sommermärchen im Vorjahr zuschauen: Sein Wechsel zu Sevilla im Jahr 2007 hatte ihm eher geschadet als genutzt, die Rückkehr zu Dynamo Moskau 2008 geschah nicht mehr rechtzeitig genug, um noch in Form zu kommen. Musste also zuschauen, wie seine Landsmänner die Fußballwelt mit ihrem schnellen Kombinationsspiel verblüfften. Hat sich mittlerweile stabilisiert, ist wieder in den Kader der Nationalmannschaft zurückgekehrt und stand zuletzt auch in der Anfangself. Es könnte gut sein, dass er sich im erwarteten Stürmer-Dreikampf um die Position vor Andrej Arschawin gegen Pawljutschenko und Pogrebnjak durchsetzt. Zum einen, weil der alte Trainerfuchs davon ausgehen darf, dass ihn die deutsche Mannschaft weniger gut kennt als die in Westeuropa spielenden Pawljutschenko und Pogrebnjak. Zum anderen, weil er in seiner Zeit in St. Petersburg (2001 bis 2006) sehr gut mit Arschawin harmonierte.Foto: AFP

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