TSV 1860 München:Mehr als ein paar Fehler

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Hinter dem Trikot versteckt sich Rodri, der beim TSV 1860 inzwischen keine Rolle mehr spielt. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

In dieser Saison ist beim TSV 1860 München ein komplettes Konzept gescheitert, das Sportchef Poschner erdacht - und damit ein naives Präsidium überzeugt hat. Wieso will er trotzdem weitermachen?

Kommentar von Philipp Schneider

Erinnert sich jemand noch an Ismael Alfonso Blanco? Lustiger Argentinier, dunkle Mähne, dünner Schnurrbart? Spielte tatsächlich mal für den TSV 1860 München, war angeblich Stürmer. Schoss dann aber null Tore in 13 Spielen, wurde kurz vor Weihnachten 2012 aus dem Kader gestrichen, und Noor Basha fragte: "Was macht Blanco? Nichts! Also stimmt doch etwas mit unserem Plan nicht."

Das war natürlich eine steile These. Aber Thesen von Basha sind selbst dann relevant, wenn sie senkrecht sind. Weil Basha der Cousin von Investor Hasan Ismaik ist, dem 60 Prozent des Fußballklubs gehören. Die Blancothese war Bashas argumentative Grundlage, um neue Verantwortliche bei 1860 zu fordern. Der arme Blanco sollte dafür herhalten, die Einkaufspolitik des damaligen Sportdirektors Florian Hinterberger zu kritisieren. Als der ein Jahr später entlassen wurde, sagte er tatsächlich: Ich habe das Ziel verfehlt, Platz drei anzugreifen!

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Bei Sechzig ist ein komplettes Konzept gescheitert

Gerhard Poschner, Hinterbergers Nachfolger, hat in dieser Woche das Ziel erreicht, gerade so den Abstieg verhindert zu haben. Darüber entschied ein Tor in der Nachspielzeit des letzten Relegationsspiels gegen den Fußballdrittligisten aus der Handballstadt Kiel. Nachdem Poschner eine Mannschaft zusammengestellt hatte, in der es nur so wimmelt vor Spielern, die längst gemütlich ihre Füße hochlegen können wie einst Blanco: Annan. Bedia. Sanchez. Claasen. Leonardo. Rodri.

Unfassliche sechs von 13 Poschner-Transfers waren überhaupt nicht beteiligt an der Rettung von 1860; Angha, Simon und Ortega so gut wie gar nicht. Auf dem Platz, als die Löwen gegen Kiel beherzt das Spiel drehten, standen nur zwei der 13 (!). Warum aus Bashas Sicht diesmal mit dem Plan alles stimmt und Poschner bleiben soll, weiß nur Basha allein.

Ob es wohl damit zu tun hat, dass der Investorencousin diesmal Fußballmanager spielen und jedem Transfer persönlich zustimmen durfte?

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In dieser Saison ist bei Sechzig ein komplettes Konzept gescheitert, das Poschner erdachte und damit ein naives Präsidium überzeugte: die Vorstellung, man könne einen Kader planen, ohne dass der Trainer ihn mitgestaltet; die Hoffnung, Techniker aus verschiedensten Ländern könnten in der zweiten deutschen Knüppel-Liga 4-3-3-Tiki-Taka zaubern; und vor allem die Idee, einen ehemaligen Spielervermittler, der insbesondere in Spanien vernetzt ist, zum mächtigen Geschäftsführer zu machen.

Poschner will weiterarbeiten, um seine Fehler auszubügeln. Dabei ignoriert er, dass in dieser Saison nicht einfach nur ein Sportchef mit ein paar Transfers daneben lag.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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