Volleyball:Sieger nur in der Statistik

Lesezeit: 3 min

Vergeblich gestreckt: Luuc van der Ent (links) und Jori Mantha beim Blockversuch gegen Lüneburg. (Foto: Schlikis/Beautiful Sports/Imago)

Herrschings Volleyballer verlieren ihr erstes Playoff-Viertelfinalspiel in Lüneburg äußerst knapp mit 2:3 - und hadern mit ihrer Angriffsschwäche im entscheidenden Moment. Für den Halbfinaleinzug benötigen sie nun zwei Erfolge am Ammersee.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Mit Statistiken ist es so eine Sache, auch im Volleyball. Dort tragen längst Scouts beider Mannschaften in Echtzeit Annahmen und Angriffe, Aufschläge, Zuspiele und Blocks in ein Computerprogramm ein. Sie bewerten diese blitzschnell qualitativ, so dass die Trainer bereits während der Auszeit und in den Satzwechseln auch anhand der Zahlen beurteilen können, was gerade schief läuft im Spiel ihrer Mannschaft - und was sie ändern müssen.

Herrschings Coach Max Hauser hatte diesbezüglich am Mittwochabend im ersten Playoff-Viertelfinalspiel bei der Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg aber ein Problem: Jede, aber auch wirklich jede bedeutende Statistik wies Herrsching als bessere Mannschaft aus. Dennoch verloren die Oberbayern die Partie mit 2:3 (21:25, 25:21, 21:25, 25:17, 14:16).

Die WWK Volleys vom Ammersee müssen nun Spiel zwei am Samstag und das mögliche Entscheidungsduell am Sonntag in eigener Halle gewinnen, um erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ins Playoff-Halbfinale der Bundesliga einzuziehen. "Wir sind noch nicht raus", sagte Hauser, bevor er am späten Mittwochabend mit dem Team in den Zug via Köln nach München stieg, wo das Team am nächsten Morgen ankam: "Jetzt wollen wir eben das dritte Spiel erzwingen. Aber wir müssen uns das schon erarbeiten, Lüneburg ist eine gute Mannschaft."

16:8 direkte Blocks, 13:9 Asse, weniger Annahmefehler, überhaupt mehr Punkte und weniger Fehler als Lüneburg in der gesamten Partie: Mit solchen Zahlen müsste der Sieger eigentlich feststehen. Nur bei den Angriffen aus guter Annahme waren die Niedersachsen mit 56:51 Prozent besser. Aber es war eine Begegnung, bei der die Zwischentöne eine große Rolle spielten. Und auch jene Missgeschicke, die klein aussehen in einer Statistik, aber für den Spielverlauf entscheidend sind.

Überhaupt muss den Herrschingern in dieser Saison eine gewisse Nervenschwäche attestiert werden, zumindest im fünften Satz

Wie im dritten Satz, als beim 21:21 Herrschings Angreifer Jalen Penrose, dem alleine fünf Asse gelangen, und Tim Peter geblockt wurden. Penrose schlug den Ball dann beim 21:24 noch einmal in den Block der "Lünehünen", wie sich die Niedersachsen nennen. Und wie im fünften Satz, in den die Herrschinger gut starteten, dann aber ihre Konzentration verloren. Mehrere Angriffsfehler brachten Lüneburg mit 8:7 und 12:11 in Führung, das auch am Schluss konsequenter punktete als die Gäste. "In den wichtigen Phasen haben wir zu viele Angriffsfehler gemacht und uns so um den eigenen Verdienst gebracht", sagte Hauser.

Überhaupt muss den Herrschingern in dieser Saison eine gewisse Nervenschwäche attestiert werden, zumindest im Entscheidungssatz. Immerhin vier von fünf Mal hat Hausers Mannschaft in dieser Phase verloren, gleich zweimal gegen Lüneburg. Wobei das 14:16 vom Mittwoch besonders bitter war: Das Spiel bringt Herrsching ja in den Playoffs nicht einmal den sonst während der Hauptrunde üblichen Punkt ein, sondern wird in der Best-of-three-Serie einfach nur als verloren gewertet. An das Pokal-Halbfinale gegen Königs Wusterhausen denkt Hauser auch heute noch mit Schrecken zurück, das 24:26 nach mehreren vergebenen Matchbällen im fünften Satz war der bislang wohl schwärzeste Herrschinger Moment in dieser Saison.

In Lüneburg lief am Mittwoch auch die Premiere des neuen zweiten Liberos Moritz Eckardt nicht wirklich glücklich. Der 19-jährige Spontan-Zugang vom VC Olympia Berlin konnte die starken Aufschläge im ersten Satz nicht wirklich entschärfen - und musste schnell wieder auf Herrschings Bank Platz nehmen. Eckardt war erst kürzlich per Zweitspielrecht an den Ammersee gewechselt, weil für seinen Klub aus der Hauptstadt die Saison bereits beendet ist.

Auch für die Herrschinger könnte diese Spielzeit nach dem kommenden Wochenende schon vorbei sein. Der Viertplatzierte der Hauptrunde würde mit dem Viertelfinal-Aus hadern, der Einzug ins Halbfinale war ja sein Ziel gewesen. Aber nicht nur Hausers Team tut sich schwer auf diesem Weg. Herrschings potenzieller Gegner in der Runde der letzten Vier, der VfB Friedrichshafen, hat sein erstes Playoff-Spiel beim krassen Außenseiter Bühl ebenfalls mit 2:3 verloren. Und das, obwohl der Klub vom Bodensee in so gut wie jeder Statistik besser war als Bühl.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: