Vermarkter des TSV 1860 München:Rückkehr der guten Fee

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Für 13 Jahre an Infront versprochen: der TSV 1860 München. (Foto: dpa)

Der TSV 1860 München bindet sich langfristig an den Vermarkter Infront und erhält für 13 Jahre eine Garantiesumme von rund 60 Millionen Euro. Fraglich ist, was aus den Anteilen von Hasan Ismaik an der 1860-KGaA wird.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Die Nachricht machte bereits die Runde, als der TSV 1860 München noch in der Sonne von Marbella weilte. Noor Basha berichtete am Rande des Trainingslagers des Fußball-Zweitligisten, es gehe darum, fortan "die Vermarktung in professionelle Hände zu geben", was insofern überraschte, als sie bis dahin in seinen Händen gelegen hatte.

Basha ist Repräsentant des jordanischen Investors Hasan Ismaik, des Mehrheitseigners der Profifußball-Abteilung des TSV 1860. Und er ist Geschäftsführer der Firma HI Squared, die Ismaik ebenfalls gehört und sich um die Vermarktung des Vereins kümmern sollte. Aus diesem Gebiet zieht sich Ismaik nun komplett zurück, am Dienstag meldete der Klub Vollzug: HI Squared hat die Vermarktungsrechte wieder auf die 1860-KGaA übertragen und behält lediglich die Merchandisingrechte - was einen Deal mit einer anderen Firma ermöglichte: Das Sportmarketing-Unternehmen Infront vermarktet bis 2028 alle Sponsoring- und Werberechte sowie die Business Seats in der Fröttmaninger Arena. Für die 13 Jahre wird der Verein nach SZ-Informationen rund 60 Millionen Euro als Garantiesumme erhalten.

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Infront war zur Saison 2013/14, damals noch über den früheren Geschäftsführer Robert Schäfer, zum TSV 1860 gekommen und hatte einen neuen Trikotsponsor vermittelt. Mit der Vertragsabschlussgebühr von zwei Millionen Euro sicherte sich Sechzig, damals mit Ismaik völlig über Kreuz, den Erhalt der Lizenz. Natürlich verspeist Sechzig auch diesmal wieder eine leckere Signing Fee, die sicherlich hilfreich ist, um die Lizenzierung am Stichtag 15. März zu schaffen.

Inwieweit wird Ismaik helfen?

Inwieweit Ismaik dabei helfen wird, bleibt hingegen abzuwarten. Der Jordanier hat in dieser Saison weitaus weniger in den Kader investiert, als ursprünglich vom Verein erwünscht. Und er hat sich dem Vernehmen nach zuletzt geweigert, einem Trainerkandidaten als Nachfolger für Markus von Ahlen zuzustimmen, mit dem sich Sportchef Gerhard Poschner schon geeinigt hatte. Der HI-Squared-Rückzug nährt nun jedenfalls abermals die Spekulationen, dass Ismaik seine Anteile an der 1860-KGaA am liebsten so schnell wie möglich veräußern würde. Auch wenn Basha schon in Marbella beschwichtigte, als Anzeichen eines generellen Ausstiegs Ismaiks aus dem TSV 1860 sei der Schritt nicht zu werten: "Wir werden die Anteile nicht abstoßen." Gegenüber Journalisten erklärte Basha in Marbella, sich "in Zukunft mehr um den Profibereich" kümmern zu wollen.

Finanz-Geschäftsführer Markus Rejek zeigte sich ziemlich erleichtert über den Vertragsabschluss. "Infront bietet uns eine große Planungssicherheit, die uns auch bei der Lizenzierung hilft. Für die Zukunft unseres Vereins ist das ein wichtiger Schritt", sagte er. "Die Aufgabe ist es, die Einnahmen im Sponsoring deutlich zu erhöhen. Dafür mussten wir die Vermarktungssituation verändern - wir haben jetzt einen ganz anderen Zugriff auf den Markt." Infront werde bald mit einem eigenen Vermarktungsteam Büroräume an der Geschäftsstelle des TSV beziehen.

Die Firma Infront gibt es seit 2003, sie ist aus der früheren Kirch-Sport hervorgegangen, dem Sportrechtehändler der Mediengruppe von Leo Kirch. Unlängst wurde sie von der Wanda-Gruppe, einem der größten chinesischen Immobilienkonzerne, übernommen, der 68,2 Prozent der Anteile für 1,05 Milliarden Euro vom Finanzinvestor Bridgepoint erwarb und auch Anteile an Atlético Madrid besitzt. Für das Engagement bei Infront gibt es offenkundig auch politische Gründe: Wanda-Aufsichtsratschef Wang Jianlin, der zweitreichste Mann Chinas, sagte, Infront sei "bestens positioniert", um China bei Bewerbungen für Sport-Großereignisse "aktiv zu unterstützen". An Sechzig wird er da zunächst noch nicht gedacht haben.

© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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