WM: Deutsche Gruppengegner:Stachelschweine und Straßentauben

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Michael Essien, Harry Kewell und Marko Pantelic: Die Vorrundengegner der DFB-Elf reisen mit vielen bekannten Gesichtern an.

Australien

(Foto: Foto: Getty)

Die bisher einzigen WM-Reisen Australiens führten nach Deutschland (1974, 2006) - diesmal trifft man auf Deutschland. 2006 schied niemand ehrenhafter und tragischer aus als die sympathischen Socceroos in ihren kanarienvogelgelben Dressen. Ein lachhafter Elfmeter brachte Italien das 1:0 im Achtelfinale, in der fünften Nachspielminute, nach einem Tackling von Lucas Neill. Der 31-Jährige ist Kapitän und Abwehrturm der Australier, die von ihm befehligte Viererkette kassierte in der Qualifikation für 2010 nur vier Gegentore in 14 Partien.

Das Besondere dabei: Australiens Weg nach Afrika führte über Asien. Die Fifa hatte die Kicker aus dem Land der Kängurus erstmals umquartiert, die zuvor als Ozeanien-Sieger oft in nervenaufreibenden Playoffs gegen den Südamerika-Fünften gescheitert waren. In Asien wurden erst Irak und China bezwungen, die letzte Qualifikationsphase (Japan, Bahrain, Katar, Usbekistan) überstand man unbesiegt. Fußball für Feinschmecker war dabei nicht der Erfolgsstil des 21.der Fifa-Weltrangliste.

Der holländische Trainer, Pim Verbeek, ist eher Stevensianer als Cruyff-Nachfahre; im Sinne der stehenden Null ließ er sein Team hinten häufig Beton anrühren und vorne auf baumlange Kerle hoffen. Verbeek ist ein Lehrling von Taktikguru Guus Hiddink, der Australien 2006 coachte. Bekannteste Spieler sind Torwart Mark Schwarzer, Tim Cahill im Mittelfeld - und Stürmer Harry Kewell (Galatasaray Istanbul), das ewige Versprechen des australischen Fußballs, welcher in der Heimat im ewigen Schatten von Rugby und Cricket steht. (mok)

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Serbien

(Foto: Foto: AFP)

Arne Friedrich muss jetzt ganz stark sein. Weil sie wahrscheinlich alle dabei sein werden am Freitag, 13. Juni, um 13.30 Uhr in Port Elizabeth: sein Berliner Teamkollege Gojko Kacar sowieso, dann der junge Verteidiger Neven Subotic von Borussia Dortmund, der Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic, der einstige Schalker Mladen Krstajic - und natürlich Marko Pantelic, die Sturm-Diva, vormals in Berlin auf Torejagd, inzwischen in Amsterdam. Aber ob auch Arne Friedrich auf den afrikanischen Rasen darf bei diesem Stelldichein aktueller und ehemaliger Bundesliga-Profis? Wenn er, wie derzeit zu erwarten, kurz vor der WM mit Hertha BSC in die zweite Liga gerutscht ist?

Den Serben wird es egal sein - sie richten ihren Fokus traditionell vor allem auf sich selbst. Schon als im Oktober die erste WM-Qualifikation als eigenständige Nation geschafft war, fiel das Land in einen mehrtägigen Freudentaumel - immerhin wurden die stolzen Franzosen in die Relegation geschickt. Dass die technisch starke Elf des Trainers Radomir Antic auch über die technischen Fähigkeiten verfügt, bei der WM in Südafrika zu bestehen, steht außer Frage, hinzu kommen Erfahrung und stoische Ruhe des Innenverteidigers Nemanja Vidic von Manchester United.

Andererseits: 2006, bei der WM in Deutschland (damals noch zusammen mit Montenegro), flatterten die Weißen Adler so wenig furchteinflößend herum wie Straßentauben: 0:1 gegen die Niederlande, 0:6 gegen Argentinien, 2:3 gegen die Elfenbeinküste. (cca)

Ghana

In Kumasi, der Hauptstadt des alten Königreichs der Ashanti, hat das Stachelschwein eine besondere Bedeutung. Es symbolisiert die Widerstandsfähigkeit, die im Laufe der von Sklaverei und Kriegen geprägten Geschichte wichtig war. Als Ghana sich als erster Vertreter Afrikas für die WM 2010 qualifiziert hatte, haben sie in Kumasi auf dem alten Markt mit Hingabe ein paar Schweine durch die Gassen getrieben, deren Grunzen und Quieken von der Neuigkeit kündete. Nicht nur Kumasi, in dessen Fußballklub Asante Kotoko heute Sammy Kuffour die Verteidigung zusammenhält, ist stolz, sondern ganz Ghana. Stolz, zum zweiten Mal nach 2006 bei einer WM dabei zu sein.

Damals erreichte Ghana mit kraftvollem, technisch anspruchsvollem Fußball als einziges afrikanisches Land das Achtelfinale, bei der soeben gespielten U20-WM holten Ghanas Junioren sich den Titel. Seit 2008 der serbische Trainer Milovan Rajevac das Team übernahm, wirken die Black Stars, wie Ghanas Nationalelf nach dem schwarzen Stern in der Landesflagge genannt wird, um Mittelfeldspieler Michael Essien vom FC Chelsea und Abwehrchef Steven Appiah von Fenerbahce Istanbul noch kompakter.

Bis zur WM in Südafrika könnte es auch passieren, dass noch einige in Deutschland bekannte Namen zu Ghana wechseln: Der deutsche U21-Nationalspieler und Großneffe von Helmut Rahn, Kevin-Prince Boateng, ehemals für Hertha und jetzt in Portsmouth spielend, hat bereits angekündigt, für das Land seines Vaters auflaufen zu wollen. (stein)

© SZ vom 5.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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