Wimbledon:Tennisspieler bewirft Schiedsrichterin mit Geld

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Provoziert in Wimbledon: Daniil Medwedew. (Foto: imago/PanoramiC)
  • In der ersten Runde schlug Daniil Medwedew überraschend Stan Wawrinka, in der zweiten Runde verlor er dann die Contenance.
  • Nach seinem Aus warf er der Schiedsrichterin Geld vor die Füße.

Von Matthias Schmid, London

Die Münzen kamen von links angeflogen, eine nach der anderen. Der Russe Daniil Medwedew zog sie aus seinem schwarzen Portemonnaie und schleuderte sie auf den Rasen von Wimbledon. Direkt neben den Schiedsrichterstuhl.

Schiedsrichterin Mariana Alves war gerade dabei, rückwärts von ihrem Stuhl zu klettern. Es kann also durchaus sein, dass sie die provokante Aktion gar nicht mitbekommen hatte. Denn seitlich kann die Portugiesin wirklich keine Augen haben - auch wenn sich der Werfer das während der Partie gewünscht hätte.

Der 21-jährige Medwedew, 49. der Weltrangliste, war am Mittwoch mehrmals unzufrieden mit der Arbeit der Unparteiischen gewesen und hatte während der Zweitrundenpartie auf Platz 16 beim Oberschiedsrichter ihre Absetzung gefordert. Als er dann trotz einer 2:0-Führung im fünften Satz dem Belgier Ruben Bemelmans mit 4:6, 2:6, 6:3, 6:2, 3:6 unterlag, verlor er nicht nur die Zweitrunden-Partie, sondern vollends die Contenance.

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Dabei sah nach dem Matchball alles zunächst noch ganz normal aus. Nach dem obligatorischen Handshake mit seinem Gegner, schüttelte er auch Alves die Hand - wie man das so macht im feinen Tennissport. Doch dann kramte der Russe plötzlich in seiner Tasche, er fand sein Portemonnaie, er suchte nach Münzen und warf sie Richtung Schiedsrichterstuhl, einmal, zweimal, nach dem dritten Mal war Schluss.

Der Tennissport hat ja schon viel erlebt im Allgemeinen und im Besonderen in Wimbledon: Die bekannteste Szene zwischen einem Schiedsrichter und einem Spieler ereignete sich 1981, als der Amerikaner John McEnroe eine lange Schimpftirade auf den Schiedsrichter abfeuerte, die mit den Worten endete: "You cannot be serious!" McEnroe kam mit einer Verwarnung davon, am Ende gewann er das Turnier.

Ein aufstrebender Jüngling

Medwedew ist ein aufstrebender Jüngling, der mit seinem Auftakterfolg gegen den dreimaligen Grand-Slam-Turniergewinner Stan Wawrinka noch positive Schlagzeilen geschrieben hatte. Kurz nach dem Münzwurf erschien er zur Pressekonferenz - und er bereute da bereits seine Kurzschlusshandlung. "In der Hitze des Gefechts habe ich einen Fehler gemacht", sagte er leise. "Das tut mir leid. Ich war enttäuscht und frustriert nach dem Spiel. Schiedsrichter machen Fehler, Spieler auch. Es war eine Dummheit."

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Für den 21-Jährigen war es nicht der erste Vorfall mit einem Schiedsrichter. Im vergangenen Jahr war er bei einem Turnier in den USA disqualifiziert worden, nachdem er dem Unparteiischen die Objektivität abgesprochen hatte. Auch deshalb gab er sich nun in Wimbledon ganz zahm. Er wusste, dass er um eine Strafe nicht herumkommen wird. "Das muss jetzt beurteilt werden und ich werde die Strafe akzeptieren", sagte er noch. Bei der Schiedsrichterin will er sich entschuldigen, sobald er sie sehe, kündigte er an.

Der höchste Betrag, den ein Spieler bisher in Wimbledon zahlen musste, betrug 20 000 US-Dollar. Der Italiener Fabio Fognini hatte mit seinem Schläger vor drei Jahren den heiligen Rasen beschädigt. An diese Summe kam Medwedew nicht heran. Der Weltverband legte ihm eine Strafe von 14 500 US-Dollar auf.

Was Daniil Medwedew mit seiner Aktion ausdrücken wollte, wusste er selbst nicht so genau, bekannte er. Ob er darauf anspielte, dass Alves bestochen sein könnte? Oder ob er ihr womöglich beim Kauf einer neuen Brille behilflich sein wollte? "Es hatte keine Bedeutung, ich habe nicht darüber nachgedacht", behauptete er nur. Medwedew konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, um welche Währung es sich gehandelt hatte.

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