Nationalmannschaft:Eine Weltfußballerin für den DFB

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Funktionärin mit Spitzensporterfahrung: Nadine Keßler. (Foto: Wunderl/Beautiful Sports/Imago)

Nadine Keßler beendete im Alter von 28 Jahren ihre aktive Karriere - nun wird die Uefa-Mitarbeiterin als Nachfolgerin von Oliver Bierhoff gehandelt.

Als ihr Name spontanes Interesse im deutschen Fußball hervorrief, war Nadine Keßler weit weg. Fast 16 500 Kilometer entfernt von der Zentrale des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) beschäftigt sie sich dieser Tage mit der WM der Frauen, referiert im International Convention Center von Sydney über neue Trends. Die frühere Nationalspielerin ist beim krisengeplagten Deutschen Fußball-Bund eine Kandidatin für die Nachfolge von Oliver Bierhoff. Dies bestätigte der DFB - mehr aber auch nicht. "Wir reden mit ihr, stehen aber nicht vor einer Vertragsunterschrift", teilte der Verband mit: "Wir sprechen auch noch mit anderen Kandidaten."

Keßler, 35, Europameisterin von 2013, könnte DFB-Geschäftsführerin im Bereich Akademie und Nationalmannschaft werden, darüber hatte zunächst die Münchner Abendzeitung berichtet. Bereits vor zwei Jahren war die gebürtige Pfälzerin bei der Nachfolgersuche für den zurückgetretenen Fritz Keller sogar als mögliche DFB-Präsidentin gehandelt worden. Natürlich traue sie Keßler ein solches Amt zu, sagte Nationaltorhüterin Almuth Schult damals. "Eine beeindruckende Persönlichkeit, ein Vorbild auf und neben dem Platz", schwärmte die frühere Bundestrainerin Silvia Neid vor einiger Zeit.

Karriereende mit 28 - wegen Knieverletzungen

Seit ihrem verletzungsbedingten Karriereende 2016 ist die 29-malige Nationalspielerin in verschiedener Funktion für die Europäische Fußball-Union (Uefa) tätig. Von Botschafterin über Beraterin arbeitete sie sich bis zur Leiterin der Abteilung Frauenfußball nach oben. Sie verfügt über Funktionärserfahrung und kennt die Mechanismen im Spitzenfußball. Als Spielerin kam sie von ihrem Jugendklub SV Herschberg über den 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga. Parallel studierte sie Fitnessökonomie und arbeitete in einer Agentur für Kommunikationsdesign. Für die saarländische SPD war sie 2009 bei der Wiederwahl von Bundespräsident Horst Köhler Mitglied der 13. Bundesversammlung.

Im selben Jahr folgte der nächste Karriereschritt zu Turbine Potsdam. Dort wurde sie wie bei ihrem letzten Klub VfL Wolfsburg Meisterin und Champions-League-Siegerin. 2014 wurde die Mittelfeldspielerin zur Weltfußballerin und zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt. Doch im Alter von nur 28 Jahren hatte sie bereits elf Operationen am Knie hinter sich. "Ich bin ein Alles-oder-nichts-Typ, und es ist so, dass das Knie Leistungssport nicht mehr aushält", sagte Keßler damals. Ihre neue Berufung fand sie bei der Uefa, entwickelte unter anderem die erfolgreiche Champions-League-Reform bei den Frauen.

Als Kandidat für einen DFB-Posten war zuletzt auch der 2014er-Weltmeister Sami Khedira im Gespräch gewesen, die Verhandlungen mit dem 36-Jährigen scheiterten aber. Nun ist Keßler eine Kandidatin, um beim DFB neben dem als Technischem Direktor gehandelten Hannes Wolf einen dringend erforderlichen Umschwung einleiten. Weder die Uefa noch Keßler haben das DFB-Interesse zunächst kommentieren wollen.

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SZ PlusMeinungKhedira geht nicht zum DFB
:Moment - der äußert ja Kritik!

Sami Khedira wird doch nicht Sportdirektor der Nationalmannschaft. Angeblich ist er zu teuer - und außerdem akzeptiere er die Strukturen und Zuständigkeiten nicht. Dabei müsste man beim verkrusteten DFB genau dort ansetzen.

Kommentar von Thomas Kistner

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