BVB-Aus im DFB-Pokal:Ganz normaler Bremer Wahnsinn

Lesezeit: 3 min

Und am Ende jubeln alle Bremer in Dortmund. (Foto: dpa)
  • Werder Bremen wirft in einem irren Pokalspiel den BVB im Achtelfinale raus. In der Verlängerung kommen die Bremer zweimal zurück.
  • Im Elfmeterkrimi kommen dann die großen Momente von Keeper Pavlenka.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Borussia Dortmund ist bekanntlich stilprägend bei der Entdeckung junger Fußballer: Jadon Sancho, Achraf Hakimi oder Abdou Diallo sind nur drei der Perlen, mit denen sich der BVB an die Spitze der Bundesliga gedribbelt hat. Dass von Eric Oelschlägel bislang nicht die Rede war, liegt daran, dass der 23 Jahre alte Torwart bis dato kein einziges Mal in der Dortmunder Bundesligamannschaft zum Einsatz gekommen war. Bis Dienstagabend.

Ausgerechnet im Pokalspiel gegen Werder Bremen, jenen Klub, von dem er im vergangenen Sommer nach Dortmund gewechselt war, stand der junge Torwart des viertklassigen BVB-Regionalliga-Teams erstmals ganz im Zentrum der Öffentlichkeit, weil mit Roman Bürki und Marwin Hitz gleich beide Torhüter grippekrank ausfielen.

Werder spielte aggressiv und mutig

Und die Sache begann denkbar schlecht. Oelschlägels Debüt auf höchstem Niveau dauerte gerade mal 252 Sekunden, da schlug in der 5. Minute Milot Rashicas Schuss zur Bremer 1:0-Führung in seinem Tor ein. Danach wurde das Spiel aber erst noch richtig turbulent und mündete nach wildem Verlauf und Treffern durch Marco Reus (1:1, 45.), Christian Pulisic (2:1, 105.), Claudio Pizarro (2:2, 108.), Achraf Hakimi (3:2, 113.) und Martin Harnik (3:3, 119.) in ein Elfmeterschießen, das Bremen mit 4:2 gewann, weil der Torwart Jiri Pavlenka gleich zwei Elfmeter hielt - nämlich jene von Paco Alcácer und Maximilian Philipp. Mehrmals hatte Oelschlägel seine Dortmunder zuvor mit Paraden in das Elfmeterschießen gerettet.

Seine zuvor letzte Pokal-Heimniederlage hat der Klub 2009 erlitten - gegen Bremen. Seither hatten die Borussen aber auch nur neun Heimspiele von 45 Pokal-Partien binnen zehn Jahren, und diese Quote hat wenig damit zu tun, dass Dortmund fünf dieser 45 Pokalspiele als Finale in Berlin austragen musste. Nach Berlin wären sie auch dieses Jahr gerne wieder gefahren.

Elfmeterschießen im DFB-Pokal
:Bremen bringt den BVB zu Fall

1:1 nach 90 Minuten, 3:3 nach Verlängerung, Tor eines 40-Jährigen und ein Ausgleich von Harnik in letzter Sekunde. Nach einem aufreibenden Pokaldrama versagen Dortmund im Elfmeterschießen die Nerven.

Als ihr Trainer Lucien Favre vor dem Pokalspiel gegen Werder angekündigt hatte, dass man rotieren werde, haben die Bremer einen Schreck bekommen und gedacht, der Tabellenführer nehme sie womöglich gar nicht richtig ernst. Doch da kennen sie den Perfektionisten Favre schlecht. Er hat ja außer Oelschlägel auch keinen weiteren Spieler aus der zweiten Mannschaft neu in die Startelf gebracht, sondern Ömer Toprak, Christian Pulisic und Mario Götze.

Sie alle aber machten, zusammen mit dem Rest des Tabellenführers, in den ersten Minuten keine gute Figur. Werder Bremen hingegen spielte extrem aggressiv und mutig. Am Vorabend hatte in Bremen die glamouröse Feier zum 120. Geburtstag des Vereins stattgefunden, und man sah, dass die Spieler diesen ersten Tag des 121. Vereinsjahrs zu Ehren bringen wollten.

Rashica stocherte in der 5. Minute einen Freistoß von Kruse zur frühen Führung ins Tor. Da war Oelschlägel aber machtlos. Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel - vor 30 Jahren Pokalheld, als er im Finale 1989 gegen Werder Bremen beim 4:1-Triumph zwei Tore geschossen hat - hatte Recht gehabt, als er vor dem Spiel prophezeite: "Gegen Werder ist's immer schwer." Diese Erkenntnis behielt auch Bestand, als die Dortmunder nach etwa zehn Minuten die Kontrolle übernahmen.

Sie umgarnten mit vielen Pässen den Bremer Strafraum, fanden aber kaum eine Lücke. Werder hatte sich im einen (0:0 gegen Brügge) oder anderen (1:2 in Düsseldorf) BVB-Spiel der Hinrunde gut abgeschaut, wie man die Dortmunder Offensive durch massive Verdichtung entschärft. Es bedurfte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit eines 20-Meter-Freistoßes, damit Marco Reus einmal ungestört aufs Tor schießen konnte - mit Erfolg: Er schlenzte zum 1:1-Pausenstand ein.

Für Reus war es die letzte Aktion des Spiels, er kam nach der Pause wegen Leistenbeschwerden nicht zurück aufs Feld. Stattdessen nahm Paco Alcácer die Offensivposition an der Seite von Mario Götze ein. Der Spanier war allerdings vor dieselben Probleme gestellt wie zuvor Reus: Bremen lauerte mit diebischer Freude auf Balleroberungen zum Zwecke des Konters. Das machte es für die Dortmunder gefährlich. In der 54. Minute musste Oelschlägel einen flachen Fernschuss von Kruse parieren. Danach stand er wieder meistens weit vor seinem Strafraum.

Borussia Dortmund hat eine geduldige Mannschaft, Favre ermahnt seine Spieler vom Rand stets, nicht zu überdrehen. Und mit der Verlängerung im Hinterkopf - diese hatten sie ja auch schon in Runde eins in Fürth und in Runde zwei gegen Union Berlin in Anspruch genommen - spielten sie es gefühlt noch einmal gelassener herunter. Das Ganze aber ging diesmal bis zum bitteren Ende, zu dem die Bremer Claudio Pizarro, Maximilian Eggestein, Davy Klaassen und Kruse ihre Elfmeter alle verwandelten.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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