Pokal-Aus in Hamburg:Nürnberg zeigt sich von seiner schlechtesten Seite

Hamburger SV v. 1. FC Nuernberg - DFB Cup

Der Nürnberger Matheus Pereira zeigt sich sichtlich frustriert, während der Partie gegen Hamburg.

(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)
  • Nach einer auf mehreren Ebenen unterdurchschnittlichen Leistung verabschiedet sich der 1. FC Nürnberg aus dem DFB-Pokal.
  • Dem Hamburger SV genügt ein Tor von Berkay Özcan, um ins Viertelfinale einzuziehen.
  • Der Club kann mit dem Zweitligisten nicht mithalten.

Von Felix Haselsteiner, Hamburg

Man müsse sehen, hatte Nürnbergs Trainer Michael Köllner unter der Woche gesagt, "wie weit man geht im Pokal, um die Saisonziele in der Liga nicht zu gefährden". Das klang ein wenig nach dem Start einer "Liga first, Pokal second"-Kampagne des Erstligisten 1. FC Nürnberg, der vermutlich lieber Erstligist in der nächsten als Pokalviertelfinalist in der laufenden Saison wäre, zumindest, wenn man sich so etwas aussuchen könnte. Und auch beim Gegner, dem Hamburger SV, seines Zeichens Tabellenerster in der zweiten Liga, würde die Wahl wohl auf eine Rückkehr in die Bundesliga fallen, was zu einer etwas kuriosen Ausgangslage führte: Bei beiden Mannschaften lag der Fokus nicht zwingend auf dem Wettbewerb, in dem sie ums Weiterkommen spielten und in dem der HSV nach einem verdienten 1:0 (0:0) weiter um den Titel spielen darf.

Die Nürnberger, ohne den angeschlagenen Abwehrchef Georg Margreitter (muskuläre Probleme) und Linksverteidiger Tim Leibold (leichte Gehirnerschütterung), begannen in der ersten Halbzeit so, als wollten sie die Kampagne ihres Trainers aktiv auf dem Platz unterstützen. Zynische Beobachter würden sagen: Sie spielten so, wie man einen Abstiegskandidaten gegen einen Tabellenführer schon häufig hat spielen sehen. Kein Torschuss, eine deutlich negative Zweikampf- und eine noch negativere Ballbesitzquote von 35 Prozent zeugten von einer spielerischen Armut bei den Franken, die der HSV dankend registrierte.

Die Hamburger kontrollierten das Spielgeschehen und gaben das Tempo vor, ohne ihrerseits allzu offensiv zu werden. Die besten Chancen entstanden aus drei Freistößen: Einmal verpasste Douglas Santos (15.), einmal hielt Nürnbergs Torwart Christian Mathenia (28.), und kurz vor der Halbzeit segelte ein Freistoß einmal quer durch den Nürnberger Strafraum, allerdings ohne Abnehmer. Da zwei der drei Freistöße aus Fouls von Enrico Valentini entstanden waren, entschloss Köllner sich bereits in der 43. Minute, den gelb-rot-gefährdeten Außenverteidiger auszuwechseln. Abseits davon blieb die erste Halbzeit eine der blassesten der Nürnberger seit längerer Zeit - und das will in dieser frustrierenden Saison etwas heißen.

Bestraft wurde die Passivität jedoch erst in der 54. Minute, als sich im Volksparkstadion zwei Premieren ereigneten: Zum ei-nen spielte Santos einen außerordentlich schönen Schnittstellenpass in den Rücken der Nürnberger Abwehr; von dort brachte der agile Bakery Jatta eine scharfe Flanke vor das Tor, die über Umwege HSV-Zugang Berkay Özcan vor die Füße fiel, der seinen ersten Treffer im neuen Trikot erzielte und Hamburg verdient in Führung brachte.

Köllner reagierte kurz darauf und brachte in Adam Zrelac einen zweiten Stürmer für den unauffälligen Federico Palacios. Allein: Die Maßnahme verpuffte, weil der HSV mit der Führung im Rücken mehr Tempo in das Offensivspiel brachte. Vor allem Jatta zeigte sich auch in der zweiten Halbzeit als Aktivposten gegen den überfordert wirkenden Kevin Goden, in der 58. Minute hätte er einen Abpraller von Mathenia fast zum 2:0 verwertet, kurz darauf verpasste Holtby aus 16 Metern.

Wenn Nürnberg überhaupt zu Chancen kam, dann durch Unkonzentriertheiten von HSV-Torwart Julian Pollersbeck, der in der 72. Minute im Strafraum den Ball fallen ließ und artistisch gegen Zrelak nachfassen musste. Die Nürnberger boten weiterhin ein erschreckend schwaches Bild ab und ließen auch in der zweiten Halbzeit die Ballkontrolle im Mittelfeld vermissen. Die Passquote von gerade einmal 65 Prozent sprach mindestens genauso deutlich gegen die Franken wie die desaströse Torschussbilanz von 1:20.

Auch Köllners dritter Wechsel - Virgil Misidjan kam in der 79. Minute für Sebastian Kerk - brachte keinen neuen Schwung, stattdessen spielte der HSV die Partie sicher zu Ende und zog verdient ins Pokalviertelfinale ein. Die einzige halbwegs als positiv zu kennzeichnende Nachricht aus Sicht der Nürnberger, deren Fans die Spieler mit einem gellenden Pfeifkonzert in der Kurve empfingen? Diskussionen über Wettbewerbsfokussierung setzte das Spiel gegen Hamburg ein Ende.

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