Unentschieden zwischen Barcelona und Atlético:Ohrfeige für den Spielverlauf

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Fassungslos: Lionel Messi (links) und Cesc Fabregas nach dem 0:1. (Foto: AFP)

Die These von den viel zitierten spanischen Verhältnissen ist widerlegt: Atlético Madrid und der ehemalige Wolfsburger Diego ermauern im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona ein Unentschieden. Im Rückspiel muss Barcelona zudem auf einen Schlüsselspieler in der Defensive verzichten.

Noch ein Spieler und noch einer, Diego Simeone konnte jetzt nicht genug Spieler im eigenen Strafraum haben. Erst als es acht waren, hörte er auf zu winken. Acht müde Männer, in Erwartung einer schnellen Passfolge. In Erwartung des Schlusspfiffs. Das war Simeones Taktik für die letzten Spielminuten. Schön? Stilprägend? Simeone war das egal. Das Spiel endete 1:1 (0:0). Das war dem Trainer von Atlético Madrid wichtig. Weil sich bei Barcelona zudem Innenverteidiger Piqué verletzte und für vier Wochen ausfällt, hat Atlético tatsächlich beste Chancen, in der kommenden Woche ins Halbfinale der Champions League vorzudringen.

Der FC Barcelona gegen Atlético Madrid, eine Art Mini-Clásico im Viertelfinale, das Spiel, das die These von den viel zitierten spanischen Verhältnissen widerlegte. Die Primera División wird ja nicht länger nur von Barcelona und Real Madrid dominiert, in dieser Saison hat sich ein drittes Team oben eingereiht, zurzeit sogar ganz oben: Atlético führt die Tabelle an, einen Punkt vor Barcelona, drei Zähler vor Real.

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Simeone hat seine Spieler auf einen kantigen, körperlichen Fußball eingestellt, auch das entspricht nicht den spanischen Verhältnissen. "Eine Ohrfeige für den spanischen Fußball" sei der Stil von Atlético, sagt etwa Luis Garcia, der Trainer des FC Getafe.

Simeone lässt sich von dieser Kritik nicht irritieren, auch im Hinspiel gegen Barça zeigte sein Team vor allem eines: kantigen, körperlichen Fußball. In der ersten Viertelstunde drängte Atlético die feinen Füße des FC Barcelona weit zurück in deren Spielfeldhälfte, die Gäste attackierten früh, teilweise zu dritt am Strafraum. Und die Füße des Gastgebers wirkten auf einmal nicht mehr ganz so fein. Nach sieben Minuten etwa provozierte Atléticos Pressing einen Fehlpass von Barcelona-Torwart Pinto, David Villa stand frei im Strafraum. Er schoss am Tor seines ehemaligen Mitspielers vorbei.

Nach dieser aggressiven Anfangsphase zog sich Atlético jedoch weiter vor das eigene Tor zurück, die feinen Füße hatten wieder ihren geliebten Ballbesitz. Und wurden gefährlicher. Nach einem Pass von Lionel Messi war Andrés Iniesta unbewacht, sein Schoss wurde gerade noch geblockt von Diego Godin (26.). Ansonsten stellten sich teilweise acht Atlético-Spieler in den eigenen Strafraum, zu kleineren Chancen kam Barcelona allenfalls nach Flanken.

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Auch in der zweiten Halbzeit dominierte der Gastgeber. Doch dann kam Diego an den Ball. Der Brasilianer war nach einer halben Stunde für den angeschlagenen Stürmer Diego Costa eingewechselt worden, nun stand er frei - und schoss von der halbrechten Seite kunstvoll in den Winkel (56.). 0:1, eine Ohrfeige für den Spielverlauf.

Anschließend gönnte Atlético dem Gastgeber wieder den Ballbesitz. Eine Viertelstunde lang ging das gut, dann spielte Iniesta einen feinen Pass zwischen drei müden Verteidigern hindurch, Neymar traf zum Ausgleich (71.). Barcelona war nun klar überlegen, Atlético-Torwart Courtois parierte jedoch glänzend gegen Iniesta (73.) und gegen Messi (85.). Ansonsten standen im Strafraum bis zum Abpfiff sechzehn müde Verteidigerbeine im Weg. Ein kantiger, körperlich erkämpfter Punkt. Simeone hörte auf zu winken. Und klatschte.

© SZ vom 02.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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