U17 des FC Bayern:Mit der Schale auf die Haus-Party

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Jubel rot-weiß: Die Münchner U17-Junioren feiern ihren Titelgewinn. Ihr Trainer Tim Walter verabschiedet sich somit erfolgreich zur U23 des Vereins in die Regionalliga Bayern. (Foto: Lennart Preiss/Getty)
  • Die U17 des FC Bayern feiert mit einem 2:0 über Werder Bremen die Deutsche Meisterschaft.
  • Danach wird kräftig gefeiert.

Von Christoph Leischwitz

Es gab natürlich keine überdimensionalen Weißbiergläser mit angebundenen Kameras, nicht einmal ein Megafon für die Feier auf dem Zaun vor den Fans. Und die Kleidung des Trainers klebte zwar, aber sie roch recht dezent nach Limonade. Trotz alledem fielen die Feierlichkeiten lautstark und ungemein gelöst aus. Unter den Minderjährigen des FC Bayern München gab es bis zum Sonntagnachmittag schon sehr lange nichts mehr zu feiern. Dann hatte die U17 mit einem 2:0 (0:0) gegen Werder Bremen zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder die deutsche Meisterschaft gewonnen.

"Neeeee, die trinken keinen Alkohol", sagte deren Coach Tim Walter nach der Limodusche - er war sich da sehr sicher, auch wenn diese Aussage für die nun folgenden Stunden nur eine Prognose sein konnte. Geplant war im Anschluss eine Party im Haus des Ersatzkeepers Maurice König (oder eher im Haus seiner Eltern), sehr viele Freunde seien eingeladen. "Großes Haus, großer Garten, wo wir halt einfach chillen können", erklärte Bayerns Meister-Kapitän Lars Lukas Mai.

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Bremens Torwart ermöglicht der die späte Führung

Es war gegen Ende des Spiels zwar noch einmal spannend geworden, aber das hatte sich die U17 des FC Bayern selbst zuzuschreiben. Es war ihr nämlich auch nach 75 Minuten nicht gelungen, trotz klarer Überlegenheit ein Tor zu erzielen. Sie hatte gegen die weitgereisten Gegner von Anfang an von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht vor 4350 Zuschauern im Grünwalder Stadion und ihre eigene Party gefeiert. Werder durfte die meiste Zeit nur zusehen. Und das 35 Minuten lang auch nur zu Zehnt, weil sich Werders Junioren-Nationalspieler Pascal Hackethal mehrere Aussetzer leistete und in der 45. Minute mit Gelb-Rot vom Platz geschickt wurde.

"Gefährlich war Bremen mit weiten Einwürfen und mit Standards", fand Bayerns Trainer Walter hernach. Und Nervosität aufgrund der Größe der Aufgabe und des Publikums war seinem eigenen Team bestenfalls in den ersten zwei Spielminuten anzumerken, danach jedoch nicht mehr. "Der Trainer hat in der Halbzeit gesagt, er weiß gar nicht, was er uns mit auf den Weg geben soll, weil wir es so gut gemacht haben", sagte Kapitän Mai nach dem Spiel.

Die Mannschaft strotzt so sehr vor Selbstvertrauen, dass sie bedenkenlos nach vorne spielte, aber auch ohne dabei gefährliche Chancen des konterstarken Gegners zuzulassen. Fünf Minuten vor Schluss (die U17 spielt bekanntlich nur zweimal 40 Minuten) schuf Bayerns Stürmer Franck Evina mit einem Sprint eine Überzahlsituation, dann schoss er vom Strafraumrand aufs Tor. Bremens Torwart Luca Plogmann konnte nur zur Seite ablenken, wo Bayerns Spielmacher Marcel Zylla abstaubte.

Ein Bremer Aufbäumen gab es danach nicht mehr. David Philip musste offensichtlich mit Krämpfen in beiden Beinen vom Platz getragen werden, das Wetter und die Unterzahl hatten den Gästen alles abverlangt. Das 2:0 gelang dann noch dem wenige Sekunden zuvor eingewechselten Benedict Hollerbach (80.+2), ebenfalls nach Vorarbeit von Evina. "Bisher war unsere Mannschaft dafür bekannt, immer Zweiter zu werden, es ist jetzt ein unglaubliches Gefühl", sagte Evina über seinen Jahrgang. "Das Spiel war ein Abbild der Saison", fand der Trainer, die Mannschaft habe mal wieder unbändigen Willen gezeigt. Die individuelle Klasse der Spieler sei hoch genug, um Titel zu holen - auch wenn in der Schlussphase das erste Tor lange auf sich warten ließ, "weil jeder alleine loslegen wollte".

Das ultimative Ziel der Jungs bleibt natürlich Bundesliga-Profi: Mit dem Sieg sei man jedoch schon "ein Stück weit unsterblich geworden", glaubt Mai. "Den Titel kann uns niemand mehr nehmen. Ein Mega-Gefühl." Aus der letzten Meistermannschaft von 2007 sind zwar nicht mehr allzu viele Namen geläufig, am ehesten noch Diego Contento (Bordeaux) und Mehmet Ekici (Trabzonspor). Aber: "Wenn die sich so weiterentwickeln, dann werden wir an denen noch eine Menge Spaß haben", glaubt Tim Walter. Für den FC Bayern wäre es wohl ein noch größerer Erfolg als der Titel, wenn bald mal wieder Profis aus dem eigenen Lager kommen.

"Heute", sagte Walter dann noch auf die Frage, wann er Zeit habe zu feiern - mit der U23 hat er vergangene Woche schon das erste Testspiel bestritten, die Saison beginnt am 14. Juli. Heute Abend aber sei er mit der Mannschaft "zu allen Schandtaten bereit". Bier würden allerdings nur er und sein Trainerteam trinken.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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