Union schlägt Hoffenheim:Comeback im Schneegestöber

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Neues Jahr, altes Bild: Die Mannschaft von Union Berlin verliert ihre Heimspiele nicht. (Foto: Uwe Koch/Imago)

Mit gewohnter Leidenschaft bezwingt der 1. FC Union die TSG Hoffenheim. Als Nachfolge für den abgewanderten Julian Ryerson wird der kroatische WM-Verteidiger Josip Juranovic verpflichtet.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es gibt noch Verlässlichkeit im Leben, und die Heimstärke des 1. FC Union Berlin scheint auch im Kalenderjahr 2023 dazuzählen. Im Schneegestöber von Köpenick kamen die Unioner am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim zu einem Heimsieg, der am Ende dem Spielverlauf überaus gerecht wurde - weil sich die Unioner in der zweiten Halbzeit all der Tugenden erinnerten, die aus ihrem Team einen Dauergast im oberen Tabellendrittel gemacht haben. Union wird den 16. Spieltag mit 30 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz beschließen, hinter Tabellenführer FC Bayern München (35) und der Frankfurter Eintracht, die ebenfalls 30 Zähler aufweist. In der Arithmetik des Union-Trainers Urs Fischer fehlen nur noch zehn Punkte bis zum Erreichen des Saisonziels Nichtabstieg. Sie würden schon dann komplettiert werden, wenn Union den seit Februar 2022 währenden Nimbus wahrt, daheim ungeschlagen zu sein.

Zur Wahrheit der Geschehnisse im Stadion An der Alten Försterei gehört aber auch, dass Hoffenheim den reiferen, besseren Start in die Partie hinlegte - und durch den überaus interessanten Startelfdebütanten Tom Bischof, 17, nach kaum mehr als sieben Minuten fast in Führung gegangen wäre. Der Offensivspieler traf den Ball nicht richtig. Union hingegen? Mühte sich, aber ohne die letzte Konsequenz in den Offensivaktionen. Folge war vor allem die famose Gelegenheit zur Führung, die US-Stürmer Jordan Siebatcheu liegenließ.

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Nach einem skurrilen Handspiel von Ihlas Bebou im Strafraum entschied der Referee auf Elfmeter - doch Jordan, der an den Vortagen noch im Training jeden Strafstoß souverän verwandelt hatte, wie Trainer Urs Fischer hernach verriet, setzte den Ball an den Pfosten (25.). Bebou atmete auf und am Ende richtig durch. Denn nach einem von Bischof initiierten, schnellen Konter der Hoffenheimer über drei Stationen schloss Bebou in der 43. Minute sehr trocken zur 1:0-Führung der Gäste ab.

Mit der Trockenheit hatte es sich in der Alten Försterei dann aber endgültig erledigt. Der Schneefall wurde intensiver, was die zermürbende Unerbittlichkeit Unions im Umgang mit dem Gegner nicht stoppte. Union habe seiner Mannschaft nach einer wirklich guten ersten Halbzeit in der zweiten Hälfte "mit Mentalität und Biss den Schneid abgekauft", konstatierte Gäste-Trainer Andre Breitenreiter. Und die Tore fielen wie Federn aus einer aufgeschüttelten Decke.

Doekhi trifft zweimal nach einer Trimmel-Flanke

Die beiden Treffer, mit denen Union die Partie drehte, folgten exakt dem gleichen Muster. Kapitän Christopher Trimmel mimte wieder David Beckham und zirkelte zwei Eckbälle von links in den Strafraum (73./89.), Innenverteidiger Danilo Doekhi, 24, lief an und rammte den Ball jeweils per Kopf unhaltbar ins Netz - mit der gleichen Wucht, mit der er vor ein paar Wochen schon einmal in letzter Minute einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach hergestellt hatte.

"Zwei einfache Standardtore dürfen so nicht fallen, das müssen wir härter und intensiver verteidigen", monierte Breitenreiter. Den Schlusspunkt aber setzte der eingewechselte Jamie Leweling (90.+6). Und auch wenn die Hoffenheimer und ihr Trainer Breitenreiter nachvollziehbar monierten, dass der Schiedsrichter vor dem Eckstoß zum 2:1 auf Abseits gegen Union hätte entscheiden müssen, so blieb doch der Eindruck, dass Union sich "den Sieg aufgrund dieser dominanten zweiten Hälfte dann auch verdient" hatte, wie Union-Coach Fischer sagte. "Die Mannschaft hat ihre Mentalität gezeigt, sie war unermüdlich."

Juranovic kommt von Celtic Glasgow und gilt als Rekordtransfer in Köpenick

Das war umso bemerkenswerter, als in den vergangenen Tagen in Köpenick so etwas wie Anflüge von Melancholie erkennbar wurden. Grund war der überraschende Weggang von Julian Ryerson. Der Norweger, der nun zu Borussia Dortmund weitergezogen ist, gehört zu den Spielern, die unter den Unionern als "Aufstiegsheld" galten, weil sie schon in der zweiten Liga im Team waren.

Ersetzt wird Ryerson durch einen für Union-Verhältnisse fast schon galaktischen Zugang: Am Sonntag wurde die Verpflichtung des kroatischen WM-Spielers Josip Juranovic vom schottischen Meister Celtic Glasgow bekannt gegeben. Die Ablösesumme soll dem Vernehmen nach acht Millionen Euro plus Boni betragen, das wäre ein Rekordtransfer in der Köpenicker Klubgeschichte. Sportchef Oliver Ruhnert lobte "Tempo, Erfahrung und Fähigkeiten" Juranovics: "Wir sind überzeugt, mit ihm einen Spieler zu verpflichten, der uns schnell weiterhelfen kann, und freuen uns auf ihn." Melancholie ist kein Zustand, der sich bei Union lange hält.

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