Vorschau: Bundesliga, 9. Spieltag:André! Schweig!

Ein Mainzer hat Redeverbot, die Bayern setzen auf das alte Dusel-Gefühl, Kölns Torhüter Faryd Mondragon spürt "das Messer in seinem Rücken". Die sueddeutsche.de-Chancenanalyse zum Bundesliga-Spieltag.

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(Foto: APN)

Hamburger SV - Bayern München (Freitag, 20.30 Uhr) Das spricht für Hamburg: Mladen Petric. Und Mladen Petric. Der kroatische Stürmer - gerade von einer Verletzung genesen - erzielte bei den letzten beiden Heim-Partien jeweils den 1:0-Siegtreffer. Dieser Tage verzichtet Trainer Armin Veh jedoch häufig auf Petric (im Bild), was nicht nur Petric kritisch sieht. Allerdings kann Veh darauf verweisen, dass auch Paolo Guerrero schon zwei Mal gegen den FC Bayern erfolgreich war: Am 28. April 2008 erzielte er den 1:2-Siegtreffer in München, am 15. August 2008 köpfte er das 2:1 - das Spiel endete 2:2. Veh selbst hat angekündigt, bei einem Sieg gegen die Bayern nicht wie der Mainzer Trainer Thomas Tuchel auf dem Zaun mit den Fans feiern zu wollen: "Ich weiß ja nicht, ob ich in meinem Alter noch den Zaun hochkomme." Das spricht für München: Vor allem zwei Dinge, die relativ wenig mit fußballerischen Fähigkeiten, aber doch so viel mit dem Fußball an sich zu tun haben: Glück und Selbstbewusstsein. "Wir haben in dieser Saison noch nicht viel geduselt", sagte Trainer Louis van Gaal nach der Champions-League-Partie gegen Cluj - gab jedoch an, dass dieses Glück nun vielleicht wieder ein Freund der Münchner sei. Durch die beiden Siege zuletzt (gegen Hannover und Cluj) haben die Spieler des FC Bayern auch wieder eine breite Brust, die vielleicht noch nicht FC-Bayern-breit ist, aber immerhin so breit, dass sie die Gegner noch mehr fürchten als das Glück. Das spricht für ein 1:0: Die vergangenen drei Partien der beiden Vereine gegeneinander - jeweils gewann die Heimmannschaft 1:0. jüsc

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Eintracht Frankfurt - Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Frankfurt: Die Ergebnisse dieser Bundesliga-Saison - vor allem der vergangenen drei Spieltage. Die lauten aus Frankfurter Sicht: 3:0, 2:1, 2:0. Noch was? Theofanis Gekas (im Bild) hat in den vergangenen vier Bundesliga-Partien fünf Treffer erzielt. Und noch etwas: Frankfurt musste in dieser Spielzeit erst neun Gegentore hinnehmen. Das spricht für Schalke: Auf jeden Fall nicht die Ergebnisse dieser Bundesliga-Saison. Betrachtet man jedoch das jeweils letzte Spiel in den drei Wettbewerben (Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League), dann stellt man fest, dass nach dieser Rechnung Schalke 04 seit drei Spielen ohne Niederlage dasteht. Das reicht nicht? Okay, dann vielleicht dies: Raúl hat am Mittwoch gegen Tel Aviv zwei Tore geschossen. Reicht auch nicht? Jetzt aber: Klaas-Jan Huntelaar hat in den letzten fünf Bundesliga-Partien jeweils ein Tor erzielt. Das spricht gegen ein Unentschieden: Schalke spielte in dieser Saison erst zwei Mal Remis, Frankfurt noch gar nicht. jüsc

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

SC Freiburg - 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Freiburg: Die Zahlen. Die Breisgauer haben die freie Wahl, da wären zum Beispiel die Null, die Eins oder die Elf. Der FCK hat in den vergangenen vier Spielen keinen Punkt geholt, dabei ein Tor geschossen und elf kassiert. Eine noch schönere Zahl: die Neun. So oft hat der SC schon gegen den FCK gewonnen. Vereinsrekord. Nun hofft man auf die Zweistelligkeit. Das spricht für Kaiserslautern: Der SC Freiburg. Denn der SC ist ein äußerst freundlicher Verein, vor allem gegenüber schlecht gestellten Vereinen, Klubs also, die irgendwie in etwas hineingeschlittert sind und da ohne Hilfe nicht wieder raus kommen. Der SC hilft gerne. So am vergangenen Spieltag, als Bremen gegen den SC seine Krise beenden durfte (man verlor artig und unglücklich mit 1:2 - wie übrigens auch gegen die kriselnden Größen Schalke und Wolfsburg). Außerdem gut für Lautern: Der Kapitän bleibt an Bord. Martin Amedick (im Bild) hat seinen Vertrag vorzeitig bis Juni 2014 verlängert. dabi

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(Foto: REUTERS)

VfB Stuttgart - FC St. Pauli (Sonntag, 17.30 Uhr) Das spricht für Stuttgart: Die Tradition. Der Tradition zufolge dürfte zum einen Gerald Asamoah niemals gegen den VfB treffen (die nähere Erläuterung dieses Umstandes finden Sie unten). Zum andern wäre eine Niederlage unmöglich. Denn: Der VfB hat noch kein Heimspiel gegen die Hamburger verloren. Die Bilanz der bislang sechs Begegnungen: fünf Siege, ein Unentschieden, 12:3 Tore. Das spricht für St. Pauli: Gerald Asamoah. Nicht etwa, weil er beim 3:2-Sieg gegen Nürnberg ein Tor schoss und eines vorbereitete. Nein, weil er gegen Stuttgart noch kein Tor schoss. Der VfB ist der einzige aktuelle Bundesligaklub, gegen den Asamoah schon auf dem Platz stand - ganze 16 Mal sogar - ohne dass ihm jemals ein Tor gelungen wäre. Also Gerald: Wenn nicht jetzt, gegen den Tabellenletzten, wann dann? Außerdem: gewann St. Pauli drei der vergangenen vier Spiele, anders der VfB: Der verlor drei der vergangenen vier Bundesligaspiele. dabi

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(Foto: dapd)

1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Nürnberg: Die Heimbilanz der Nürnberger gegen so genannte kriselnde Spitzenteams. Es gab jeweils ein 2:1 gegen Schalke 04 und den VfB Stuttgart. Nun erscheint der VfL Wolfsburg - mit zehn Punkten derzeit auf Platz zwölf in der Tabelle - im Frankenstadion. Zudem hat Nürnberg zu Hause gegen Wolfsburg in acht Partien erst einmal verloren. Das spricht für Wolfsburg: Diego. Und Diego. Zum einen hat der DFB die Ermittlungen gegen den Brasilianer wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit eingestellt, zum anderen hat sich Diego nach Leistenproblemen fit gemeldet für die Partie in Nürnberg. "Ich habe meinen Stil, bin in Wolfsburg aber ruhiger geworden", sagte der Brasilianer über sein Undiszipliniertheiten. Gut für Wolfsburg: Wenn Diego in Bremen Probleme mit der Disziplin gehabt hatte, spielte er in den Partien darauf meist herausragend. jüsc

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(Foto: dapd)

Hannover 96 - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Hannover: Der Angriff. Mohammed Abdellaoue ist wieder gesund, Mike Hanke hat die Grippe. Es sieht also gut aus in der Abteilung Attacke. Abdellaoue schoss bislang vier Tore in dieser Saison, darunter das aktuell letzte seines Teams. Das war am sechsten Spieltag beim 1:0-Sieg in Kaiserslautern. Seither gelang Hannover weder ein Tor noch ein Punkterfolg. Diesmal stehen die Chancen gut. Denn in der Kölner Hintermannschaft wird auch nur mit Wasser gekocht - und nicht darüber gegangen (siehe Mondragon). Das spricht für Köln: Der Angriff. Da spielt nämlich Lukas Podolski. Nachdem der sich in einem Interview Luft verschafft hatte ("Uns fehlt einfach die klare Strategie."), traf er prompt gegen den BVB. Ein weiteres Argument für den Sturm: Er ist auf der anderen Seite des Spielfelds beheimatet wie der eigene Torwart. Der heißt/hieß Faryd Mondragon und versuchte nach seinem Ausflug zur Nationalmannschaft wohl Podolskis Vorbild zu folgen und sich per Interview Frust von der Seele zu reden. Eine Kostprobe seiner verbalen Frustbewältigung: "Ich fühle mich, als hätte ich ein Messer im Rücken. Auch Jesus Christus wurde hinterhältig behandelt und verraten." Oh Lord. dabi

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(Foto: dapd)

Borussia Dortmund - TSG 1899 Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr) Das spricht für Dortmund: Das Gesetz der Serie - auch wenn diese recht kurz ist. Nach der vorletzten Niederlage in der Europa League hat Borussia Dortmund in der Bundesliga eindrucksvoll gegen Bayern München gewonnen (2:0). Nun hat der BVB international gegen Paris St. Germain wieder enttäuscht (1:1) - schlecht also für 1899 Hoffenheim. Folgeschäden für die Liga? Mitnichten, findet Trainer Jürgen Klopp. Lustig wäre allerdings, wenn Hoffenheim es Paris St. Germain gleich tut und pünktlich zum Spiel in den Transferpoker um BVB-Keeper Roman Weidenfeller einsteigt. Das spricht für Hoffenheim: Was kann schon für eine Mannschaft sprechen, die in der Bundesliga derzeit gegen Dortmund antreten muss? Nicht viel. Allenfalls die Tatsache, dass Hoffenheim selbst ganz gut drauf ist. Sogar so gut, dass Vedad Ibisevic, dem eigentlichen Chefangreifer, die Ersatzbank droht. Ist halt nicht so einfach, plötzlich der Statist zu sein neben Superbomba Demba Ba (dieser orthografische Witz sei erlaubt), der beim Sieg gegen Mönchengladbach an allen drei Toren beteiligt war. Alle drei fielen: nach Ibisevics Auswechslung. ebc

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(Foto: dpa)

Bayer Leverkusen - 1. FSV Mainz 05 (Sonntag, 17.30 Uhr) Das spricht für Leverkusen: Die Causa André Schürrle. Für acht Millionen Euro plus X wechselt der Mainzer Stürmer nach dieser Saison zu Leverkusen - allein deshalb wird es für ihn ein besonderes Spiel. Mainz hat ihm ein Sprechverbot erteilt, Schürrle sagt zu dieser Problematik entsprechend: nichts. Anderen Profis wäre durchaus zuzutrauen, dass sie eine solche Konstellation intellektuell einfach links liegen lassen ("Der Trainer hat gesacht, ich soll keinen Kopf machen. Also mach ich keinen Kopf"). Doch Schürrle ist ein aufgewecktes Kerlchen. Deshalb: Vorteil Leverkusen. Das spricht für Mainz: Die Menschenkenntnis von Thomas Tuchel. Er könne sich "einfach nicht vorstellen, dass er sich in einer Zwickmühle befindet". Um die unglückliche Niederlage gegen den HSV aus den Köpfen zu streichen, gab er fast allen Feldspielern unter der Woche frei. Das hat besonders bei Schürrle gut geklappt: Der denkt nicht mehr an den HSV - sondern bereits an Leverkusen. ebc

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