VfL Wolfsburg:Hufschmied glaubt weiter an sein Team

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Kämpft um seinen Job: VfL-Trainer Niko Kovac. (Foto: Sebastian Priebe/regios24/Imago)

0:1 gegen den SC Freiburg: Beim VfL Wolfsburg ist spielerisch weiterhin keine Besserung in Sicht, doch Trainer Niko Kovac gibt sich immerhin kämpferisch.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis Marcel Schäfer nach dem bitteren 0:1 (0:0) gegen den SC Freiburg am Spielfeldrand erschien. Der frühere Nationalspieler hat als langjähriger Profi und auch Sportdirektor des VfL Wolfsburg schon einige Krisen mit diesem Klub erlebt. Jetzt gehört er zur Geschäftsführung und wollte nach dem nächsten sportlichen Rückschlag in nur fünf Tagen ganz schnell eine Botschaft loswerden: Niko Kovac wird weiter Trainer des VfL bleiben. Wir ziehen das gemeinsam durch. "Wir haben eine brutal schwierige Phase. Die möchte ich gar nicht schöner reden, als sie ist", sagte Schäfer. "Aber ich habe das Gefühl, dass wir das gemeinsam schaffen."

Zur Erinnerung: Der ambitionierte Volkswagen-Klub war im Sommer mit dem unmissverständlichen Ziel in die Saison gegangen, einen Europapokal-Wettbewerb zu erreichen. Und nun lässt sich schon zwei Wochen vor Weihnachten sagen: Über den DFB-Pokal ist das nach dem Achtelfinal-Aus in Mönchengladbach nicht mehr möglich. Und in der Fußball-Bundesliga wird das als Tabellenelfter immer schwieriger. Die beiden 0:1-Niederlagen gegen Gladbach und Freiburg ähnelten sich dabei auf fatale Weise: miserable Chancenverwertung, ergebnislose Dominanz - und ein eigentlich harmloser Gegner, der kurz vor Schluss aus wenig bis gar nichts noch ein Tor schoss.

Aber wenn diese verkorkste Woche aus Wolfsburger Sicht noch etwas Gutes hatte, dann das: Offenbar bewegt sich zwischen Mannschaft und Trainer wieder etwas aufeinander zu, was zuletzt doch erkennbar auseinandergedriftet war. Kovac jedenfalls gab sich kämpferisch und sprach von einer "intakten Mannschaft, die tagtäglich arbeitet und tagtäglich wieder aufsteht nach diesen Nackenschlägen". Das klang nach dem 1:3 in Bochum am vorangegangenen Wochenende noch ganz anders. Selbst Kapitän Maximilian Arnold fragte an diesem Samstag alle anwesenden Journalisten: "Habt ihr das Gefühl, dass das alles nur am Trainer liegt?"

Der Rekordspieler des VfL hat unter Kovac' ständigem Wechsel von Taktik und Personal in den vergangenen Wochen besonders gelitten und dies auch öffentlich kritisiert. Die aktuelle Krise ordnete er aber so ein: "In den Relegations-Jahren und in der Saison, als wir noch Champions League gespielt haben unter Florian Kohfeldt: Das war wirklich katastrophal. Aber jetzt ist es ja nicht so, dass du dastehst und dir sagst: Wir wissen nicht, wie wir jemals ein Tor schießen wollen. Es ist auch nicht so, dass hier keiner möchte oder dass die Einstellung nicht stimmt." Die Leistung an sich "ist ja nicht schlecht. Aber wir stehen mit leeren Händen da."

Weil das so ist und weil der VfL seinen hohen Ansprüchen so weit hinterherläuft, darf sich Kovac seines Jobs auch weiterhin nicht allzu sicher sein. Weitreichende Personalentscheidungen bestimmt in Wolfsburg auch immer der VW-dominierte Aufsichtsrat mit. Und der senkte 2022 den Daumen über Kovacs Vorgänger Florian Kohfeldt, obwohl Schäfers Geschäftsführer-Vorgänger Jörg Schmadtke gern mit ihm weiterarbeiten wollte. Der Trainer weiß, dass die Bilanz des Kalenderjahres 2023 gegen ihn spricht, selbst wenn der VfL in den beiden letzten Spielen gegen Darmstadt 98 und Bayern München noch etwas holen sollte. Im Sommer verspielte man die greifbare Europa-League-Qualifikation durch eine Heimniederlage gegen den Absteiger Hertha BSC. Und seitdem hat Kovac einen für mehr als 70 Millionen Euro verstärkten Kader spielerisch nicht weiterentwickelt.

Trotzdem fiel dem 52-Jährigen zu dieser schwierigen Situation noch ein Bonmot ein: "Diejenigen, die mich gut kennen, wissen, wie nah mir sowas geht", sagte er und übersetzte danach aus dem Kroatischen: "Diejenigen, die mich kennen, wissen aber auch: Mein Nachname heißt Hufschmied. Ich kann arbeiten - und das werden wir auch machen."

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