WM 2010: Sieben Bayern im Kader:Ein Dank an van Gaal

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Blockbildung hat der DFB-Elf schon immer gut getan. Neu ist, dass ausgerechnet ein Trainer aus Holland den Weg aus einer Sackgasse präsentierte.

Klaus Hoeltzenbein

Fußball ist schnelllebig, aber so schnell war er noch nie. War da was? Knapp zwei Monate ist es her, da wurde in der Münchner Arena gepfiffen, so laut, so bitterbös, dass es bis nach Südafrika zu hören war. Schon vergessen? Die Deutschen hatten ihren letzten WM-Test vor der am Donnerstag erfolgten Nominierung des erweiterten WM-Kaders, und als am Ende des Duells gegen die Argentinier des Diego Maradona zusammengezählt wurde, hatten Löws auffällig verzagte Germanen nicht nur 0:1 verloren, sie hatten, was schlimmer wirkte, den Ball nur ein einziges Mal aufs gegnerische Tor gewuchtet.

Bayern-Trainer Louis van Gaal mit einem seiner Lieblingsspieler, Offensivakteur Thomas Müller. (Foto: Foto: ddp)

Jenen, die nach dem schockartigen Erlebnis polemisch die Frage stellten, ob es nicht besser sei, auf die Sommerreise in Südafrikas Winter freiwillig zu verzichten, hielt die kritisierte Belegschaft damals die Botschaft des Philipp Lahm entgegen: Gemach, gemach, "wir brauchen vor großen Turnieren Zeit, um uns vorzubereiten. Wir sind nicht die Mannschaft mit der höchsten Qualität. Wir müssen viel trainieren. Das macht Deutschland stark."

Nun - kein einziges Länderspiel später - ist eine paradoxe Situation eingetreten: Dieser Philipp Lahm wird kaum mehr Zeit haben, sich mit der Nationalelf speziell auf die WM vorzubereiten. Sie wird zunächst ohne ihn und viele andere Nominierte ins Trainingslager reisen - und trotzdem ist seit dem 0:1 gegen Maradona von Tag zu Tag das Empfinden gestärkt worden, dass diesem schwächelnden Deutschland doch wieder ein ordentliches Turnier gelingen kann. Denn mit jedem Triumph, den der FC Bayern des Louis van Gaal seither feierte, wurde auch Löws Deutschland wieder besser. Obwohl Löws Deutschland spielfrei hatte.

Wer in Geschichte aufgepasst hat, weiß, dass es auf dem Weg zu einer erfolgreichen Fußball-WM zwei deutsche Wege gibt: den einen, den der Kaserne, mit unendlicher Trainingsfron, den Lahm im März beschrieben hatte. Und den anderen, den Lahm im Mai nun gehen muss, und der - Historiker erinnern momentan daran - geradewegs zu den WM-Titeln 1974 und 1990 führte.

Beide Male stand eine starke Fraktion des FC Bayern im Kader. Und jetzt hat Löw auf das, was sich sportlich zwischen März 2010 und Mai 2010 entwickelte, reagiert, indem er zwei weitere Bayern-Profis (Butt, Badstuber) hinzuzog und das Bayern-Kontingent so auf sieben erhöhte, obwohl diese Spieler noch das Pokalfinale gegen Werder Bremen und das Champions-League-Finale gegen Inter Mailand bestreiten müssen, derweil Löws Deutschland schon auf Sizilien und in Südtirol übt.

Unabhängig davon, was vor der WM noch an Pokalen und frischem Stolz gesammelt wird: Blockbildung hat der DFB-Elf immer gut getan. Historisch neu ist, dass ausgerechnet ein Trainer aus den ewig rivalisierenden Niederlanden den Königsweg aus einer Sackgasse präsentierte.

© SZ vom 07.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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