Sportwetten sind das große Versprechen, Fußballwissen irgendwie zu Geld zu machen. "Heute gewinnt Frankfurt gegen den Dortmund" - wenn sich so eine Vorhersage bewahrheitet, und der Vorhersagende hat Geld gewettet, bekommt er mehr Geld zurück. In Deutschland machen das immer mehr Menschen. Im vergangenen Jahr setzten die Mitglieder des Deutschen Sportwettenverbandes 4,8 Milliarden Euro um, so viel wie noch nie zuvor. Dazu kommen geschätzte zwei Milliarden Euro Umsatz auf dem Schwarzmarkt für Wetten. Ein Riesengeschäft.
Auch Niels Reinhard setzt gerne Geld auf Fußballergebnisse. Und weil er in seinem Beruf mit großen Datenmengen zu tun hat - er arbeitet als "Data Strategist" bei einer Unternehmensberatung -, wollte er System in seine Tipps bringen. "Ich wollte wissen, ob es zum Beispiel was gebracht hätte, immer auf einen Sieg der Bayern zu setzen", sagt Reinhard. Er holte sich die Rohdaten aller Bundesligaspiele der vergangenen Saison und fing an, sie zu ordnen.
Die Antwort auf seine Ursprungsfrage: Mit Bayern München lässt sich kein Geld verdienen. Wer über 34 Spiele immer zehn Euro auf die Münchner gesetzt hätte, wäre am Ende mit zwei Euro weniger aus der Saison gegangen. Der Grund: Die Quoten für einen Sieg des Rekordmeisters, der in dieser Saison 28 von 34 Spielen gewann, sind inzwischen so niedrig, dass die sechs nicht gewonnenen Spiele den Wett-Gewinn auffressen. Am meisten Geld hätte man mit Mainz 05 gemacht - unter anderem deshalb, weil der FSV als einziges Team in München gewonnen hat.
Da Wettanbieter in ihren Quoten dem Spielort - also auswärts oder zuhause - eine große Bedeutung zumessen, lohnt es sich auch, auf eine Mannschaft zu setzen, die eine klare Tendenz hat. Darmstadt zum Beispiel war über die Saison hinweg in anderen Stadien klar besser als zu Hause, bei Borussia Mönchengladbach war es umgekehrt. Gladbach schlug außerdem Bayern zu Hause; ein Tippereignis, das einiges in der Endabrechnung ausmacht.
Prinzipiell ist es für den Wetter besser, wenn das Team, auf das er setzt, dazu neigt, Favoriten zu schlagen. Ingolstadt spielte zum Beispiel zwar eine sehr gute Saison, allerdings gelang dem Team kein richtiger Überraschungssieg. Darum hätte man mit dem FCI Geld verloren, obwohl die Mannschaft die Erwartungen übertroffen hat.
"Ich wollte mir dann noch speziell anschauen, ob es eine gute Strategie wäre, immer auf den Quotenfavoriten zu setzen", sagt Reinhard. Die Antwort: Nein. Von insgesamt 306 Bundesliga-Spielen gewann der Favorit nur in 53,2 Prozent der Fälle, finanziell hätte das bei einem gleichbleibenden Einsatz einen Verlust von 90,42 Euro bedeutet. Noch extremer wird es, wenn man die beiden überragenden Mannschaften der Saison, nämlich Bayern München und Borussia Dortmund, herausrechnet. Dann gewinnt der Favorit nur noch in 46,3 Prozent der Fälle und ist damit eigentlich kaum noch ein richtiger Favorit.
Die folgende Grafik zeigt mögliche Gewinne, wenn man auf den Favoriten einer Partie gesetzt hätte. Je kräftiger das Rot des Kästchens, desto höher der Gewinn. Ist das Kästchen blau, war die Vorhersage falsch. Weshalb man an dieser Grafik auch erkennen kann, bei welchen Vereinen die Wettanbieter den Favoriten am schlechtesten eingeschätzt haben: Augsburg, Köln und Frankfurt.
Anhand der möglichen Wettgewinne kann man auch die größten Überraschungen einer Saison ablesen. Die waren: Der 2:1-Sieg der Mainzer in München, das 1:0 des SV Darmstadt in Leverkusen, das 2:2 der Hessen in Dortmund, das 0:0 von Eintracht Frankfurt gegen Bayern, das 3:1 der Gladbacher gegen Bayern München und die Heimsiege von Frankfurt, Köln und Hamburg gegen den BVB.
