Wahl zum Fifa-Präsident:Bewerber für den Fußball-Thron

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Kandidieren sie als neuer Fifa-Chef? Ahmad al Fahad al Sabah (links), Michel Platini (Mitte) und Prinz Ali bin al-Hussein. (Foto: Reuters/AFP)
  • Wer wird der neue Fifa-Präsident? Darüber kann derzeit nur spekuliert werden, doch einige Kandidaten gibt es.
  • Uefa-Boss Michel Platini hat bereits mehrfach Interesse an dem Amt bekundet, er ist allerdings nicht unumstritten.
  • Der kuwaitische Scheich Ahmad al Fahad al Sabah ist stark vernetzt im Weltsport. Seine Bewerbung dürfte von Sepp Blatter unterstützt werden.

Von Lisa Sonnabend

Wie kein anderer dirigierte Zico das Spiel, egal ob mit dem linken oder rechten Fuß. Niemand hatte derart spektakuläre Freistöße. Inzwischen arbeitet der Brasilianer als Trainer im indischen Goa, doch das füllt ihn offenbar nicht aus. Wenige Stunden, nachdem Sepp Blatter seinen Rücktritt als Fifa-Präsident ankündigte, brachte sich der 62-Jährige als möglicher Nachfolger ins Spiel. "Warum nicht?", fragte er auf seiner Facebook-Seite. "In meinem Leben ist es immer um Fußball gegangen."

Zico ist nicht der Einzige, der eine Bewerbung in eigener Sache abgibt. Der ehemalige französische Nationalspieler David Ginola möchte antreten, Prinz Ali bin al-Hussein würde es gerne noch einmal versuchen. Der Jordanier hatte vergangene Woche beim Fifa-Kongress in Zürich gegen Blatter verloren - und dürfte es beim nächsten Anlauf noch schwerer haben.

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Denn der europäische Fußballverband wird diesmal wohl mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen gehen. Eine Hauptrolle wird Uefa-Chef Michel Platini spielen. Der Franzose hat mehrfach Interesse an dem Job bekundet. Bei der Wahl in Zürich hatte er jedoch auf eine Kandidatur verzichtet, er rechnete sich keine Chancen aus.

Platini hat sich in den vergangenen Jahren als großer Widersacher von Blatter positioniert, allerdings ist auch seine Person nicht unumstritten. Der Europameister von 1984 gab bei der WM-Vergabe seine Stimme an Katar, kurze Zeit später bekam sein Sohn einen Job im Emirat. "Eine richtige Entscheidung", nannte Platini den Blatter-Rücktritt nun, zu seinen eigenen Plänen äußerte er sich bislang nicht. Am Wochenende wollten sich die Uefa-Vertreter beim Champions-League-Finale in Berlin treffen - spätestens da hätte Platini der Frage nach seinen Zukunftsplänen nicht mehr ausweichen können. Doch das Treffen wurde verschoben.

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Möglich ist auch, dass für die Uefa Luís Figo oder Michael van Praag erneut ins Rennen gehen. Sie hatten ihre Kandidaturen kurz vor der Abstimmung in Zürich zurückgezogen, um Prinz Ali zu stärken. Figo sagte damals: Er werde wieder zur Verfügung stehen, "sobald nachgewiesen ist, dass die Fifa keine Diktatur ist".

Auch der Franzose Jérôme Champagne wird als ein möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt. Der ehemalige stellvertretende Fifa-Generalsekretär ist jedoch nicht dem Uefa-Lager zuzuordnen, sondern ein enger Vertrauter des zurückgetretenen Fifa-Präsidenten. Blatter wird nun in den kommenden Monaten alles daran setzen, einen mächtigen Kandidaten aufzubauen. Damit dieser die Fifa in seinem Sinne weiterführt und am besten nicht zu viel in der Vergangenheit forscht. Champagne wäre so ein Mann für Blatter - das Problem: Der 56-Jährige würde die Wahl krachend verlieren, in der Fifa hat er zu wenig Rückhalt.

Auf seinen Getreuen Jeffrey Webb kann Blatter genausowenig setzen. Der ehemalige Fifa-Boss hatte den Funktionär von den Kaimaninseln in den vergangenen Monaten immer wieder als seinen Nachfolger ins Gespräch gebracht. Doch Webb steht nicht mehr zur Verfügung, er wurde im Zuge der US-Ermittlungen festgenommen.

Bleibt Ahmad al Fahad al Sabah. Der Scheich aus Kuwait gilt als Vertrauter von Blatter, er unterstützte den Schweizer bei der Präsidentenwahl und verschaffte ihm viele Stimmen. Al Sabah rückte erst in der vergangenen Woche ins Fifa-Exekutivkomitee, Chancen hätte der 51-Jährige bei der Wahl trotzdem. Denn so gut vernetzt ist wohl keiner, al Sabah gilt als der Königsmacher im Weltsport.

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Seit 1992 ist der Kuwaiter Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), seit 1991 Präsident des asiatischen Olympia-Rates (OCA), er ist Präsident der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC). Bei der Wahl zum IOC-Präsidenten verhalf er Thomas Bach zu einer Mehrheit. Er sorgte dafür, dass der Österreicher Marius Vizer Präsident von SportAccord wird, einer Vereinigung von 109 internationalen Sport- und Fachverbänden. Vor ein paar Tagen ist der gebürtige Rumäne Vizer zwar zurückgetreten, doch Al Sabah hat weiterhin in vielen Positionen des Weltsports seine Figuren positioniert, die er nun dirigieren und beeinflussen kann. Große Unterstützung ist ihm also gewiss - auch die von Blatter. Ein Neuanfang sieht anders aus.

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