Van Nistelrooy wechselt zum HSV:Von Landsleuten empfohlen

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Der Hamburger SV sieht Ruud van Nistelrooys Verpflichtung als Beleg der internationalen Wertschätzung und vergrößert weiter seine "Holland-Connection".

Jörg Marwedel

Noch unmittelbar vor dem Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund am Samstagabend wollte Bruno Labbadia, der Trainer des Hamburger SV, die Einigung mit Ruud van Nistelrooy, 33, nicht bestätigen. Dabei war längst klar, dass die Verpflichtung des erfolgreichsten europäischen Torjägers des vergangenen Jahrzehnts unter Dach und Fach war.

Mit dem Niederländer Ruud van Nistelrooy hat sich der HSV einen der besten Stürmer des vergangenen Jahrzehnts geangelt. (Foto: Foto: Getty)

Die Hamburger Zeitungen hatten schon am Samstag ihre erste Seite freigeräumt für den niederländischen Profi von Real Madrid. Und wenn man den Rummel um den einstigen Weltstar einordnet, dann waren die HSV-Verpflichtungen des Engländers Kevin Keegan in den siebziger Jahren, des "Kaisers" Franz Beckenbauer Anfang der achtziger Jahre oder das Anheuern des brasilianischen Nationalspielers Zé Roberto im Sommer 2009 nur kleine Fische.

Erst als das Spiel der Hamburger in Dortmund 0:1 verloren war, gab auch Labbadia seine Zurückhaltung auf. "Ja", sagte der Coach, "Ruud möchte den Weg mit uns gehen." Er habe ein langes Gespräch mit ihm gehabt und dabei festgestellt, dass er "eine sensationelle Einstellung zum Job hat". In ihm "brennt es noch", sagte Labbadia über den Mann, der einst Torschützenkönig beim PSV Eindhoven, bei Manchester United und bei Real Madrid war, zudem dreimal bester Schütze der Champions League (2002, 2003, 2005). Insgesamt erzielte van Nistelrooy 233 Tore in 385 Punktspielen, 49 Treffer in der Königsklasse und 33 Tore in 64 Spielen in der "Elftal", der niederländischen Nationalelf. Er kommt ablösefrei und hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2011 unterschrieben.

Trikotnummer 22

Am Montagnachmittag wird der Stürmer, der perfekt deutsch spricht und die Trikotnummer 22 erhält, in Hamburg vorgestellt. Auf der Homepage des HSV hat er sich schon zum Wechsel geäußert. Er habe mit dem Klubchef Bernd Hoffmann als auch mit Bruno Labbadia "tolle Gespräche" gehabt. Er wisse, dass der HSV "ein toller Verein mit einer starken Mannschaft und großen Ambitionen ist. Und große Ambitionen habe ich auch". Dass er sich für Hamburg entschied und nicht für die englischen Anwärter Tottenham Hotspur, Stoke City oder West Ham United, die vermutlich deutlich mehr boten als jene zwei Millionen Euro, die van Nistelrooy in Hamburg für die Rückrunde bekommen soll, hat auch mit dem guten Ruf des Klubs in den Niederlanden zu tun. Rafael van der Vaart, einst HSV-Kapitän und zuletzt Kollege bei Real Madrid, riet ihm ebenso zu wie der holländische Nationalspieler Joris Mathijsen, der Abwehrchef in Hamburg ist.

Auch die anderen HSV-Spieler scheinen sich auf den illustren neuen Mitspieler zu freuen. Jerôme Boateng schwärmt: "Ihn habe ich bei meinem Computer-Spiel immer als erstes in die Mannschaft geholt." Der künftige Sturmpartner Mladen Petric huldigt dem neuen Mann, er sei ein "Super-Spieler, der unglaublich viele Tore für die größten Klubs der Welt geschossen hat". Genau solche Profis habe sich die Mannschaft gewünscht.

Nun könne man die Ziele verändern: "Nur international reicht nicht, bei so einem Namen muss jedes Jahr die Champions League erreicht werden." Und für Kapitän David Jarolim ist der Transfer der Beweis dafür, "dass der HSV sich auch international etabliert hat".

Nur zwölf Minuten auf dem Feld

Ob van Nistelrooy immer noch ein Weltstar ist, wird sich bald herausstellen. In den vergangenen anderthalb Jahren hat er jedenfalls nur noch sieben Spiele für Real Madrid bestritten, nachdem er im November 2008 bei Richard Steadman in den USA am rechten Knie operiert worden ist. In dieser Saison ist er in der spanischen Liga nur einmal für zwölf Minuten aufgelaufen, machte aber sogleich ein Tor. Derzeit leidet van Nistelrooy noch unter den Folgen eines Muskelfaserrisses. Im schlimmsten Fall könnte es dem HSV mit ihm ähnlich ergehen wie mit dem argentinischen Weltmeister Juan-Pablo Sorin, den der Klub 2006 verpflichtete und der verletzungsbedingt in zwei Jahren aber nur 24 Mal spielte.

Vorerst aber, sagt deshalb auch Labbadia, "müssen wir alles tun, damit er fit wird". Dann könne er für den HSV noch "wichtige Tore" schießen. Glückwünsche wollte der Trainer, der die Klubführung und sich selbst lobte, weil sie auch nach der Absage des Brasilianers Vagner Love nicht die Ruhe verloren habe, aber noch nicht entgegennehmen. "Darüber", sagte er, "können wir in einem halben Jahr sprechen." Auf jeden Fall bekomme der HSV, so van der Vaart, "eine ehrliche Haut mit großer Persönlichkeit" als neuen Kollegen. Und dass Niederländer besonders gut nach Hamburg passen, haben schon Nico-Jan Hoogma, Erik Mejer, van der Vaart, Khalid Boulahrouz, Nigel de Jong, Mathijsen und Eljero Elia bewiesen.

© SZ vom 25.01.2010/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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