Volleyball:Hachinger Volleyballer im Existenzkampf

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Unterhaching (dpa) - 2013 standen Hachings Volleyballer noch im Pokalfinale. Ihren vierten Triumph feierte die Mannschaft von Trainer Mihai Paduretu damals. Wenn die Branchenriesen Berlin Volleys und VfB Friedrichshafen in Halle/Westfalen aufeinandertreffen, sind die Bayern nur Zuschauer.

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Unterhaching (dpa) - 2013 standen Hachings Volleyballer noch im Pokalfinale. Ihren vierten Triumph feierte die Mannschaft von Trainer Mihai Paduretu damals. Wenn die Branchenriesen Berlin Volleys und VfB Friedrichshafen in Halle/Westfalen aufeinandertreffen, sind die Bayern nur Zuschauer.

Hachings Volleyballer haben derzeit sowieso andere Sorgen. Sie haben riesige finanzielle Probleme. Nach dem im vergangenen Sommer angekündigten Rückzug des Versicherungskonzerns Generali als Hauptsponsor zum Saisonende fehlt ihnen rund eine Million Euro, sonst ist im Sommer Schluss.

Nicht zuletzt für Paduretu ist das ein Horrorszenario. Haching ist ein Stück Heimat für ihn geworden. Seit 17 Jahren investiert er Herzblut in diesen Verein. Als Trainer formte der 47-Jährige die Bayern zu einem Spitzenclub, vier Pokalsiege inklusive. „Wir beschäftigen uns jede Minute damit, dass es Profivolleyball auch weiter in München gibt“, sagte Paduretu der Nachrichtenagentur dpa.

Die Zeit läuft. Im schlimmsten Fall droht der Deutschen Volleyball-Liga (DVL) sogar ein PR-Desaster: Sollten die Hachinger nämlich im Mai Meister werden, wegen der fehlenden Liquidität aber den Spielbetrieb einstellen. Eigentlich müssen sie die nötigen Dokumente bis Ende März einreichen. Doch die DVL weiß um die Brisanz und kündigte an, auch Aufschub zu gewähren. „Es wäre kein gutes Zeichen, wenn dieser Verein nicht am Leben bleibt“, räumte DVL-Chef Michael Evers ein.

Der Präsident des Bayerischen Volleyball-Verbandes bezeichnete das mögliche Aus für den Ligadritten drastischer. Der Rückzug in den Breitensport sei ein „Super-Gau“, sagte Klaus Drauschke nach einem Sondierungsgespräch Anfang Januar. Haching fahndet auf Hochtouren nach Geldgebern. „Es laufen immer wieder Gespräche mit Sponsoren. Wir suchen aber nach wie vor“, sagte Manager Josef Köck. Mitte März gibt es den nächsten Runden Tisch.

Die Probleme der Hachinger sagen einiges über die Sportlandschaft in München aus, wo es durchaus potente Partner gibt. Doch im Schatten eines FC Bayern, seiner aufstrebenden Basketball-Abteilung oder der Eishockey-Cracks des EHC Red Bull München lebt es sich schwer.

„Eine Million Euro ist viel Geld, aber andererseits an der Grenze, um überhaupt Leistungssport machen zu können“, erzählte Paduretu. Man müsse sehen, was hinter den nackten Zahlen stehe. Kosten für Lizenz, Reisen, Berufsgenossenschaft, Steuern - inklusive einer kleinen Wohnung blieben einem Spieler durchschnittlich 3000 Euro netto. „Eine Million Euro ist sehr viel Geld, aber im Leistungsvolleyball ist das im Grunde dann doch nicht so viel“, meinte Paduretu.

„Wir wussten ja, auf was wir uns einlassen“, meinte Weltklasse- Libero Ferdinand Tille, der im Sommer aus Frankreich in seine Heimat zurückgekehrt ist. Hat sich der Verein gut genug verkauft? „Vielleicht ist es auch unsere Schuld, dass wir nach außen hin nicht intensiver transportieren konnten, was für ein wunderbares Event wir hier anbieten. Das wollen wir in Zukunft besser machen und zeigen, was mit uns möglich ist“, versicherte Paduretu.

Der Trainer glaubt daran, dass Volleyball als Leistungssport in Haching eine Zukunft hat. „Wir müssen Geduld haben“, bekräftigte er. Schließlich ist der Club für ihn mehr als nur ein Arbeitgeber. „Der Verein ist für mich zu einem Stück Heimat geworden.“

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