Volleyball-Bundesliga:Negativserie ohne Ende

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Elaine Vazquez Rivera konnte sich noch so mühen, es reichte nicht gegen den USC Münster. (Foto: Wolfgang Fehrmann/HMB-Media/Imago)

Keine guten Aussichten auf die Zwischenrunde der deutschen Meisterschaft: Vilsbiburgs Frauen unterliegen zum Abschluss der Hauptrunde auch dem USC Münster und fallen auf den achten Platz zurück.

Von Katrin Freiburghaus

Zu behaupten, die Roten Raben Vilsbiburg wären nach der Bundesliga-Partie am vergangenen Samstagabend gegen Münster bedient gewesen, würde dem Maß an Frust, das ihnen in die Gesichter geschrieben stand, nicht gerecht. Nach dem 1:3 (21:25, 18:25, 25:23, 22:25) der Erstliga-Volleyballerinnen starrte Vilsbiburgs Trainer Juan Diego Garcia Diaz wie versteinert auf die feiernden Gäste. Kapitänin Monika Salkute absolvierte mit regungsloser Miene das fällige Feldinterview. Topscorerin Pauline Martin nahm mit dem absoluten Minimum an Anteilnahme, das die Professionalität gebietet, ihre Ehrung als wertvollste Vilsbiburger Spielerin entgegen.

Vor der Saisonrekordkulisse von 1673 Fans war es formal lediglich noch um die Frage gegangen, ob Vilsbiburg als Siebter oder Achter in die neu geschaffene Zwischenrunde starten würde. Dass Münster an Vilsbiburg vorbeizog und die Raben dadurch vom achten Platz aus starten, ist nicht dramatisch. In besagter Zwischenrunde sind in der unteren Viererstaffel 18 Punkte zu vergeben, drei von vier Teams qualifizieren sich für die Playoffs. Da der insolvente Tabellenletzte Neuwied aus dem Spielbetrieb ausgeschieden ist, gehen Wiesbaden, Münster, Vilsbiburg und Aachen mit einem in Dreierschritten gestaffelten Punktebonus in die doppelte Zwischenrunde, Vilsbiburg also mit drei Zählern auf dem Konto.

Tatsächlich aber hatte das Duell mit dem bis dahin Tabellenneunten Münster nach sieben Spielen ohne Erfolgserlebnis auch eine - womöglich viel wesentlichere - psychologische Bedeutung: Es hätte eine Negativserie von sieben Niederlagen am Stück beenden sollen, von der in Vilsbiburg wirklich niemand eine zweite Staffel bestellt hat. Allerdings war von Beginn an deutlich zu sehen, wie schwer das Team an seiner Ergebniskrise sowie der durch das Saison-Aus von Außenangreiferin Anna Spanou dünnen Personaldecke trägt. Das Team mühte sich, wirkte aber lange nicht, als würde es selbst daran glauben, das Feld mit einem Erfolgserlebnis zu verlassen. "Wir müssen bessere Entscheidungen in wichtigen Situationen treffen und selbstbewusst bleiben", monierte Salkute und fügte hinzu: "Das ist nicht einfach, weil der Druck bei uns liegt, aber wir müssen in solchen Momenten stärker sein."

Vilsbiburg hat gut gewirtschaftet, das hilft sportlich mit Blick auf die Zwischenrunde wenig

Dabei war es wie in fast allen zurückliegenden Rückrundenspielen keinesfalls so, dass Vilsbiburg deutlich unterlegen gewesen wäre. Im dritten Durchgang hielt es konstant dagegen, weshalb Münster nicht zur Entfaltung kam. Auch im vierten Satz deutete sich lange eine ähnliche Tendenz an, bis erneut passierte, was Geschäftsführer André Wehnert jüngst so zusammenfasste: "Nach Fehlerketten sind wir nicht sicher genug, ruhig weiterzuspielen, das bringt uns oft um das schon Erarbeitete." Salkute trauerte der realistischen Möglichkeit nach, Münster in einen Entscheidungssatz zu zwingen. "Ich habe das Gefühl, dass wir das Momentum nicht genutzt haben, als wir es hatten", sagte sie und beschrieb damit im Grunde die Dramaturgie der gesamten Vilsbiburger Hauptrunde.

Hannah Kohn hatte nicht viel Freude daran, dass sie zur besten Spielerin gewählt wurde. (Foto: Wolfgang Fehrmann/HMB-Media/Imago)

An ihrer sportlichen Qualität bemessen ist Vilsbiburg vom fünften und letzten Platz in der oberen Zwischenrundengruppe nicht weit entfernt. Wesentlich weniger weit zumindest, als die zehn Punkte Rückstand auf Suhl suggerieren. Auf sportlicher Ebene leistete sich Suhl allerdings weniger Ausreißer nach unten. Auf administrativer Ebene dafür offenbar umso mehr: Erst unmittelbar vor dem letzten Hauptrundenspieltag hatte die Volleyball-Bundesliga (VBL) die drakonische Strafe von sechs Punkten Abzug gegen die Thüringerinnen verhängt. Grund sind Verstöße im Lizenzierungsverfahren. Dieselbe Strafe erhielt der Vierte Potsdam, dem Sechsten Wiesbaden wurden drei Zähler abgezogen.

Wenn man berücksichtigt, dass es im Profibetrieb vor allem finanzielle Fragen sind, die über sportliche Entwicklung oder Stagnation entscheiden, ist diese Häufung an Strafen eine einigermaßen unschöne Nachricht. Denn sie zeigt zwar, dass Regelverstöße sanktioniert werden - aber gleichzeitig, dass sie keine Ausnahme sind. Für die Zwischenrunde nützt Vilsbiburg die Gewissheit, selbst solide gewirtschaftet zu haben, indes wenig. Die beginnt bereits am kommenden Samstag mit einem Heimspiel gegen den Neunten aus Aachen. Und der nächsten Chance, eine Negativserie zu beenden, für die Vilsbiburg eigentlich zu gut besetzt ist.

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