Martina Voss-Tecklenburg:Equal Play statt Equal Pay

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"Bei den Männern ein bisschen weniger und bei uns ein bisschen mehr": Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Samstag im ZDF-"Sportstudio". (Foto: Martin Hoffmann/Imago)

Die Bundestrainerin fordert nicht gleiche Bezahlung für Männer und Frauen im Fußball, sondern gleiche Chancen für Talente. Was die Titel-Prämien angeht, da hätte sie einen Vorschlag für etwas mehr Annäherung.

Es ist nur ein Buchstabe, aber er macht einen großen Unterschied. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat sich zwar für gleiche Titel-Prämien für Frauen- und Männer-Nationalmannschaften bei großen Fußballturnieren ausgesprochen. "Es spricht prinzipiell nichts dagegen", sagte die 54-Jährige am Samstagabend im ZDF-"Sportstudio": "Aber dann bitte bei den Männern ein bisschen weniger und bei uns ein bisschen mehr, denn ich finde es immer noch überdimensioniert."

Die DFB-Frauen hätten für den Europameistertitel jüngst jeweils 60 000 Euro bekommen, die Männer im vorigen Jahr 400 000 Euro. Gleiche Prämien wären "ein klares Signal nach draußen", sagte Voss-Tecklenburg.

Wichtiger allerdings als die Forderung von Bundeskanzler Olaf Scholz nach "Equal Pay", also gleicher Bezahlung von Frauen und Männern, sei Chancengleichheit: "Wir haben gesagt, wir wollen erst mal ,Equal Play' haben, bessere Strukturen, dass wir Talentgerechtigkeit haben, dass alle Mädchen Fußball spielen können", sagte die Bundestrainerin am Samstag dem Sender Bayern 1. "Aber wir werden nie in die Dimension kommen wie der Männer-Fußball. Und das wäre auch nicht gut."

Scholz hatte das DFB-Team nach dem verlorenen EM-Finale in Wembley (1:2 gegen England) in der Kabine besucht; zuvor hatte der Kanzler unter dem Hashtag #equalpay getwittert: "Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften (...)."

An diesem Dienstag trifft sich Scholz in Frankfurt mit Verantwortlichen des DFB, unter anderem mit Präsident Bernd Neuendorf und Direktor Oliver Bierhoff. Voss-Tecklenburg wird dann bereits ihren Urlaub auf Mallorca angetreten haben, sagte aber: "Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass es nicht nur Lippenbekenntnisse und Symbolpolitik sind."

Auf die Frage, was sie sich wünsche, nannte sie im ZDF: "Grundgehälter in der Liga. Talentgerechtigkeit. Anstoßzeiten zur Primetime." Talente aus dem Mädchenbereich müssten in die Nachwuchsleistungszentren der großen Vereine aufgenommen werden, alle Bundesligaspielerinnen als Profis antreten können. Nach ihrer Erkenntnis müssten "bestimmt 50 Prozent" einem Beruf nachkommen, um ihre Existenz zu sichern. Immerhin: Das nächste Heim-Länderspiel am 7. Oktober in Dresden gegen Frankreich wird von der ARD von 20.30 Uhr an übertragen.

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