Volleyball:Volleyball-Nomadin Kozuch: Nächste Etappe Shanghai

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Triest (dpa) - Verschwitzt steht Margareta Kozuch nach dem Training in einer Ecke der Palatrieste und gibt asiatischen Journalisten Interviews. Die Kapitänin der deutschen Volleyballerinnen gewinnt am Rande der WM in Italien eine ganz neue Zielgruppe für sich.

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Triest (dpa) - Verschwitzt steht Margareta Kozuch nach dem Training in einer Ecke der Palatrieste und gibt asiatischen Journalisten Interviews. Die Kapitänin der deutschen Volleyballerinnen gewinnt am Rande der WM in Italien eine ganz neue Zielgruppe für sich.

Denn nach Stationen in Deutschland, Italien, Russland, Polen und zuletzt Aserbaidschan zieht es die 27-Jährige als erste deutsche Profi-Volleyballerin in den Fernen Osten. Nach der Endrunde heißt ihr neuer Arbeitgeber Shanghai Eastbest.

Richtig Zeit, sich mit der chinesischen Kultur zu befassen, hatte Kozuch noch nicht. „Ich habe derzeit zu viel um die Ohren, um mich damit zu beschäftigen. Bei mir ist nur die Nationalmannschaft auf dem Zettel“, erzählte sie der Nachrichtenagentur dpa. „Der Wechsel steht zwar an, aber es ist bei mir noch kein Platz dafür da.“

Die WM saugt bisher ihre ganze Konzentration auf. Selbstbewusstsein konnte die Diagonalangreiferin allerdings kaum sammeln. Denn der EM-Zweite legte eine enttäuschende Gruppenphase hin und musste sich nach der Station in Rom schon früh praktisch von allen Medaillenhoffnungen verabschieden. „Ich erhoffe mir, dass wir zu unserem Spiel und Spaß finden“, sagte Kozuch vor der Weiterreise ins Luftlinie rund 430 Kilometer entfernte Triest.

Solche langen Touren passen irgendwie zu ihr. Denn die viermalige Volleyballerin des Jahres führt ein Nomadenleben. Als Ausnahmevolleyballer hat man nicht viel Zeit, ordentlich Geld zu verdienen. Das meiste gibt es eben im Ausland. Dafür musste auch die Hamburgerin mit polnischen Wurzeln ihre Heimat verlassen. Immerhin könnte sie diesmal nach Shanghai vielleicht ihr Mailänder Freund Nicolò begleiten, den sie vor rund vier Jahren kennengelernt hat.

„Da gehört eine Menge Vertrauen dazu“, erzählte Frohnatur Kozuch einmal über die Schwierigkeiten einer Fernbeziehung. „Es braucht dann auch wieder eine gewisse Zeit, bis man miteinander harmoniert.“

Von einer Symbiose waren die deutschen Volleyballerinnen bei dieser WM bislang weit entfernt. Mangelnde Aggressivität im Angriff und eine hohe Fehlerquote in Zuspiel sowie Annahme sorgten früh für heftige Dämpfer. Auch Kozuch konnte nicht ihre Topleistung bringen. „Keine unserer erfahrenen Spielerinnen ist mit dem zufrieden, was jede einzelne bisher gebracht hat“, sagte Bundestrainer Giovanni Guidetti, der vor allem Kozuchs Eifer im Training schätzt. „Sie ist ein Vorbild in allem. Sie trainiert jedes Mal 120 Prozent.“

Und wie bewertet die langjährige Italien-Legionärin Kozuch, die dort schon bei drei Clubs spielte, anlässlich der WM die Rückkehr in ihre alte Volleyball-Heimat? „Das Wo, Wann, Wie ist im Grunde egal, nur das Spiel zählt. Das Drumherum hat, auch wenn es schön zu sehen ist, dass Emotionen hochkochen, aufs Spiel selber keinen so großen Einfluss“, urteilte Kozuch. Es sei dennoch natürlich toll, in Italien zu spielen. Auch wegen dieser einen Sache, wie sie schmunzelnd ergänzte: „Es gibt hier super Essen.“

Kurzporträt Margareta Kozuch:

Geboren: 30. Oktober 1986 in Hamburg

Spitznamen: Maggi, Kusia

Position: Diagonalangriff

Vereine u.a.: TV Fischbek, Starker Sassuolo/Italien, Asystel Novara/Italien, Odinzowo/Russland, Sopot/Polen, Busto Arsizio/Italien, Azeryiol Baku/Aserbaidschan, Shanghai Eastbest/China

Größte Erfolge: 2010 WM-7., 2011 EM-2., 2013 EM-2., 2013 Europaliga-Sieger 2012 Polnischer Meister, 2013 Champions-League-Dritter; „Volleyballerin des Jahres“ 2010 - 2013

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