Pressekonferenzen:Leider abgeschafft

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Bald ein Bild aus früheren Zeiten? Karl Geiger (links) und Andreas Wellinger bei einer Pressekonferenz. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Die klassischen Treffen zwischen Sportlern und Presse stehen vor dem Aus. Die Zukunft ist praktischer: Der Akteur beantwortet die Fragen nicht mehr nur, sondern stellt sie auch selbst.

Glosse von Volker Kreisl

Die Pläne sind, wie so vieles am Bergisel, wegweisend. Wie die österreichischen Skispringer, die meistens hier oben der Welt zeigen, was Skispringen ist. Schon bei der Erbauung der Schanze entstand ein fantastischer Turm, der sogleich Namen wie Golfschläger, Stöckelschuh oder Kobra bekam.

Nun wurde der Kobra ein Pressezentrum untergeschoben. Direkt unter dem Schanzentisch, quasi unterm Ballenbereich des Stöckelschuhs, sitzen jetzt Fotografen und Vier-Schanzen-Schreibende. Was auch visionär ist, weil sie so eine gesunde kurze Bergtour unternehmen dürfen, um in die Mixed Zone hinunterzusteigen und wieder hinaufzukommen. Alles ist da oben, unterm Schanzentisch, nur kein Platz. In zwei recht engen Besprechungsräumen (mit sagenhafter Aussicht) saßen die Reporter und fragten am ersten Tag, wo denn die Pressekonferenz stattfindet, schließlich ein Must-have jeder Großveranstaltung im Sport? Die PK? Leider abgeschafft.

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Vierschanzenreporter sind wie der ganze Sprungsport vielleicht etwas nostalgisch veranlagt, vielleicht liegt das an der frischen Luft und den vielen Geschichten von früher, jedenfalls ist dies nun die Realität. Pressekonferenzen sind von gestern, heute fliegen Whatsapp-Stimmen und andere Kurzinfos durch die Luft, wofür man in der ständigen Eile natürlich dankbar ist.

So wird es weitergehen, der Lauf der Dinge ist nicht aufzuhalten. Welch große Momente sind auf Pressekonferenzen schon entstanden? Nicht nur im Skispringen, als mal ein Conferencier ausfallend wurde, weil das Mikrofon immer dann ausfiel, als er reinsprechen wollte. Oder die legendäre Pressekonferenz des Wolfsburger Trainers Klaus Augenthaler, der sich auf subtile Weise an den Medienleuten rächte, indem er anfangs ankündigte: "Die Fragen stelle ich", und fortfuhr: "Die Antworten gebe ich auch." Das tat er, und verabschiedete sich in aller Höflichkeit.

In Pressekonferenzen haben Trainer sich schon gegen Koks-Sünden verteidigt und vieles mehr, es ging sogar auch sehr oft um Sport. Doch das hilft nichts, die Technik wird fortschreiten, auch bei der Tournee der Skispringer muss in Zukunft Pressekonferenz für Pressekonferenz den Gang des Unvermeidbaren gehen. Sogar die großen wegweisenden PKs, etwa die Auftakt-PK bei der Fußball-EM in diesem Jahr - wer braucht die schon? Vorabstimmen werden digital weitergereicht. Und der Aufwand, um Stühle aufzustellen, weißes Tuch über den Tisch zu decken, um Mikrofone zu justieren, eine Werbewand aufzuspannen, all das liegt bald in der Vergangenheit. Antworten gibt der Akteur nach wie vor. Aber die Fragen, die stellt er nun selbst.

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