Weltcup-Sieg in Adelboden:"Felix, du bist a Hund!"

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Schnell, unerschrocken und glücklich: Felix Neureuther gewann den Riesenslalom in Adelboden. (Foto: REUTERS)

Das gab es seit 40 Jahren nicht mehr: Felix Neureuther triumphiert als erster Deutscher seit Max Rieger in einem Rennen des Riesenslalom-Weltcups. Mit einer perfekten Fahrt im zweiten Durchgang sichert sich der Garmischer den überraschenden Erfolg - und weckt große Hoffnungen für Olympia.

Die Bandage an der Hand war Felix Neureuther irgendwann einfach egal. Der Garmischer stürzte den Hang hinunter, er war an diesem Tag einfach nicht aufzuhalten. So schnell, so geschmeidig und so zwingend wie beim Riesenslalom in Adelboden hatte man Deutschlands besten Skifahrer selten gesehen - und er schaffte Historisches. Neureuther triumphierte zum ersten Mal in seinem Leben in einer Disziplin, die erst seit Kurzem auch zu seinen Stärken zählt.

Einen Monat vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi schrieb der 29-Jährige deutsche Ski-Geschichte. Neureuther gewann den Weltcup-Riesenslalom in der Schweiz und holte damit als erst zweiter Deutscher einen Sieg in dieser Kategorie. Als einziger Deutscher hatte zuvor Max Rieger 1973 am Mont St. Anne in Kanada ganz oben gestanden. Für Neureuther war es fünf Tage nach seinem Triumph beim Slalom im italienischen Bormio der zweite Saisonsieg. Die Gratulationen prasselten nach Neureuthers Heldentat nur so herein. "Felix, du bist a Hund! Hut ab", schrieb etwa Bastian Schweinsteiger an seinen Kumpel.

Auch Rieger selbst meldete sich auf Nachfrage der Agenturen zu Wort: Er sieht in Neureuther einen "würdigen Nachfolger" und werde "ein Glaserl" auf dessen Erfolg trinken, ließ Rieger per sid verlauten. "Es ist kaum zu glauben, dass es so lange gedauert hat, bis es jetzt wieder einer schafft", sagte der gebürtige Oberbayer voller Stolz über den WM-Zweiten aus Garmisch.

Bereits im Vorjahr hatte er in Adelboden als Dritter zum ersten und bisher einzigen Mal bei einem Riesenslalom auf dem Podium gestanden. Diesmal war er bei frühlingshafter Witterung und schwierigen Schneeverhältnissen auf dem anspruchsvollen Chuenisbärgli als Siebter ins Finale gegangen. Dort düpierte er die versammelte Elite mit einem Traumlauf - und sicherte sich den siebten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Damit überflügelte er auch seinen Vater Christian, der es auf sechs Siege gebracht hatte.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal einen Riesenslalom gewinnen würde. Dass ich meinen Vater mit den Weltcupsiegen überflügelt habe, ist schon wichtig - jetzt kann ich ihn daheim ein bisserl aufziehen. Nein, im ernst: Ich fahre nur für mich selbst. Es ist aber schade für uns als Skiverband, dass ich mit sieben Siegen der zweiterfolgreichste Deutsche im Weltcup bin", sagte Neureuther im ORF.

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Was für ein zweiter Lauf von Felix Neureuther: Beim Riesenslalom-Weltcup in der Schweiz gelingt Deutschlands bestem Skifahrer eine glänzende Fahrt. Der Garmischer gewinnt vor dem Franzosen Fanara - Ted Ligety stürzt und scheidet aus.

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Zweiter wurde der Franzose Thomas Fanara, der nach dem ersten Lauf als Führender noch 1,32 Sekunden vor Neureuther gelegen hatte, mit einem Rückstand von einer Zehntelsekunde. Auf Platz drei kam Slalom-Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich (0,19 Sekunden zurück). Fritz Dopfer aus Garmisch und der Allgäuer Stefan Luitz (Bolsterlang) blieben auf den Rängen 19 und 23 etwas hinter den Erwartungen zurück.

Im eingeschlagenen sportlichen Weg sah sich Alpindirektor Wolfgang Maier durch den Neureuther-Coup bestätigt. "Wir haben sicherlich die technischen Disziplinen in den vergangenen zwei Jahren erheblich nach vorne gebracht", sagte er. "Wir freuen uns sehr, dass das gelungen ist und wir dabei sind in dem Team." Noch im ersten Durchgang war Neureuther anzumerken, dass er durch seine Daumenverletzung nicht im Vollbesitz seiner Leistungsfähigkeit ist.

"Ich habe sehr gut angefangen und hatte ein gutes Gefühl, habe dann aber unten leider zu viel Fahrt rausgenommen. Das wäre wesentlich frecher gegangen", analysierte er. Auf Rang drei fehlten ihm als Siebter vor dem Finale 0,43 Sekunden. Fritz Dopfer hatte als Zehnter 1,28 Sekunden Rückstand auf Ligety, Stefan Luitz auf Platz elf des ersten Durchgangs weitere 17 Hundertstelsekunden. Aber Dopfer und Neureuther zeigten schon 2013 bei ihren Fahrten zum einzigen deutschen Doppel-Podest im Riesenslalom, wie schnell sich auf dem Chuenisbärgli Rückstände aufholen lassen.

Von den Plätzen acht und neun schossen sie vor auf zwei und drei. Im Gegensatz zu Dopfer und Luitz, die beide im zweiten Durchgang keinen Zug auf die Ski bekamen und auf die Plätze 19 und 23 zurückfielen, setzte Neureuther im Finale ein Ausrufezeichen. "Geschmeidig Skifahren" hatte er angekündigt und löste das Versprechen ein. Der Lohn: Eine klare Bestzeit im Ziel. Als Marcel Hirscher aus Österreich dann hinter ihm blieb, pustete Neureuther erst erleichtert, um dann verschmitzt in die Kamera zu lächeln. Sekunden später fädelte Weltmeister Ligety ein und schied aus. Und auch die beiden Franzosen Fanara und Alexis Pinturault konnten die Zeit von "the one and only" Neureuther (Hirscher) nicht knacken - an seine Verletzung am Finger dachte der überglückliche Garmischer ohnehin längst nicht mehr.

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