Vertragsverlängerung von Matthias Sammer:"Ich kümmere mich um Stabilität"

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Im neuen Jahr arbeiten sie wieder zusammen für den FC Bayern: Sportvorstand Matthias Sammer (links) und der frühere Präsident, Uli Hoeneß (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern verlängert mit Sportvorstand Matthias Sammer bis zum Sommer 2018. Seine Aufgabe bleibt vage, er hat seine Position im Klub gewaltig umdefiniert. Im neuen Jahr wird ihm nun noch Uli Hoeneß als Freigänger zuarbeiten.

Von Matthias Schmid, München

Matthias Sammer kam als Letzter in den Raum, den der FC Bayern folkloristisch als Pressestüberl bezeichnet. Er machte sich als Erster eine Flasche Wasser auf, nahm einen kräftigen Schluck und drehte den Verschluss wieder zu. Ob er sich in diesem Moment gefragt hat, ob er am Morgen das Falsche aus dem Kleiderschrank gegriffen hat?

Neben dem Anzugträger und Präsident Karl Hopfner fiel er schon etwas aus der Reihe mit dem adretten braunen Pullover, unter dem ein lilafarbenes Hemd hervorlugte. Aber es ging hier ja auch nicht um Mode, sondern um Ehrlichkeit, und da hatte Sammer gepunktet. Der 47-Jährige erzählte, nach der Verlängerung seines Vertrages als Sportvorstand könne er sehr viel glaubwürdiger auftreten. Der erste Vertrag, sagte er, sei noch mehr für ein gegenseitiges Kennenlernen da gewesen. "Die erste Zeit ist nicht dafür da, damit man sein Wappen küssen und alles hochreden muss, um sich darzustellen, als hätte man die ganze Tradition und Historie miterlebt", sagte Sammer. Er ließ mit einem Lächeln nicht unerwähnt, dass er ja "gar nichts mit dem Klublogo" anhabe.

Vertragsverlängerung beim FC Bayern
:Einstimmig pro Sammer

Unter ihm gelangen sieben Titelgewinne in zwei Jahren: Der Aufsichtsrat des FC Bayern verlängert den Vertrag mit Sportvorstand Matthias Sammer bis 2018 - der hat weiterhin große Ziele. Präsident Hopfner äußert sich außerdem zur Personalie Uli Hoeneß.

Die Stimmung war prächtig im Pressestüberl, harmonisch. Es hatte sich schon seit Längerem angedeutet, dass der FC Bayern mit seinem Sportvorstand verlängern möchte, sie vertrauen aneinander. Hopfner und Sammer unterzeichneten am Mittwoch den neuen Vertrag bis Sommer 2018. Nicht einmal Matthias Sammer sah sich also genötigt das zu tun, was er als Sportvorstand des FC Bayern am besten kann: zu mahnen. Er hat den Anwesenden nicht beweisen wollen, wie wichtig er für den Verein ist als Stimmungsspürhund und als kritisches Korrektiv, er sprach überhaupt keine Mahnungen aus, nicht einmal zarte.

Sein Aufgabengebiet bleibt genauso vage wie zuvor. Sammer formulierte es am Mittwoch so: "Ich muss dem Trainer den Rücken frei halten." Pep Guardiola, mit dem er im Übrigen "phantastisch zusammenarbeite", wie er betonte, könne man nicht für alles heranziehen. Er habe schon genug mit Aufstellung und Training zu tun, sagte Sammer, "ich kümmere mich daher um die Stabilität im Umfeld, um den Stab, im Interesse des Vereins".

Im Binnenleben des Klubs lassen sich aber nach wie vor Menschen finden, die sich die gleiche gemeine Frage stellen wie einige andere auch in der Branche: Was macht eigentlich Matthias Sammer? Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge soll zu Beginn der Amtszeit von Sammer vor zweieinhalb Jahren ab und an die Stirn gerunzelt haben.

Matthias Sammer agiert eher als Sportpsychologe

Sammer hat die Stelle des Sportvorstands neu definiert, er sieht sich nicht als jemanden, der nach Florenz fliegt, um mit dem dortigen Präsidenten über einen Wechsel von Mario Gomez zu verhandeln. Für die unmittelbare Kaderplanung hat er deshalb auch Michael Reschke eingestellt. "Ich habe geräuschlos zu wirken", hat Sammer selbst einmal gesagt. Er agiert eher als Sportpsychologe, der nah an der Mannschaft ist und in vielen Gesprächen sicher stellt, dass auch unzufriedene Spieler mit einem ehrlichen Lächeln auf den Trainingsplatz gehen und das Gefühl haben, ein wichtiger Teil der Mannschaft zu sein.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie es weiter geht, wenn Uli Hoeneß im Januar als Freigänger in den Klub zurückkehrt, auf eigenen Wunsch erhält er dann eine Anstellung in der Nachwuchsabteilung. Der FC Bayern plant ein großes Leistungszentrum in der Peripherie der Stadt. Sammer gibt zu, dass die Arbeit mit den Hochbegabten in der ersten zweieinhalb Jahren "zu kurz gekommen" sei. Er will sich nun intensiver darum kümmern. Und Uli Hoeneß muss dann hochoffiziell dem alten und neuen Sportvorstand Matthias Sammer berichten.

© SZ vom 20.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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